fit und munter - Studie: Ländliche Gebiete bei Facharztversorgung abgehängt

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Studie: Ländliche Gebiete bei Facharztversorgung abgehängt


Mehr als zwei Drittel der Deutschen benötigten
innerhalb des letzten Jahres eine fachärztliche Behandlung. Bei der
Versorgung mit Facharztpraxen besteht aber weiterhin eine deutliche
Kluft zwischen ländlichen Gegenden und urbanen Zentren: Während
Patienten in Städten ab einer halben Million Einwohnern weniger als
20 Minuten zu ihrem letzten Facharztbesuch unterwegs waren,
benötigten Bewohner von Dörfern mit weniger als 5.000 Einwohnern fast
eine halbe Stunde, um die Fachpraxis zu erreichen. Mehr als ein
Viertel der Deutschen befürchtet zudem, dass sich die ärztliche
Versorgung an ihrem Wohnort in Zukunft verschlechtern wird. Dies sind
Ergebnisse der aktuellen Studie "Gesundheitsversorgung 2016" der
pronova BKK. Grundlage ist eine deutschlandweite, repräsentative
Befragung von insgesamt 1.639 Bundesbürgern ab 18 Jahren.

Für die Bewohner ländlicher Gegenden dauert die Anreise zu
Fachpraxen, wie zum Beispiel für Kardiologie, Orthopädie oder
Psychiatrie, Frauen-, Kinder- oder Augenheilkunde, nicht nur länger -
sie ist auch komplizierter. "In Ballungszentren sind die Praxen für
die Patienten oft zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht
zu erreichen. In ländlichen Gegenden sind die weiten Strecken
hingegen häufig nur mit einem PKW zu bewältigen. Gerade im Fall einer
Erkrankung stellt das Autofahren dann aber ein kaum zu vertretendes
Risiko dar", sagt Lutz Kaiser, Vorstand der pronova BKK.

Erreichbarkeit der Arztpraxen: Zufriedenheit in den Städten, Frust
auf dem Land

Die unterschiedliche Versorgungsdichte zwischen Stadt und Land
drückt sich auch in der Zufriedenheit der dort Wohnenden aus: Rund
die Hälfte aller Menschen in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern
sind mit der Nähe zu Arztpraxen an ihrem Wohnort sehr zufrieden. In
Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern gilt dies hingegen nicht
mal für jeden Dritten. Und die Deutschen rechnen damit, dass sich
dieser Trend weiter verstärken wird: Wer die Ärzteversorgung an
seinem Wohnort heute schon als sehr oder eher gut ansieht, erwartet
auch für die Zukunft überwiegend eine gute Entwicklung. Fast alle,
die sich heute mit Praxen schlecht versorgt sehen, erwarten hingegen
für die Zukunft eine negative Entwicklung.

Pronova BKK-Vorstand Kaiser teilt diese Ansicht: "Wenn der
Gesetzgeber und die Kassenärztlichen Vereinigungen nicht massiv
gegensteuern, wird sich der Ärztemangel auf dem Land noch erheblich
verschärfen. Zudem müssen die Kommunen selbst mehr attraktive
Angebote vor Ort schaffen, um Ärzte von dem Standort zu überzeugen.
Das ist der richtige Weg."

Ein weiterer Nachteil in der ländlichen Versorgung ist, dass es
für die Patienten schwieriger wird, im Bedarfsfall eine Zweitmeinung
einzuholen. Dafür hatten schon 44 Prozent der Deutschen Anlass,
überwiegend, weil sie hinsichtlich einer Behandlungsempfehlung
unsicher waren.

