Morgensteifigkeit, schmerzende oder geschwollene
Gelenke oder Schmerzen, die durch Bewegung im Lauf des Tages meist
wieder abklingen - so können Anzeichen von Rheuma aussehen. Rheuma
ist der Überbegriff für eine Reihe von schmerzhaften Erkrankungen der
Bewegungsorgane; die Schmerzen verschlimmern sich meist in den kalten
Monaten. "Früh etwas unternehmen und das eigene Verhalten ändern.",
bringt die Ergotherapeutin Margot Grewohl vom DVE (Deutscher Verband
der Ergotherapeuten e.V.) auf den Punkt, wie das beste Rezept für
Rheumapatienten aussehen sollte.
Wer denkt sich schon etwas dabei, wenn sich morgens die Gelenke
nicht so leicht bewegen lassen. Vor allem, wenn es sich im Lauf des
Tages bessert. Oder die Schmerzen, die einen im Winter geplagt haben,
im Sommer kaum noch zu spüren sind oder sich vielleicht wie eine Art
Muskelkater anfühlen. Treten diese Symptome jedoch immer wieder auf
oder verschlimmern sich die Schmerzen, ist der Besuch beim Arzt
unbedingt zu empfehlen. Ein Bluttest zeigt, ob die Entzündungswerte
erhöht sind - ein weiteres Indiz für Rheuma. Wird Rheuma
diagnostiziert, verordnen Fachärzte wie beispielsweise Rheumatologen
üblicherweise parallel zu anderen Schritten eine ergotherapeutische
Behandlung. Wie bei vielen Erkrankungen hängt auch bei Rheuma der
weitere Krankheitsverlauf ganz maßgeblich davon ab, wann der
Betroffene etwas unternimmt. "Achtsam sein, besonders dann, wenn in
der Familie Fälle von Rheuma bekannt sind. Und Schmerzen als das
sehen, was sie sind: ein Warnsignal.", appelliert die Ergotherapeutin
Grewohl. Beginnt die Behandlung von Rheuma - auch durch
Ergotherapeuten - in einem frühen Stadium, lassen sich Schmerzen und
andere Folgen von Rheuma besser reduzieren, vermeiden oder zum
Stillstand bringen.
Handlungen mit ergotherapeutischer Genauigkeit aufschlüsseln
Ergotherapeuten arbeiten insbesondere am Alltag mit ihren
Patienten. Dieser Aspekt ist immens wichtig. Margot Grewohl erklärt
das so: "Im Laufe unseres Lebens gewöhnen wir uns vieles an, auch
Verhaltensweisen, die sich ungünstig auf die Gesundheit auswirken,
zum Beispiel wenn wir gefährdet sind, an Rheuma zu erkranken. Und
diese Gewohnheiten müssen wir als Erstes im Einzelnen untersuchen."
Um alles genau zu analysieren, schauen sich Ergotherapeuten zunächst
gemeinsam mit dem Rheumapatienten dessen Tages- und Wochenablauf an.
Welche Tätigkeiten und Handlungen füllen den Tag? Welche Betätigungen
sind dem Patienten wichtig, was muss, was will er unbedingt tun? Dass
dies eine sehr individuelle Behandlungsstrategie zur Folge hat, liegt
auf der Hand. Denn die Tätigkeiten, Bewegungen und daraus folgenden
Belastungen eines Büroanstellten unterscheiden sich deutlich von
denen eines handwerklich Tätigen, Angestellten im Supermarkt oder in
der Pflege arbeitenden Menschen. Dasselbe gilt für die Freizeit und
die Selbstversorgung. Auch da hat jeder Mensch individuelle
Vorstellungen von seinem Leben, seinem Alltag. Und dafür machen
Ergotherapeuten ihre Patienten ganz nach deren Bedürfnissen und
Wünschen fit.
