Auf Einladung von Regierungsrat Mauro Pedrazzini
fand das fünfte Treffen der deutschsprachigen
Gesundheitsministerinnen und -minister am 7. und 8. Mai 2017 erstmals
in Vaduz statt. In einer gemeinsamen Erklärung wurde die Absicht
bekräftigt, sich für ein qualitativ hochwertiges und finanziell
tragfähiges Gesundheitssystem in den einzelnen Ländern einzusetzen.
Auf der Agenda des jährlich stattfindenden Treffens standen die
zukunftsträchtigen Themen eHealth und mHealth (Mobile Health), die
Herausforderungen im Bereich der geriatrischen Versorgung sowie
aktuelle und zukünftige Herausforderungen im Bereich der ambulanten
ärztlichen Versorgung. Ausserdem nahmen die anwesenden Ministerinnen
und Minister einen Zwischenstandsbericht der im Vorjahr eingesetzten
Arbeitsgruppe zum Thema Gesundheitskompetenz zur Kenntnis.
Schliesslich haben sich die anwesenden Vertreter noch über die
erstmals zeitlich koordiniert in allen beteiligten Ländern
stattfindende Alkoholpräventionswoche verständigt.
Wie in der gemeinsamen Erklärung des Gesundheitsquintetts
festgehalten, erkennen die Ministerinnen und Minister die Bedeutung
eines regelmässigen Erfahrungs- und Wissensaustausches auf fachlicher
und politischer Ebene in einem freundschaftlichen Rahmen an.
Ausserdem bekräftigen sie, dass die Inhalte der Arbeitsgespräche
einen wertvollen Beitrag für die Diskussionen und das Suchen von
Lösungsansätzen auf jeweiliger nationaler Ebene liefern können.
Koordination und Kooperation bei eHealth, Chancen von mHealth
Hauptthema des Arbeitsgesprächs am ersten Sitzungstag waren die
aussichtsreichen Themen eHealth und mHealth. Hier konnte an die
Diskussionen der vergangenen Treffen angeknüpft werden, indem sich
die Ministerinnen und Minister über die jeweiligen Anstrengungen und
Fortschritte der einzelnen Länder im Bereich eHealth informiert
haben. Ein funktionierendes eHealth-System kann dazu führen, dass die
Vorteile von mHealth noch besser genutzt und integriert werden
können. Veränderte Gewohnheiten aufgrund von Smartphones und Tablets
in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens führen dazu, dass heute
mHealth als Auslöser von Veränderungen im Gesundheitswesen verstanden
wird. Stichwort hierzu ist die "Gesundheit im
Social-Media-Zeitalter".
Diverse Studien belegen bereits heute die Popularität und das
Wachstumspotenzial von Mobile-Apps im Bereich Gesundheit und Fitness
sowie das Erfassen medizinischer und physiologischer Daten mittels
Sensoren. Heute schon stehen über 100''000 Apps für Sport, Wellness,
Gesundheit und Ernährung dem Endbenutzer zum Download bereit. Zu
solchen Anwendungen gehören beispielsweise das Messen von Puls,
Körpertemperatur oder Blutzuckerspiegel, ortsunabhängige Beobachtung
und Überwachung von chronisch kranken Patienten oder Erinnerungen für
Medikamenteneinnahme. Diese Anwendungen helfen nicht nur Bürgern,
ihre Gesundheit vermehrt selber in die Hand zu nehmen und dadurch
mehr Eigenverantwortung zu übernehmen, sondern auch
Leistungserbringern, ihre Patienten besser und effizienter zu
behandeln.
Im Rahmen des Arbeitsgesprächs wurde beispielsweise der Frage
nachgegangen, welche Anreize sowohl für Bürger als auch für
Leistungserbringer geschaffen werden können, um die Anwendung von
mHealth zu fördern und ob es solche überhaupt braucht? Weitere
Fragestellungen betrafen insbesondere die Datensicherheit, die
Verwendung oder Fragen der Zertifizierung von Anwendungen im
Medizinbereich.
Auswirkungen des demographischen Wandels bereits spürbar
Der demographische Wandel stellt die Sozialsysteme zunehmend vor
grosse Herausforderungen. Es kann festgehalten werden, dass sich die
Länder mittlerweile mitten in diesem Prozess befinden, denn die
geburtenstarken Jahrgänge haben das Rentenalter erreicht. Das
Fürstentum Liechtenstein hat in diesem Zusammenhang eine Strategie
zur Bewältigung des demographischen Wandels erarbeitet, welche die
Thematik in ihrer Vielschichtigkeit anzugehen versucht. Um für die
Auswirkungen dieser gesellschaftlichen Veränderungen gewappnet zu
sein, ist es insbesondere im Bereich der Gesundheitsversorgung
angezeigt, den Blick auf die Stärkung der geriatrischen Versorgung in
den Ländern zu richten. In diesem Zusammenhang hat das Ministerium
für Gesellschaft im vergangenen Jahr eine Studie erstellen lassen,
die sich mit der Medikamentenabgabe in Alters- und Pflegeheimen sowie
bei Spitexorganisationen (bzw. ambulanten Pflegeeinrichtungen)
befasst. Die Resultate dieser Studie wurden den anwesenden
Ministerinnen und Ministern vorgestellt und dienten als Basis für die
anschliessende Diskussion.
