Als phlebologische Fachtagung rund um das Thema Venen
und Gefäße haben die Bonner Venentage ihren Stellenwert unter den
wissenschaftlichen Veranstaltungen in diesem Themenfeld. 300 Besucher
verfolgten am 10. und 11. Februar die Vorträge, Workshops und
Symposien in den Festsälen des Bonner Maritim Hotels. Auf der
Präsentationsfläche stellten über 30 Aussteller aktuelle
Entwicklungen in der Versorgung venenkranker Menschen vor. Die
Referenten aus Forschung, Wissenschaft und Praxis erläuterten die
Versorgung von Krankheitsbildern wie Ulcus cruris und Thrombose und
diskutierten neue Entwicklungen.
Als "Jahreseinstieg in die phlebologischen Veranstaltungen", wie
es Kongresspräsident Professor Dr. Eberhard Rabe formulierte, greifen
die Bonner Venentage Entwicklungen auf, sprechen Trends an und setzen
Themen in Therapie, Versorgung und Pflege von Menschen mit
Venenerkrankungen.
Eine durch das Starnberger Medical Data Institute präsentierte
Vortragsreihe thematisierte das Zusammenwirken von Phlebologen mit
dem hausärztlichen Bereich. Unter Moderation von Rabe diskutierten
Gefäß- und Allgemeinmediziner die Zusammenarbeit in der Versorgung
venenkranker Menschen. Da Betroffene erst zum Phlebologen gehen, wenn
sie bereits schwerkrank sind, sieht Rabe die Möglichkeiten zur
Optimierung im hausärztlichen Bereich.
Diese Analyse unterstrich Professor Dr. Markus Stücker, der in
seinem einführenden Statement die Situation der phlebologischen
Versorgung erläuterte. "Ein Großteil unserer Mitglieder sind
Allgemeinmediziner", betonte der Präsident der Deutschen
Phlebologischen Gesellschaft und ergänzte: "Die Zusammenarbeit der
fachärztlichen Disziplinen ist bei uns gelebte Praxis." Anhand der
Daten der Bundesärztekammer gibt es rund 5.000 Gefäßmediziner in
Deutschland. Ihnen steht eine große Menge potentieller Patienten
gegenüber, denn über 90 % der Bundesbürger weisen mit sogenannten
Besenreisern bereits leichte Venenveränderungen an den Beinen auf.
Die Datenlage zeigt, dass ab dem 45. Lebensjahr das Risiko von
Venenerkrankungen exponentiell ansteigt, von denen schließlich jeder
vierte über 70jährige betroffen ist. Rein statistisch gesehen kämen
somit in Deutschland 3.000 Patienten auf einen Phlebologen. Eine
Vorauswahl der Patienten, die tatsächlich dem Gefäßspezialisten
vorgestellt werden sollten, könne nach Stückers Ansicht unter
bestimmten Voraussetzungen der Hausarzt vornehmen.
Der Allgemeinmediziner Dr. Dr. Peter Schlüter stellte die
Möglichkeiten einer hierbei hilfreichen phlebologischen Untersuchung
vor. Der Hemsbacher Arzt berichtete aus Sicht des
Allgemeinmediziners, dessen Patienten aus den unterschiedlichsten
Gründen die hausärztliche Praxis aufsuchen und von denen nicht jeder
auf alle erdenklichen Aspekte hin untersucht werden kann. Schlüter
regte daher an, eine spezifische Untersuchung des Zustands der Venen
in den zweijährigen Check-up einzubeziehen, der von den Kostenträgern
erstattet wird. Doch es gelte auch zu beachten, dass nicht jede
hausärztliche Praxis die zur Diagnosestellung erforderlichen Geräte
zur Verfügung hat, gab Schlüter zu bedenken. Grundsätzliche
Versorgungen venenerkrankter Patienten, wie post-operative
Untersuchungen, Wundversorgung und die für den Behandlungserfolg
grundlegende Kompressionstherapie, seien jedoch grundsätzlich durch
den Hausarzt leistbar. Wünschenswert wäre nach Schlüters Ansicht eine
Motivation von Seiten der betroffenen Patienten und eine bessere
Regelung der Vergütung hausärztlicher Leistungen in der Therapie
venenkranker Menschen.
"Die Inspektion und Palpation der unteren Extremitäten gehört zur
Ganzkörperuntersuchung", unterstrich Dr. Hendrik Altenkämper, der
gemeinsam mit Dr. Jutta Schimmelpfennig die Sicht des Berufsverbands
der Phlebologen erläuterte. Unter Hausärzten sei die Einschätzung
verbreitet, dass die medizinischen Kompressionsstrümpfe, die
Patienten zur erfolgreichen Kompressionstherapie benötigen, das
ärztliche Budget belasten. Obwohl Kompressionsstrümpfe als
Hilfsmittel nicht ins Budget fallen, stünde dieser Irrtum der
Bereitschaft, solche Patienten zu versorgen, oft im Wege, so
Altenkämper. Andererseits wirken Behandlungen, für die der Patient
selber aufkommen muss, wie die freiwilligen individuellen
Gesundheitsleistungen (IGeL), seiner Erfahrung nach auf den
Betroffenen abschreckend.
Die 23. Bonner Venentage ermöglichten den 300 Besuchern einen
Überblick zu aktuellen Entwicklungen der Phlebologie und beleuchteten
einzelne Aspekte im Rahmen aussagekräftiger Vorträge. Neben dem für
diese Veranstaltung typischen "Blick über den Tellerrand", der sich
auf lymphologische oder sportmedizinische Themen richtete, wurde in
diesem Jahr zudem ein besonderer Schwerpunkt auf das
Zusammenwirkungen verschiedener ärztlicher Fachrichtungen bei der
Versorgung venenkranker Menschen gelegt. "Nicht nur beim Hausarzt,
auch in vielen anderen medizinischen Bereichen gibt es Unklarheiten,
wann man welchen Patienten zum Phlebologen schicken sollte", so
Kongresspräsident Rabe. Die 23. Bonner Venentage haben in diesen
Themenkomplex einige Klarheit gebracht.
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