Spielsachen stellen mehr als ein Viertel aller als gefährlich
gemeldeten Produkte, hat das EU-Schnellwarnsystem für Produktrückrufe
"Rapex" für die Jahre 2015 und 2016 festgestellt. Die Gefahren, die
von diesen Spielzeugen ausgehen, sind: Ersticken durch verschluckbare
Kleinteile, Vergiftungen und Strangulationen. Hinter den nackten
Zahlen verbirgt sich ein Skandal, der kleine Kinder enorm gefährdet.
Der Teufel steckt dabei im System: In die EU importiertes Spielzeug
wird nur stichprobenartig kontrolliert. Bei Kinderspielzeug geht
Vertrauen über Kontrolle. Dabei sind die Verantwortlichen gefordert,
konsequent nach dem Grundsatz "Vertrauen ist gut - Kontrolle ist
besser" zu verfahren.
"Als Kinderchirurgin sehe ich täglich Kinder, die zum Teil schwere
und schmerzhafte Unfälle im Haushalt erleiden", sagt Stefanie
Märzheuser, Präsidentin der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr
Sicherheit für Kinder e.V. heute in Nürnberg. Die Medizinerin
berichtet über Verletzungen durch verschluckte Batterien oder Stürze
vom ungesicherten Kinderhochbett, mit denen sie in ihrer täglichen
Arbeit immer wieder konfrontiert wird. Sie nennt drei
Verantwortliche: zunächst die Hersteller und den Handel, die ihrer
Verantwortung nach sicheren Produkten noch stärker nachkommen müssen
sowie den Gesetzgeber, der für eine noch bessere Überwachung der
Waren im Markt sorgen muss, damit unsichere Produkte erst gar nicht
zum Endverbraucher kommen. Aber auch die Eltern, die gefordert sind,
bewusst einzukaufen. Stefanie Märzheuser empfiehlt daher, schon beim
Kauf von Kinderspielzeug und anderen Kinderprodukten darauf zu
achten, dass sie sicher sind.
Der Kindersicherheitstag 2017 steht unter dem Motto "Für Kinder
nur das Beste!" und appelliert an die Verantwortlichen, die Einfuhr
von Kinderspielzeug und anderen Produkten für Kinder strenger zu
überwachen. Das entbindet allerdings weder Eltern noch Großeltern von
ihrer Verantwortung. "Es ist manchmal gar nicht schwer, die Qualität
eines Spielzeugs festzustellen", erklärt Märzheuser und rät dazu,
beispielsweise die Verpackung genau unter die Lupe zu nehmen: Welche
Prüfsiegel hat das Produkt bekommen? Denn Prüfsiegel sind ein
wichtiges Kriterium, um die Sicherheit eines Produktes zu erkennen.
Anlässlich des Kindersicherheitstags 2017 gibt die BAG zusammen
mit dem TÜV Rheinland einen Flyer für Eltern und Großeltern heraus,
der verschiedene Merkzettel für den sicheren Spielzeugeinkauf
enthält. "Verbraucher sollten Produkte für Kinder stets bei sicheren
Quellen kaufen. Und zwar vom Schnuller bis zum Kinderfahrrad", rät
Ralf Diekmann, Pressesprecher Produktsicherheit bei TÜV Rheinland. Zu
den sicheren Quellen gehören namhafte Hersteller, Handelshäuser und
Discounter, die uÌ^ber eine eigene funktionierende
QualitaÌ^tssicherung verfuÌ^gen. "Dort arbeitet man mit unabhängigen
PruÌ^fhaÌ^usern zusammen um die Sicherheit der Produkte zu
gewaÌ^hrleisten." Ein Kauf bei unbekannten Quellen im Internet oder
bei "fliegenden Händlern" auf Wochen- und JahrmaÌ^rkten kann im
Reklamationsfall zu Schwierigkeiten fuÌ^hren. "Außerdem sollte man
beim Kauf seinen Sinnen vertrauen", so Diekmann. "Sind an dem Produkt
scharfe Ecken und Kanten erkennbar, ist die generelle Verarbeitung
mangelhaft, riecht das Produkt unangenehm und nicht materialtypisch
oder ist es schlicht zu laut in der Anwendung - besser Finger weg."
Außerdem empfehlen die Fachleute des weltweit tätigen
Prüfdienstleisters: Alle Aufschriften und Warnhinweise müssen
vollständig, nachvollziehbar und in deutscher Sprache sein, um eine
Fehlanwendung oder falsche Pflege zu vermeiden. Auch muss der
Hersteller oder Importeur für den Reklamationsfall erkennbar sein.
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