In der gemeinsamen Erklärung wurde das gemeinsame Verständnis dann
auch zum Ausdruck gebracht: "Dabei wollen wir uns dafür einsetzen,
dass bei der Verordnung und Verabreichung von Medikamenten eine
Nutzen-Risiko-Abwägung und insbesondere eine Berücksichtigung der
altersspezifischen Besonderheiten eines Patienten zu erfolgen hat."
Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen ambulanten Versorgung
sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gegenden
Faktoren wie eine alternde Bevölkerung sowie damit zusammenhängend
vermehrt auftretende chronische Krankheiten aber auch die
Unterschiede der Bevölkerungsstruktur beispielsweise im
Stadt-Land-Gefälle erfordern neue Wege bei der Gesundheitsversorgung.
Die Nachfrage nach (haus)ärztlichen und pflegerischen Leistungen
steigt und erfordert zunehmend eine integrierte medizinische
Versorgung. Gleichzeitig ist zumindest bei zwei der zentralen
Berufsgruppen der medizinischen Grundversorgung (Hausärzte und
Pflegefachpersonen) in gewissen Bereichen ein Mangel absehbar.
Die sich verändernden Rahmenbedingungen in Bezug auf die Nachfrage
aber auch das Angebot von Gesundheitsdienstleistungen stellt die
nationalen Gesundheitssysteme zunehmend vor grosse Herausforderungen.
Um diese Herausforderungen meistern zu können, sind neue Konzepte und
Organisationsformen der Gesundheitsversorgung gefordert, diese wurden
anlässlich des Treffens erörtert.
In der gemeinsamen Erklärung führen die Ministerinnen und Minister
aus: "Wir sind davon überzeugt, dass Modelle sektorenübergreifender
Versorgung dringend notwendig sind, um den aktuellen
Herausforderungen des Gesundheitswesens zu begegnen. Wir sehen es als
eine Aufgabe der Politik in unseren Ländern, Strategien zu entwickeln
und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit auf ein
ausgewogenes Verhältnis zwischen Bedarf und Angebot von Ärzten und
anderen Gesundheitsfachkräften hingewirkt werden kann."
Am Rande des Treffens tauschte sich das Gesundheitsquintett
ausserdem noch über die erstmals in allen anwesenden Ländern zeitlich
koordiniert stattfindende Alkoholpräventionswoche aus. Dabei
informierten sich die Ministerinnen und Minister über die jeweiligen
Aktionen, welche in den einzelnen Ländern durch die für die
Alkoholprävention zuständigen Stellen umgesetzt werden.
Wertvoller Austausch und gute Möglichkeit, die freundschaftlichen
Beziehungen zu vertiefen
Das jährlich stattfindende Treffen der deutschsprachigen
Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister bietet eine gute
Gelegenheit, sich in kleiner und informeller Runde über die aktuellen
und zukünftigen Herausforderungen der jeweiligen Gesundheitssysteme
auszutauschen. Ausserdem bietet es dem Gastgeberland die Möglichkeit,
den Gästen einen Einblick in die jeweils nationalen Eigenheiten zu
geben.
Im Rahmen des Treffens in Vaduz besuchte das Gesundheitsquintett
mit seinen Delegationen auch das Landtagsgebäude, wo sie von
Landtagsvizepräsidentin Gunilla Marxer-Kranz und Historikerin Martina
Sochin D''Elia fachkundig informiert wurden. Ausserdem stand ein
Empfang auf Schloss Vaduz, der von S.D. Erbprinz Alois gegeben wurde,
auf dem Programm.
Am Treffen der deutschsprachigen Gesundheitsministerinnen und
-minister in Liechtenstein nahmen - neben Gastgeber und
Gesundheitsminister Mauro Pedrazzini - Lydia Mutsch (Luxemburg),
Hermann Gröhe (Deutschland), Alain Berset (Schweiz) und Pamela
Rendi-Wagner (Österreich) teil.
Nach 2013 in Münster (DE), 2014 auf der Kleinen Scheidegg im
Berner Oberland (CH), 2015 in Wien (AT) und 2016 in Luxemburg findet
das Treffen nächstes Jahr turnusgemäss wieder in Deutschland statt.
Pressekontakt:
Ministerium für Gesellschaft
Sandro D''Elia, Generalsekretär
T +423 236 60 10
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