Ungefähr so viele Menschen wie eine Kleinstadt Bewohner hat, erliegen jedes Jahr einem plötzlichen Herztod. Das sind mehr als zusammengenommen jene, die hierzulande an Lungenkrebs, Brustkrebs und Aids sterben. Doch von rund 200.000 Menschen, die in Deutschland jedes Jahr einen akuten Herzstillstand nicht überleben, sind nur etwas mehr als zehn Prozent kardiale Risikopatienten, die nach einem Infarkt bereits an einer Herzmuskelschwäche litten oder eine andere Herzerkrankung hatten (Deutscher Herzbericht 2o16).
Meist geht diesem unvorhersehbaren und schrecklichen Ereignis eine längere Phase mit chronisch depressiver Stimmungslage voraus. Im Nachhinein lassen sich in vielen Fällen klassische Alarmzeichen ausmachen, zum Beispiel finanzielle Sorgen, eine belastende Arbeits- oder frustrierende Familiensituation.
Solche psychosozialen Aspekte kardiologischer Leiden hält Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig, am Helmholtz Zentrum München tätiger Psychokardiologe, für unterrepräsentiert und machte dies anlässlich der 83. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie im April 2o17 in Mannheim deutlich:
“Derzeit sind die Verunsicherungen und Ängste vieler Menschen mit Händen zu greifen. Der plötzliche Herztod ereilt die Betroffenen entgegen einer verbreiteten Vorstellung in der Regel nicht nach einer einmaligen Aufregung. Akuter Ärger, Angst oder andere Aufregungen sind nur Auslöser.” Chronischer Stress sei ein eigenständiger Risikofaktor für Herzerkrankungen und verdiene mehr Aufmerksamkeit.
Physiologisch betrachtetet sind meist Herzrhythmusstörungen oder auch das sogenannte Broken Heart Syndrom direkte Auslöser eines PHT. Beim Broken Heart Syndrom (auch: Stress-Kardiomyopathie, Tako-Tsubo-Syndrom) verengen sich die Herzkranzgefäße akut krampfartig. Die Symptome gleichen denen eines Herzinfarktes, sie treten meist unmittelbar nach einer außerordentlichen körperlichen oder emotionalen Belastung auf.
Risiko senken, Stress besser bewältigen
Wie Menschen mit emotionalen Belastungen umgehen, spielt für die Prävention des plötzlichen Herztods deshalb eine bedeutende Rolle: Wer Stress besser bewältigen kann, reduziert das Risiko für einen plötzlichen Herztod.
In den meisten Fällen sind mehr körperliche Bewegung, ein gezieltes Stressmanagement oder Entspannungstechniken ausreichend, hieß es in Mannheim.
Aus Sicht der Hamburger Präventologin und Therapeutin für Mind Body Medizin, Andrea S. Klahre, sollte der Ansatz ganzheitlich sein und weitere Aspekte berücksichtigen:
♥ Ernährung umstellen
♥ Gegebenenfalls Zigaretten- und Alkohlokonsum deutlich drosseln
♥ Genügend schlafen
♥ In geschützter Atmosphäre reden über das, was schwer lastet
♥ Sich sortieren, neu ordnen und wohltuende Perspektiven entwerfen
♥ Die seelische Widerstandskraft – Resilienz – trainieren
♥ Sich eine lang nachklingende präventive Auszeit verordnen
Bei Verdacht auf eine klinisch manifeste Depression sollte ein weiterer Experte hinzugezogen werden.