Anlässlich der Veröffentlichung des diesjährigen
BARMER Zahnreports mit dem Schwerpunktthema Parodontitis sagte Dr.
Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen
Bundesvereinigung (KZBV):
"Parodontale Erkrankungen sind immer noch der Hauptgrund für
Zahnverluste bei Erwachsenen. Die Defizite eines
GKV-Leistungskatalogs auf 70''er-Jahre-Niveau sind also offenkundig.
Daher sollten die Kassen unsere Vorschläge für konkrete
Versorgungsverbesserungen im Interesse der Patienten mittragen,
besonders im Gemeinsamen Bundesausschuss. Parodontitis kann durch
regelmäßige Prophylaxe und mundgesundes Verhalten in den meisten
Fällen vermieden werden. Ich fordere daher Politik und Kostenträger
auf, die Zahnärzteschaft beim präventionsorientierten Turnaround in
der Parodontitistherapie zu unterstützen, der bei der
Karies-Bekämpfung ja schon gelungen ist."
Die Bedeutung der zunächst schmerzlosen Volkskrankheit ihre
Zusammenhänge mit Diabetes, Pneumonien, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
sowie Frühgeburten werde unterschätzt. "Im Bewusstsein der Menschen
handelt es sich fälschlicherweise um eine Bagatellerkrankung. Dagegen
hilft nur mehr Prävention, mehr Aufklärung, mehr sprechende
Zahnmedizin - finanziert durch die Kassen", sagte Eßer.
"Der Leistungskatalog ist mit Blick auf Prävention und Nachsorge
unvollständig, veraltet und entspricht längst nicht mehr dem Stand
der Wissenschaft. Wesentliche Bausteine einer präventionsbasierten
Versorgungsstrecke fehlen. Hierzu zählen die Möglichkeiten des
Zahnarztes zur individuellen Aufklärung, Motivation und Remotivation
der Patienten, regelmäßige Verlaufskontrollen im Sinne einer
qualitätsgesicherten Evaluation sowie ein strukturiertes
Nachsorgeprogramm im Sinne der Unterstützenden Parodontitistherapie."
Neues Versorgungskonzept zur Parodontitistherapie kommt Eßer
kündigte ein umfassendes Versorgungskonzept zur Parodontitistherapie
unter Federführung der KZBV an, das zeitnah veröffentlicht werden
soll. "Dann wird sich zeigen, ob die Kassen darin enthaltene,
substanzielle Versorgungsverbesserungen mittragen oder aus
Kostengründen blockieren." Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft
für Parodontologie (DG Paro) und unter Beteiligung der
Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hinterfragt das Konzept die bisher in
der G-BA-Behandlungsrichtlinie und die im Einheitlichen
Bewertungsmaßstab für zahnärztliche Leistungen (BEMA) abgebildete
Therapiestrecke. Geprüft wird insbesondere die Einbindung von
Präventionskonzepten einschließlich der UPT in den Leistungskatalog.
Hintergrund: Daten und Fakten zum Thema Parodontitis Insgesamt nimmt
die Zahl der Menschen mit Parodontalerkrankungen in Deutschland ab.
Das geht aus der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) des
Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) hervor. So hat sich die
Prävalenz schwerer Parodontalerkrankungen bei jüngeren Erwachsenen
(35- bis 44-Jährige) seit 2005 praktisch halbiert. Auch bei jüngeren
Senioren (65- bis 74-Jährige) gibt es einen rückläufigen Trend bei
Parodontitis trotz mehr erhaltener Zähne.
Gleichzeitig steigt der tatsächliche Behandlungsbedarf aufgrund
der demografischen Entwicklung und der damit einhergehenden
Morbiditätskompression in Zukunft prognostisch an. Bereits jetzt ist
jeder zweite jüngere Erwachsene (52 Prozent) von einer parodontalen
Erkrankung betroffen: 43 Prozent weisen eine moderate und rund jeder
Zwölfte eine schwere Parodontitis auf.
Weitere Informationen zur DMS V und zu Parodontitis können auf den
Websites von KZBV und BZÄK abgerufen werden, darunter eine
Kurzbroschüre sowie Grafiken zur Entwicklung von
Parodontalerkrankungen bei Erwachsenen und Senioren. Die vollständige
Studie des IDZ ist im E-Shop des Deutschen Ärzteverlages erhältlich.
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Kai Fortelka
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