Die Bedeutung eines geeinten Europas für
Sicherheit und Wohlstand für alle kann mit Blick auf die
internationale Politik, den BREXIT sowie die Parlamentswahlen in den
Niederlanden und die französische Präsidentenwahl in diesem Jahr gar
nicht hoch genug bewertet werden. Damit Europa nicht scheitert, ist
jeder in seiner Funktion jetzt gefordert, sich für das europäische
Projekt einzusetzen. Dafür plädierte heute der Präsident des
Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), Dr. Siegfried Moder,
in seiner Ansprache anlässlich des traditionellen
bpt-Neujahrsempfangs in Berlin vor den zahlreich erschienen
Politikern und Vertretern von Verbänden und Medien.
Dass man sich zum diesjährigen Jahresauftakt in der
Schweizerischen Botschaft traf, hatte seinen Grund: 2017 steht beim
bpt ganz im Zeichen der Schweiz. Eingeleitet mit der Unterzeichnung
eines Freundschaftsabkommens zwischen der Gesellschaft Schweizer
Tierärztinnen und Tierärzte im Anschluss an den Empfang findet es
seinen Höhepunkt mit dem Auftritt der Schweiz als Gastland beim
bpt-Jahreskongress im Oktober in München. Gleichzeitig war die
Örtlichkeit aber auch ein politisches Signal nach dem Motto "Europa
wächst - auch über die EU hinaus - immer enger zusammen".
Moder warnte jedoch davor, die europäische Idee nicht durch die
Tagespolitik der EU-Institutionen kaputt zu machen. Seit Jahren
betreibe die EU-Kommission die Deregulierung der angeblich
verkrusteten Dienstleistungsmärkte. Zwischenzeitlich wurde sogar ein
neues Dienstleistungspaket vorgelegt, was nicht weniger als ein
erneuter Frontalangriff auf die bewährten Strukturen der Freien
Berufe in Deutschland ist, prangerte er an. Obwohl sich die Freien
Berufe wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig dynamisch entwickeln,
glaubt die Kommission, dass durch Deregulierung mehr
Wirtschaftswachstum möglich sei. Seriöse Studien, die diese Annahme
bestätigen, gibt es dazu aber nicht. Absehbar ist jedoch, dass mit
einer Abschaffung von Gebührenordnungen, des
Fremdkapitalbeteiligungsverbots oder der Pflichtmitgliedschaft in den
Kammern die Qualität der freiberuflichen Dienstleistung leiden wird.
Das wird auch der Verbraucher spüren. Ob man mit einer solchen
Politik Begeisterung für das europäische Projekt wecken kann,
bezweifelt der bpt-Präsident.
Aber auch die Bundestagswahl im Herbst dieses Jahres entscheide
über die Zukunftsfähigkeit von Tierärzten und der Landwirtschaft,
machte Moder deutlich. Von der neuen Bundesregierung erhofft er sich
unter anderem, dass sie der Versuchung widersteht, mit Aktionismus
die Resistenzproblematik lösen zu wollen. Er verwies auf die
Antibiotikaabgabemengen (DIMDI) in 2015, die eindrucksvoll belegen,
dass Tierärzte und Landwirte verantwortungsvoll mit Antibiotika
umgehen und damit ihren Beitrag zur Bekämpfung antimikrobieller
Resistenzen leisten. Mit den bislang ergriffenen Maßnahmen sei eine
gute Balance gefunden worden zwischen dem notwendigen Schutz der
Bevölkerung auf der einen und der Möglichkeit zur Behandlung von
kranken Tieren, also dem Tierschutz, auf der anderen Seite. Was jetzt
gebraucht werde, seien keine weiteren Regulierungen, wie sie in dem
aktuellen Entwurf für eine Novellierung der Tierärztlichen
Hausapothekenverordnung Eingang gefunden haben, sondern ein
nationales Resistenzmonitoring, das zeigt, ob die ergriffenen
Maßnahmen sinnvoll und erfolgreich sind.
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