Ärztemangel verschlimmert Landflucht

Die unterschiedliche Dichte der Facharztpraxen wirkt sich
zusätzlich negativ durch eine Verstärkung der Landflucht aus. Denn
die Nähe zu Arztpraxen spielt für rund ein Viertel der Deutschen eine
große Rolle bei der Wahl ihres Wohnortes. Fast jeder Fünfte zieht
sogar in Betracht, für eine bessere medizinische Versorgung
umzuziehen. Dieser Umzugswille ist bei jungen Leuten viel stärker
ausgeprägt als bei älteren Menschen: 39 Prozent der Deutschen
zwischen 18 und 29 Jahren erwägen, für eine bessere medizinische
Versorgung den Wohnort zu wechseln. Ab 60 Jahren gilt dies hingegen
nur für jeden Zehnten. Doch mit steigendem Alter nimmt in der Regel
auch der Bedarf an medizinischen Behandlungen zu. Dies kann dazu
führen, dass in näherer Zukunft der Bedarf an fachärztlichen
Behandlungen gerade dort besonders hoch sein wird, wo die Versorgung
besonders schlecht ist.

Kreative Lösungswege

Eine Möglichkeit, den Problemen des ländlichen Fachärztemangels zu
begegnen, ist der Einsatz moderner Kommunikationstechnologien, um die
Notwendigkeit persönlicher Besuche in der Praxis zu Minimieren. Dazu
gehören zum Beispiel Videoschaltungen oder die Nutzung von tragbaren
Sensoren, die automatisch Daten in die Praxis übertragen. Solchen
Methoden stehen die Deutschen aber eher skeptisch gegenüber. Weniger
als die Hälfte würden sie in Betracht ziehen.

Deutlich besser kommen Lösungen an, bei denen der persönliche
Kontakt bei der Behandlung erhalten bleibt. Den meisten Zuspruch
findet mit 75 Prozent die Einrichtung mobiler Ärzte und Ärztinnen.
Diese würden ihre Sprechstunden nicht nur in einer einzelnen, festen
Praxis anbieten, sondern zu regelmäßigen, planbaren Terminen auch in
ausgewählten regionalen Zentren, die für mehr Leute besser erreichbar
sind. 73 Prozent sprechen sich für die Einrichtung von
Senioren-Residenzen mit angegliederten Arztpraxen aus. 62 Prozent der
Deutschen befürworten die Bildung von Fahrgemeinschaften für den
Besuch weiter entfernter Praxen.

Ländlichen Facharztmangel gemeinsam angehen

"Die Zahlen zeigen: Das Missverhältnis der Ärztedichte zwischen
Stadt und Land steigt", so Lutz Kaiser. "Es braucht eine gemeinsame
gesellschaftliche Anstrengung insbesondere von Politik und von den
Kassenärztlichen Vereinigungen, die das Wohl der Patienten in den
Mittelpunkt stellt. Weitere Kassenarztsitze in den Ballungsregionen
zulasten der ländlichen Strukturen sind fehl am Platz."

Zur Studie

Die Studie "Gesundheitsversorgung 2016" untersucht, welche Rolle
die medizinische Versorgung bei der Wohnortwahl spielt, wie oft die
Deutschen zum Arzt gehen, welche Erfahrungen sie dort machen und wie
die heutige und die zukünftige medizinische Versorgung eingeschätzt
werden. Die Daten wurden in einer repräsentativen Online-Befragung
von 1.639 Bundesbürgern ab 18 Jahren im Auftrag der pronova BKK im
Juli und August 2016 erhoben.

Über die pronova BKK

Die pronova BKK ist aus Zusammenschlüssen der
Betriebskrankenkassen großer Weltkonzerne wie z.B. Bayer, BASF, Ford,
Continental oder Hapag-Lloyd entstanden. Die Kasse ist bundesweit für
alle Interessierten geöffnet. Über 670.000 Kundinnen und Kunden
schätzen die persönliche Betreuung, den exzellenten Service und die
umfassenden Leistungen.

Die pronova BKK ist mit einem dichten Geschäftsstellennetz an rund
80 Kundenservice- und Beratungsstellen vertreten. Sie gehört zu den
fünf größten Betriebskrankenkassen und zu den größten Krankenkassen
in Deutschland. Weitere Informationen unter www.pronovabkk.de.



Pressekontakt:
Ulrich Rosendahl
pronova BKK
Ludwig-Erhard-Platz 1
51373 Leverkusen
Tel: 0214 32296-3700
presse@pronovabkk.de

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