Jedes Jahr am 8. März, am Weltfrauentag, rücken die sozialen,
politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Erfolge von Frauen in
den allgemeinen Fokus der Öffentlichkeit und erfahren eine Würdigung.
An den restlichen 364 Tagen des Jahres bleiben die Bedürfnisse und
Rechte von Frauen allerdings noch zu oft unbeachtet. Zwar stehen in
der westlichen Welt Geschlechterdebatten auf der Tagesordnung, jedoch
gibt es weltweit in vielen Regionen und Kulturen noch immer Tabus,
die speziell Frauen diskriminieren, unterdrücken oder beschämen - wie
etwa beim Thema Menstruation. Sie führen dazu, dass Frauen bis heute
nicht ihr ganzes Potenzial ausschöpfen können. Und das ist ein
Problem für die gesamte Gesellschaft. Anlässlich des Weltfrauentages
haben wir mit der Psychologin Julia Scharnhorst über Tabus und
Stigmatisierung gesprochen. In dieser Kurzversion des Interviews
erklärt sie außerdem, wie Tabus normalisiert werden können.
Die komplette Version des Interviews sowie weiterer Content zum
International Women''s Day kann hier eingesehen werden:
http://ots.de/D4Uh2
Welche Aufgaben haben Tabus in einer Gesellschaft?
Tabus haben tiefgehende Funktionen innerhalb einer Gesellschaft.
Sie können zum Teil uralt sein und dienten in früheren Jahrhunderten
beispielsweise zur Angstabwehr oder zu dem Versuch, natürliche Kräfte
zu kontrollieren. Bis heute halten Tabus Gemeinschaften wie Kleber
zusammen, indem sie sittliche Werte definieren und ein Missachten
dieser Werte zum Ausschluss führt. Darüber hinaus werden Tabus seit
jeher zum Machterhalt eingesetzt - sowohl in religiösem als auch in
weltlichem Kontext. Da gibt es etwa den Priester, der als Einziger
ein bestimmtes heiliges Symbol berühren darf oder die Königin, der
allein das Recht vorbehalten ist, die Krone zu tragen. In vielen
Kulturen herrschen auch heute noch Tabus vor, die Frauen unterdrücken
oder ausgrenzen. Ein Beispiel hierfür ist das Thema Menstruation. In
vielen Ländern ranken sich zahlreiche Mythen um die weibliche
Monatsblutung. Beispielsweise in Indien, wo Frauen während ihrer
Periode aus dem gesellschaftlichen und familiären Leben
ausgeschlossen werden, weil sie als unrein gelten. Das geht soweit,
dass ihnen unterstellt wird, sie würden Wasser verseuchen, Essen
vergiften oder Krankheit und Tod über Familienangehörige bringen.
Für zwei Milliarden Mädchen und Frauen ist die Menstruation
monatliche Realität. Warum wird das Thema dennoch in vielen Kulturen
von Stigmatisierung, Scham und Schweigen begleitet?
Zahlreiche Tabus, die mit der weiblichen Monatsblutung zu tun
haben, hängen in vielen Kulturen mit religiösen Geboten zusammen, die
über Jahrhunderte hinweg Teil der Lebenswirklichkeit und Erziehung
geworden sind. Deshalb ist es so schwer, sie loszuwerden. Hinzukommt,
dass in verschiedenen Regionen noch immer Unwissen über den
weiblichen Fruchtbarkeitszyklus herrscht oder aber rationales Wissen
hierüber nicht angewendet wird. Letzteres ist vor allem dann der
Fall, wenn die Tabuisierung der Menstruation zur Diskriminierung der
Frau genutzt wird.
Das Thema persönliche Hygiene ist laut dem Hygiene Matters Report
von Hygieneproduktehersteller SCA weltweit für die meisten Menschen
Tabu. 34 % der deutschen Männer und 24 % der deutschen Frauen
sprechen niemals mit anderen über dieses Thema. Was sagt dieses Tabu
über unsere Gesellschaft aus?
Es gibt keine Gesellschaft ohne Tabus. Dabei haben wir hier in
Deutschland über die Zeit schon viele irrationale Tabus erfolgreich
zurückgedrängt. Dass es noch immer Hygienetabus gibt, liegt auch
daran, dass sie unserer persönlichen Gesundheit dienen können und wir
damit einen rationalen Grund haben, uns ihnen zu unterwerfen. Zudem
zeigt sich, je zivilisierter eine Kultur ist, desto höher sind die
Ansprüche an die Hygienestandards und damit auch die Tabus. Wir sind
in Deutschland auch noch nicht am Ende der Fahnenstange in punkto
Hygienetabus angelangt. Bei uns gibt es zum Beispiel noch kein
Niesverbot in der Öffentlichkeit, obwohl es aus rationalen Gründen
durchaus Sinn machen würde - schließlich verteilen wir beim Niesen
unzählige Schnupfenviren. Im Übrigen fühlen wir uns alle mit den
Tabus am wohlsten mit denen wir aufgewachsen sind. Die sind uns
vertraut und bekannt.