Den Schmerzen ein Schnippchen schlagen
Das beginnt schon morgens, beispielsweise mit einem Linsenbad für
die Hände. Denn Linsen haben eine rückfettende Wirkung, ölen die
Haut. Und durch die Bewegung - die Ergotherapeutin Grewohl lässt ihre
Patienten einfach etwas suchen, eine Murmel, eine Nuss oder ein
Cent-Stück - werden die Gelenke "geschmiert", schmerzen weniger und
der häufig zu beobachtende Lymphstau kann abfließen. Die Temperatur
der Linsen richtet sich nach dem Empfinden der Patienten. Und danach,
ob sie gerade einen Schub haben oder eine Entzündung. Denn dann ist
Kälte ein Muss, maximal handwarm. Mit Rheuma so leben, dass nicht die
Schmerzen den Tag bestimmen, bedeutet weitere Veränderungen.
Ergotherapeuten üben mit ihren Patienten die für sie wichtigen
Bewegungen so, dass sie keine Schmerzen verursachen, arbeiten am
Gelenkschutz und kümmern sich um Abläufe. So, dass die Patienten mit
Rheuma ihr tägliches Leben möglichst ohne Einschränkungen und
selbstständig leben können. "Wichtig ist die Balance zwischen Be- und
Entlastung", betont Margot Grewohl. Wer zu lange in einer bestimmten
Bewegung bleibt, spürt das durch Schmerzen. Und geht dann automatisch
in eine Fehlstellung, um dem Schmerz auszuweichen. Das aber führt auf
Dauer zu einem Deformieren der Gelenke. Ein deformiertes Gelenk
wiederum wirkt sich negativ auf die umgebende Muskulatur aus, die für
die Kraft nötig ist. Wer also eine Bewegung "übertreibt", in den
Schmerz hinein, verursacht einen Kraftabbau. Die Expertin fährt fort:
"Das kann im Alltag heißen: Arbeitsschritte unterteilen,
beispielsweise 20 Minuten oder eben so lange, wie es schmerzfrei
geht, Fenster putzen, Gemüse schneiden oder am Computer schreiben.
Selbst wenn die Fenster, das Gemüse oder das Schreiben nicht fertig
sind: Stoppen bevor der Schmerz einsetzt und danach ebenso lange
Zeitung lesen oder Telefonieren oder eine andere, entlastende
Tätigkeit ausüben. Und die Ernährung umstellen, das Rauchen aufgeben
und so weiter." Auch wenn das alles nicht leicht fällt:
Ergotherapeuten haben ihre Methoden und bewirken, dass den
Rheumapatienten durch konsequentes Coachen und Trainieren vieles in
Fleisch und Blut übergeht - auch, den Schmerz nicht einfach zu
ertragen.
Folgen von Rheuma verbessern
Oft ist es zusätzlich wichtig, dass Patienten, um bestimmte
Bewegungen schmerzfrei und schonend ausführen zu können, eine Schiene
bekommen. So berichtet die Ergotherapeutin von einer Patientin, die
unter Sklerodermie leidet, einer eher seltenen und meistens
schmerzlosen Form von Rheuma. Sie geht mit Kalkeinlagerungen in den
Fingern und schließlich einem Verformen der Hände, einer sogenannten
Krallhand, einher. "Diese Patientin hatte bereits Probleme, eine
Faust zu machen. Ich habe mit ihr ganz massiv am Gelenkschutz
gearbeitet und eine Lagerungsschiene für die Nacht gemacht, die die
Gelenke allmählich aufdehnt.", legt die Ergotherapeutin dar, was
Schienen, die im Übrigen Ergotherapeuten als einzige Berufsgruppe in
der Form herstellen, bewirken können. Dass diese Rheumapatientin
inzwischen wieder greifen kann, hat sie der ergotherapeutischen
Intervention zu verdanken. Ihre Motivation, die Behandlung konsequent
fortzusetzen, bezieht sie aus den bereits erzielten Erfolge: Es ist
gelungen, die Folgen ihrer rheumatischen Erkrankung zu verbessern.
Informationsmaterial gibt es bei den Ergotherapeuten des DVE
(Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.). Zur Suche nach
Ergotherapeuten vor Ort geht es hier entlang
https://dve.info/ergotherapie/therapeutensuche. Ergotherapeuten, die
mit der Deutschen Rheuma-Liga kooperieren, sind hier hinterlegt
http://www.versorgungslandkarte.de/suche/
Pressekontakt:
Angelika Reinecke, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des DVE e.V.
Telefon: 033203 - 80026, E-Mail: a.reinecke@dve.info
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