fit und munter - Hüftprothese – so vermeiden Sie eine vorzeitige Wechsel-Operation

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Hüftprothese – so vermeiden Sie eine vorzeitige Wechsel-Operation

Hüftschmerzen und Bewegungseinschränkungen trotz einer Prothese? Häufig ist dann ein Austausch des künstlichen Gelenkes notwendig. Vorbeugen ist möglich, sagt der Münchener Orthopäde Dr. Konrad Scheuerer. Die besten Tipps.
Die Zahl der Wechsel-Operationen an der Hüfte ist in den vergangenen zehn Jahren stetig gestiegen. Wie dem aktuellen Bericht des Endoprothesen-Registers Deutschland (EPRD) zu entnehmen ist, wurden allein im ermittelten OP-Jahr 2015 insgesamt 8.032 Wechseloperationen an der Hüfte durchgeführt. Angesichts von insgesamt 74.618 dokumentierten Erstimplantationen an der Hüfte eine große Zahl.

Im Prothesenregister Deutschland wird genau erfasst, welchen Gelenkersatz ein Patient erhält und warum. Auch die Art und Länge der Operation sowie Alter und Gewicht des Patienten werden dokumentiert. „Ziel des Prothesenregisters ist, mehr Transparenz und mehr Qualität zu schaffen“, erläutert Dr. Konrad Scheuerer, Orthopäde der OrthoPraxis in Gräfelfing. Denn eigentlich sollen Endoprothesen 15 Jahre und länger halten. Das tun sie aber manchmal nicht und müssen vorzeitig entfernt werden.

Der am häufigsten genannte Wechselgrund ist eine aseptische (= mechanische) Lockerung der Hüftprothese. Darunter versteht man eine Lockerung ohne Infektion. Allerdings ist dieser Anteil in den letzten beiden Jahren um fast 10 Prozent gesunken: von 51 Prozent in 2013 auf 41,4 Prozent in 2015. Dabei lockerte sich am häufigsten die Pfanne (20,4 %), der Schaft war seltener betroffen (14,6 %). Manchmal lockerten sich auch beide Komponenten, also Pfanne und Schaft gleichzeitig (6,4 %)

Infektionen sind oft Ursache für eine Wechsel-OP

Der am zweithäufigsten genannte Wechselgrund sind Infektionen. Hier ist die Zahl gestiegen: von 11,1 Prozent im Jahr 2013 auf 15,6 Prozent in 2015. Es ist jedoch unklar, so die Autoren des EPRD-Berichtes, ob tatsächlich mehr Infektionen auftraten oder ob diese Zahlen auf eine verbesserte präoperative Diagnostik zurückzuführen sind.

Ein weiterer Grund für Wechseloperationen war unter anderem eine periprothetische Fraktur. Eine periprothetische Fraktur liegt vor, wenn der Knochen, in dem die Prothese verankert ist, bricht. Hierfür sind vor allem Stürze verantwortlich. Knochenschwund (Osteoporose) erhöht das Risiko eines Bruches.

Auch Luxationen spielten eine Rolle. Luxation ist die Auskugelung eines Gelenkkopfes aus der Gelenkspfanne. Implantatverschleiß sowie Versagen einer Implantatkomponente wurden ebenfalls als Wechselgründe genannt.

Klar ist: Selbst hervorragende Prothesenkomponenten sind letztlich Verschleißteile mit begrenzter Lebensdauer. Das bedeutet: Es ist normal, wenn ein künstliches Gelenk irgendwann einmal gewechselt werden muss. Dies sollte im Idealfall aber erst nach rund 15 Jahren geschehen!

„Viele Wechseloperationen könnten verhindert werden, wenn man schon im Vorfeld einiges beachtet“, ist Dr. Scheuerer überzeugt.