Wie lassen sich Themen wie Hygiene, Menstruation oder Inkontinenz
enttabuisieren?
An dieser Stelle muss man beachten, dass Hygiene und Inkontinenz
aus anderen Gründen tabuisiert werden als das Thema Menstruation.
Körperliche Vorgänge sind in allen Gesellschaften Gegenstand von
Tabus - zum Beispiel ist es bei uns verpönt, in der Öffentlichkeit
seinen Blähungen ungeniert nachzugeben, in Asien hingegen ist es ein
Tabu, sich öffentlich zu schnäuzen oder zu niesen. Ein weiteres Indiz
dafür, dass etwa Körperflüssigkeiten Gegenstand von Tabus sind,
findet sich in der Werbung von Babywindeln oder Inkontinenzprodukten.
In Anzeigen und Spots wird der Urin nicht als gelbe Flüssigkeit
dargestellt, sondern meist als neutrale blaue Flüssigkeit. Beim Thema
Menstruation spielen wie bereits erwähnt hingegen patriarchalische
Aspekte eine Rolle, indem das Tabu dazu genutzt wird, um Frauen zu
diskriminieren. Ganz gleich, welche Gründe Tabus zugrunde liegen,
sobald Tabus Menschen in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe
einschränken, gilt es, sie aufzubrechen und abzuschaffen.
Dabei ist ein Thema enttabuisiert, wenn es kein Thema mehr ist,
wenn es in der Gesellschaft als ganz normal angesehen wird. Und es
geht eben nicht darum, den Gegenstand eines Tabus krampfhaft ins
Gegenteil zu drehen, indem wir für ihn zum Beispiel Verniedlichungen
finden - so wie es Frauen weltweit tun, wenn sie über ihre
Menstruation als "Erdbeerwoche", "Bloody Mary" oder "Aunt Flow"
sprechen. Ziel sollte es sein, Tabus weder zu umgehen noch sie zu
betonen. Es geht darum, sie aufzubrechen und zu normalisieren.
Julia Scharnhorst, Psychologin (Jahrgang 1960, Hamburg):
Julia Scharnhorst ist Diplom-Psychologin mit den Schwerpunkten
Gesundheitspsychologie sowie Arbeitspsychologie und war unter anderem
als klinische Psychologin in Rehabilitationskliniken tätig. Seit 2003
ist sie Inhaberin des Beratungsunternehmens Health Professional Plus
und arbeitet als selbstständige Unternehmens- und
Organisationsberaterin für Gesundheit und Wellness. Julia Scharnhorst
ist langjährige Leiterin des Fachbereichs Gesundheitspsychologie im
Berufsverband der deutschen Psychologinnen und Psychologen. Sie hat
zahlreiche Publikationen und Vorträge veröffentlicht und fungiert als
Sachverständige und Gutachterin.
Über Svenska Cellulosa Aktiebolaget SCA:
SCA ist ein global führendes Unternehmen für Hygiene- und
Forstprodukte. Die Unternehmensgruppe entwickelt und produziert
nachhaltige Körperpflege-, Hygienepapier- und Forstprodukte. Diese
werden in rund 100 Ländern der Welt unter vielen starken Marken
vertrieben, darunter auch die global führenden Marken TENA und Tork
sowie regionale Marken wie Libero, Libresse, Lotus, Nosotras, Saba,
Tempo und Vinda. Als größter privater Forsteigentümer Europas legt
SCA sehr viel Wert auf nachhaltige Forstwirtschaft. Die
Unternehmensgruppe hatte Ende 2015 etwa 44.000 Mitarbeiter weltweit.
Der Umsatz im Jahr 2015 betrug 12,3 Mrd. Euro. SCA mit Hauptsitz in
Stockholm, Schweden, wurde 1929 gegründet und ist im NASDAQ OMX
Stockholm notiert. Weitere Informationen finden Sie unter
www.sca.com.
Deutschland ist mit 1,28 Mrd. EUR der umsatzstärkste Markt der SCA
weltweit. Das Unternehmen ist hier in den Geschäftsbereichen
Hygienepapier und Körperpflege tätig. Zu den bekanntesten Marken
zählen TENA und Tork, die Hygienepapiere Tempo und Zewa, die
Recyclingmarke DANKE und Demak''Up Abschminkprodukte. Neben den
Verwaltungsstandorten in Mannheim und München-Ismaning gibt es die
Produktionsstätten in Mainz-Kostheim, Mannheim, Neuss und
Witzenhausen mit einer Belegschaft von insgesamt rund 3.350
Mitarbeitern. Mehr Informationen unter www.sca.de.
Pressekontakt:
SCA Pressebüro
c/o Faktor 3 AG
Julia Braun
Kattunbleiche 35
22041 Hamburg
Tel. +49 (0)40-67 94 46-6125
j.braun@faktor3.de
SCA GmbH
Corporate Communications DACH
Adalperostr. 31
85737 München-Ismaning
Tel. +49 (0)89-97006-0
unternehmenskommunikation@sca.com
Original-Content von: SCA GmbH, übermittelt durch news aktuell