Die Parodontitis muss nachhaltiger und effektiver
bekämpft werden. Eine entsprechende Positionierung verabschiedete die
Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung
(KZBV) am Donnerstag in Berlin. Alle Entscheidungsträger in Politik,
Wissenschaft und Selbstverwaltung seien jetzt aufgefordert, gemeinsam
mit der Vertragszahnärzteschaft eine dem Stand der Wissenschaft
entsprechende Behandlungsstrategie gegen diese Volkskrankheit zu
etablieren.
Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV: "Heute
leidet jeder zweite Erwachsene in Deutschland an einer solchen
behandlungsbedürftigen Erkrankung des Zahnhalteapparates. Jedes Jahr
kommen etwa 500.000 Neuerkrankungen hinzu. Der demografische Wandel
führt zu einem erheblich steigenden Behandlungsbedarf. Die
Parodontitis ist eine schleichende, chronische Erkrankung, deren
gravierende Folgen sowohl für die Mund- wie auch für die
Allgemeingesundheit der Bevölkerung weitestgehend unbekannt sind. Die
Wechselwirkungen mit anderen Erkrankungen wie Diabetes Typ II,
chronischen Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislaufsystems
sind ebenso wenig bekannt, wie der Einfluss der Parodontitis auf
Frühgeburten."
Zahnverluste und negative Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit
müssen aber nicht zwingend in Kauf genommen werden, betonte Eßer.
"Wir wissen heute, dass die Parodontitis durch regelmäßige Prophylaxe
beim Zahnarzt und mundgesundes Verhalten in den allermeisten Fällen
vermieden und eine bestehende Erkrankung in ihrer Verlaufsform
wesentlich abgemildert werden kann." Um die gesundheitlichen und
wirtschaftlichen Folgen dieser Volkskrankheit in den Griff zu
bekommen, müsse neben einer flächendeckenden Aufklärung der
Bevölkerung mit dem Ziel der Entwicklung eines spezifischen
Krankheitsbewusstseins auch der Leistungskatalog der Gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) zwingend den wissenschaftlichen
Erkenntnissen angepasst und entsprechend ergänzt werden.
Wesentliche Bausteine einer präventionsbasierten
Versorgungsstrecke fehlen derzeit noch. Hierzu zählen unter anderem:
- Die Möglichkeit des Zahnarztes zur individuellen Aufklärung,
Motivation und Remotivation der Patienten,
- die regelmäßige Verlaufskontrolle im Sinne einer
qualitätsgesicherten Evaluation,
- sowie ein strukturiertes Nachsorgeprogramm im Sinne der
unterstützenden Parodontitistherapie (UPT).
Eßer kündigte ein neues, wirksames und umfassendes
Versorgungskonzept der KZBV und renommierter Wissenschaftler an.
Dieses werde derzeit unter Federführung der KZBV und maßgeblicher
Beteiligung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DGParo)
sowie der European Federation of Periodontology (EFP) erstellt.
Hintergrund: Parodontitis
Die Parodontitis ist eine bakteriell bedingte Entzündung. Sie
zerstört Teile des Zahnhalteapparates und ist bei Erwachsenen ab dem
40. Lebensjahr einer der Hauptgründe für den Verlust von Zähnen.
Unbehandelt verläuft die Krankheit meist schmerzlos, schreitet
zugleich aber langsam und unaufhörlich voran. In zunehmendem Umfang
belegen wissenschaftliche Studien die zum Teil erheblichen
Wechselwirkungen mit anderen Allgemeinerkrankungen. Die
Behandlungskosten der GKV summierten sich im Jahr 2014 auf
insgesamt 424 Millionen Euro. Dabei betrugen die Kosten pro Fall etwa
413 Euro, wobei je Fall durchschnittlich 20,7 Parodontien versorgt
wurden.
Pressekontakt:
Kai Fortelka
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