Die besten Ratschläge zur Vermeidung von Wechsel-OPs:

► Die richtige Prothese auswählen
Die Wahl der Prothese spielt eine entscheidende Rolle in puncto Haltbarkeit. Der Patient sollte sich vom Operateur im Vorfeld erläutern lassen, welche Prothese verwendet werden soll und welche Studienergebnisse es zu dieser Prothese gibt. Dr. Scheuerer: „Im Idealfall wählt der Arzt eine Prothese mit guten Langzeitergebnissen aus. Im Schwedenregister, das bereits seit 1979 existiert, sind alle Prothesen erfasst. Daran sollte sich der Arzt im Interesse des Patienten orientieren.“

► Auf eine gute Gleitpaarung achten
Eine Prothese ist stets dem natürlichem Gelenk nachempfunden und besteht somit aus einer künstlichen Gelenkpfanne und einem künstlichen Gelenkkopf. Diese können aus unterschiedlichen Materialien hergestellt sein. „Am besten bewährt hat sich die Gleitpaarung Polyethylen und Keramik“, sagt Dr. Scheuerer. Bei sehr jungen aktiven Patienten wird mitunter auch Keramik-Keramik empfohlen, denn Keramik auf Keramik hat den geringsten Abrieb. Als nicht so günstige Paarung stellte sich Metall-Metall heraus. Durch tägliche Bewegung kommt es dabei schnell zum Abrieb und Metallteilchen werden freigesetzt.

► Keimscreening durchführen lassen
Um Infektionen vorzubeugen, sollten Patienten vor der Aufnahme in die Klinik auf multiresistente Keime getestet werden. „Es sollte in der Klinik ein MRSA-Screening durchgeführt werden. Danach kann der Patient im Vorfeld auch fragen. Bietet die Klinik dies nicht an, kann der Patient immer noch nach einer anderen Klinik Ausschau halten“, rät Dr. Scheuerer.

► Die Klinik sollte viel Erfahrung haben
Der Patient kann sich vorher erkundigen, wie viele Implantationen pro Jahr in der Klinik durchgeführt werden. Eine hohe Zahl spricht für viel Erfahrung.

► Nie beide Hüftseiten gleichzeitig operieren lassen
Sind beide Hüftgelenke von einer Arthrose betroffen, sollte nacheinander – mit mehreren Wochen Abstand – jeweils ein künstliches Gelenk eingesetzt werden. Der Grund: Infiziert sich der Patient mit Keimen im Krankenhaus, hat er diese im schlimmsten Fall auf beiden Seiten der Hüfte. Außerdem ist es besser, erst eine Seite gut abheilen zu lassen.

► Zähne überprüfen lassen
Vor der geplanten Operation und auch regelmäßig danach sollte der Patient zur Zahnprophylaxe gehen. Dr. Scheuerer: „Schlechte Zähne erhöhen die Infektionsgefahr erheblich. Denn die Keime können von den Zähnen über die Blutbahn zur Hüfte wandern.“

► Auf die allgemeine Gesundheit achten
Mögliche Begleiterkrankungen erhöhen das Risiko, dass die Prothese frühzeitig Schaden erleidet. Deshalb sollten zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Osteoporose optimal behandelt werden. Ebenfalls wichtig: Starkes Übergewicht vermeiden. Denn übermäßige Kilos belasten das künstliche Gelenk unnötig.

► Die Prothese nicht übermäßig belasten
Eine maximale Stoßbelastung der Prothese sollte unbedingt verhindert werden. Dazu zählen zum Beispiel extreme Sportarten wie Fallschirmspringen.

► Regelmäßig Sport treiben
Sport, richtig ausgeübt, verlängert die Haltbarkeit der Prothese. Die Gründe: Die Muskeln werden gestärkt und entlasten damit die Gelenke, inklusive Prothese. Außerdem wird der Knochenstoffwechsel angeregt, so dass das künstliche Gelenk besser im Knochen verankert und die Haltbarkeit der Prothese verlängert wird. Sport verbessert auch die koordinatorischen Fähigkeiten und die Beweglichkeit des Gelenks. Dadurch verringert sich das Sturz- und Frakturrisiko im Alltag.

► Regelmäßig die Prothese kontrollieren lassen
Es ist wichtig, den Zustand der Prothese und den richtigen Sitz in regelmäßigen Abständen vom Operateur kontrollieren zu lassen. Dr. Scheuerer: „Je nach Alter und allgemeinem Gesundheitszustand variieren die Empfehlungen, wie oft eine Röntgenaufnahme sinnvoll ist. Das bespricht der Arzt mit jedem Patienten individuell.“
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