Gemeinsamer Appell für die Einführung der
PrEP in Deutschland veröffentlicht / Deutsche AIDS-Gesellschaft
(DAIG), HIV-Ärzte-Verbund dagnä und Deutsche AIDS-Hilfe (DAH):
Wirksames Mittel gegen HIV-Infektionen darf nicht ungenutzt bleiben
Die Zeit ist reif für die Einführung der medikamentösen
HIV-Prophylaxe in Deutschland. Sie könnte helfen, die Zahl der
HIV-Neuinfektionen nachhaltig zu senken.
In einem gemeinsamen Appell sprechen sich darum kurz vor dem
Welt-Aids-Tag am 1.12. die zuständigen HIV/Aids-Organisationen für
die Einführung der so genannten Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) aus.
Die Initiatoren fordern die Bundesregierung und den Gemeinsamen
Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen (G-BA) auf, so schnell
wie möglich die nötigen Maßnahmen einzuleiten.
Zuverlässiger Schutz für Menschen mit hohem Risiko
Bei einer PrEP wird das HIV-Medikament Truvada® vorbeugend
eingenommen. Es verhindert dann eine HIV-Infektion sehr zuverlässig.
In Deutschland kommt die PrEP vor allem für schwule und bisexuelle
Männer mit häufigen ungeschützten sexuellen Kontakten in Frage - eine
überschaubare Gruppe, in der aber ohne diese Schutzmöglichkeit viele
HIV-Infektionen stattfinden.
Seit Oktober ist Truvada® in Europa als PrEP für Menschen mit
besonders hohem HIV-Risiko verordnungsfähig. Die Krankenkassen haben
jedoch erklärt, für die Kosten nicht aufzukommen, der G-BA hat sich
bislang nicht geäußert. Damit ist die PrEP für die meisten Menschen
faktisch nicht verfügbar. Denn eine Monatspackung kostet 820 Euro.
Die am Appell beteiligten Organisationen fordern daher:
- Die PrEP muss von den Krankenkassen zuverlässig erstattet
werden. Zu diesem Zweck müssen das Infektionsschutzgesetz oder
die Schutzimpfungsrichtlinie des G-BA angepasst werden.
- Der aktuelle und künftige Hersteller müssen das PrEP-Medikament
zu einem sehr viel niedrigeren Preis anbieten. In der
Herstellung ist es billig. Die Preissenkung ist der Schlüssel
zum Einsatz der PrEP in der Prävention.
Dazu erklärt Prof. Dr. Georg Behrens, Präsident der Deutschen
AIDS-Gesellschaft:
"Mit der PrEP können wir die Erfolge der HIV-Prävention in
Deutschland ausbauen. Sie bewahrt Menschen vor HIV und kann damit
auch Folgekosten für das Gesundheitssystem sparen. Zugleich
verhindert ein regulärer Zugang, dass Menschen sich die PrEP auf
eigene Faust beschaffen und sie ohne ärztlichen Beistand anwenden,
womit erhebliche Risiken verbunden sind."
Dr. Knud Schewe, Sprecher des Vorstandes der Deutschen
Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung
HIV-Infizierter (dagnä) erläutert:
"Im Praxisalltag erleben wir immer wieder Menschen, die sich vor
HIV schützen möchten, denen der Schutz mit Kondomen aber nicht immer
gelingt. Endlich können wir auch diesen Menschen etwas anbieten. Aus
ärztlicher Sicht können wir es nicht länger verantworten, sie
abzuweisen. Das Ergebnis sind vermeidbare HIV-Infektionen."
Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe, betont:
"Die PrEP wird das Kondom nicht ersetzen, es bleibt für die
meisten Menschen das einfachste Mittel, sich vor HIV zu schützen und
reduziert das Risiko anderer Geschlechtskrankheiten. Manche Menschen
aber brauchen die medikamentöse Prophylaxe, um HIV-negativ zu
bleiben. Die PrEP muss daher ein weiterer Baustein der HIV-Prävention
werden."
Schutz mit Kondomen gelingt nicht immer
Die Gründe, warum Menschen der Schutz mit Kondomen nicht gelingt,
können vielfältig sein. Sexuelles Verhalten ist oft nicht rational
steuerbar, starke Gefühle wie Leidenschaft oder Angst können ebenso
eine Rolle spielen wie verinnerlichte Handlungsmuster,
Selbstwertprobleme, Alkohol und Drogen oder Erektionsprobleme bei
Kondomgebrauch.
Einigkeit mit WHO und UNAIDS
DAIG, dagnä und DAH wissen sich in ihrer Forderung nach der PrEP
einig mit der WHO und UNAIDS. In immer mehr Ländern ist die PrEP
bereits im Einsatz, darunter die USA, Frankreich und Norwegen.
Die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) ist die medizinische
Fachgesellschaft zum Thema. Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft
niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä)
vertritt die HIV-Schwerpunktärzte, die täglich mit den Bedürfnissen
von Patient_innen konfrontiert sind. Die Deutsche AIDS-Hilfe betreibt
HIV-Prävention für die am stärksten von HIV betroffenen Gruppen.
Weitere Informationen:
Appell für die Einführung der PrEP in Deutschland:
http://ots.de/jd2Xw
Umfrage der dagnä: http://ots.de/Ncvvv
Vorläufige Hinweise zum Einsatz der PrEP der DAIG:
http://ots.de/oiV71
Informationen zur PrEP auf aidshilfe.de:
https://www.aidshilfe.de/hiv-prep
Pressekontakt:
DAIG: Dr. Annette Haberl, Vorstand, annette.haberl@mail.hivcenter.de,
Tel. (069) 6301 76 80, mobil 0177 684 30 32, www.daignet.de
dagnä: Robin Rüsenberg, Geschäftsführer, ruesenberg@dagnae.de, Tel.
(030) 39 80 19 30, www.dagnae.de
DAH: Holger Wicht, Pressesprecher, Tel. (030) 69 00 87 16,
holger.wicht@dah.aidshilfe.de, www.aidshilfe.de
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