fit und munter - Privatklinik wirbt mit Toten für umstrittene Krebstherapie

fit und munter

Privatklinik wirbt mit Toten für umstrittene Krebstherapie


Eine deutsche Krebsklinik wirbt mit angeblich
geheilten Patienten, die in Wahrheit längst an Krebs gestorben sind.
Nach Recherchen von NDR und Süddeutscher Zeitung nutzt das
Medias-Klinikum im oberbayerischen Burghausen Berichte aus
Frauenzeitschriften und Boulevardzeitungen über vermeintliche
Heilungen zur Eigenwerbung. Die Klinik bezahlt demnach eine
Journalistin, die solche scheinbar redaktionellen Texte über die in
der Privatklinik praktizierte sogenannte regionale Chemotherapie in
deutschen Medien platziert. Viele der Patienten, über die berichtet
wird, sind den Recherchen zufolge jedoch bereits tot, einige schon
seit Jahren. Klinikchef Prof. Dr. Karl Reinhard Aigner räumte dies
gegenüber NDR und Süddeutscher Zeitung ein und sprach von
"Irrtümern".

Führende Onkologen kritisieren Klinikchef Aigner und die von ihm
angewandte regionale Chemotherapie. Die Klinik locke schwerkranke
Krebspatienten damit, ihnen helfen zu können. Dabei sei die Methode
nur für sehr wenige Patienten geeignet, sagt Prof. Dr. Jutta Hübner,
Onkologin an der Universität Jena: "Der entscheidende Punkt hier ist,
dass er es bei Patienten anwendet, wo die Situation überhaupt nicht
zu dieser Technik passt." Der Onkologe Dr. Friedrich Theiss vom MDK
Bayern sagte, die Methode werde zwar seit langem angewendet, es
fehlten aber fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse: "Von Professor
Aigner, der Abteilung, seinen Mitarbeitern wurden die ganzen Jahre,
in denen er immer wieder publiziert hat, keinerlei Vergleichsstudien
vorgelegt." Gesetzliche Krankenkassen sowie private
Krankenversicherungen zahlen die bis zu 100.000 Euro teure Behandlung
im Regelfall nicht. Klinikchef Aigner widersprach den Vorwürfen und
verwies auf eigene Studien, die den Nutzen seiner Behandlung
belegten.

Hinterbliebene zeigten sich angesichts der zur Werbung benutzten
Berichte verwundert und empört. Der Mann einer verstorbenen
Schweizerin berichtete, er habe erst nach der Beerdigung seiner Frau
von einem Text erfahren, in dem von ihrer angeblichen Heilung die
Rede war. Der Chefredakteur der Münchner Abendzeitung, Michael
Schilling, erklärte NDR und SZ, entsprechende im Blatt
veröffentlichte Texte schienen "mit Blick auf journalistische
Standards" tatsächlich zweifelhaft. Die Zeitung habe diese aus ihrem
Onlineangebot inzwischen entfernt.

Über dieses Thema berichten ausführlich "Panorama 3" im NDR
Fernsehen am Dienstag, 18. April, um 21.15 Uhr sowie im Radio "Das
Forum" auf NDR Info am Donnerstag, 20. April, um 20.30 Uhr.



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Ralph Coleman
Tel: 040-4156-2302



http://www.ndr.de
https://twitter.com/NDRpresse

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