Verstaubte Gesetze drängen das
kulturelle Leben an den "stillen Feiertagen" in die Illegalität,
findet die Piratenpartei und protestiert am Karfreitag mit einer
Tanzmahnwache auf dem Stuttgarter Schlossplatz, mit einem "Tanz gegen
das Tanzverbot" auf dem Gießener Bahnhofsvorplatz und mit einer
Vorführung der von der FSK nicht für stille Feiertage freigegebenen
Religionssatire "Das Leben des Brian" in Kiel.
Was haben "Mary Poppins", "Die Ghostbusters", die
"Feuerzangenbowle" und "Das Leben des Brian" gemeinsam? Sie alle
stehen auf einer Liste des Instituts für Freiwillige Selbstkontrolle
(FSK), welches nicht nur die Altersfreigabe sondern auch die
Erlaubnis zur Vorführung an so genannten "stillen Feiertagen" regelt.
Seit 1980 gibt es eine Liste von Filmen, die an Tagen wie Karfreitag,
Allerheiligen, Buß- und Bettag, Volkstrauertag und Totensonntag nicht
öffentlich gezeigt werden dürfen, weil sie nicht dem "ernsten
Charakter" dieser Tage entsprechen. Jedes Jahr werden neue Filme
geprüft und landen auf der Liste, die mittlerweile 756 Filme umfasst.
Doch nicht nur Filmvorführungen oder öffentliche
Tanzveranstaltungen in Diskotheken sind an stillen Feiertagen
untersagt, auch Tanzveranstaltungen, Poetry Slam,
Theateraufführungen, Kinderprogramm oder Konzerte fallen unter dieses
Verbot. Kurz gesagt, alles was mit Spaß und Unterhaltung zu tun hat,
ist an stillen Feiertagen tabu. Zuletzt hat Schleswig-Holstein auf
Initiative der Piraten im Landtag die Verbotszeiten eingeschränkt,
doch am Karfreitag soll es weiterhin bis 2 Uhr des Folgetages "still"
bleiben. Die Piratenpartei will dieses Tabu morgen mit
Veranstaltungen in Stuttgart, Gießen und Kiel brechen. Patrick
Breyer, Spitzenkandidat der Schleswig-Holsteinischen Piratenpartei
zur Landtagswahl, erklärt: "Es ist eine absurde religiöse
Bevormundung, dass erwachsenen Menschen an bestimmten Tagen im Jahr
vorgeschrieben wird, was sie in geschlossenen Räumen zu tun und zu
lassen haben. Es geht nicht nur ums Tanzen. Die verstaubten
Feiertagsgesetze drängen große Teile des kulturellen Lebens an
''stillen Feiertagen'' in die Illegalität, darunter
Spielveranstaltungen für Kinder, Kino, Theater, Oper, Kabarett,
Literaturlesungen, Poetry Slams oder Musikkonzerte. Mit der
Lebenswirklichkeit haben diese Verbote nichts mehr zu tun.
Wir brauchen endlich eine klare Trennung von Kirche und Staat, und
dazu gehört die Abschaffung von Veranstaltungs-, Demonstrations- und
Filmvorführverboten an Feiertagen! Solange keine Gottesdienste
gestört werden, haben Staat und Kirchen Niemanden bei der Nutzung
arbeitsfreier Sonn- und Feiertage zu bevormunden. Immer mehr Menschen
meinen, es sollte jedem selbst überlassen bleiben, wie man Feiertage
begeht, wann und wie man trauern, gedenken oder entschleunigen
möchte. Wir Piraten kämpfen für Freiheit statt Bevormundung!"
Piraten befürworten Freiheit von religiösen Zwängen
"Um die Trennung von Staat und Kirche konsequent umzusetzen, darf
nicht-religiösen Menschen nichts verboten werden, nur weil eine
Religion dies gebietet", kommentiert Philip Köngeter, Vorsitzender
der Piratenpartei Baden-Württemberg. "Wer an Feiertagen feiern will,
der sollte das auch dürfen. Wir fordern deshalb die vollständige
Abschaffung des Tanzverbotes."
Die Piratenpartei Stuttgart lädt aus diesem Grund wie schon in den
vergangenen Jahren am Karfreitag zu einer Tanzmahnwache ab 14:00 Uhr
auf dem Stuttgarter Schlossplatz ein. Es wird Musik gespielt werden.
"Wir hoffen, dass Menschen in großer Zahl erscheinen, um ihrem Wunsch
nach religiöser Freiheit Ausdruck zu verleihen", erklärt Michael
Knödler, Vorsitzender der Piratenpartei Stuttgart.
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