Wiesbaden, Juni 2017. Historische Kur- und Bäderarchitektur prägt das Bild vieler deutscher Städte – besonders der Ostseebäder. Mit Elementen aus dem Klassizismus, Historismus und Jugendstil, ist die Bäderarchitektur keine in sich geschlossene Stilepoche, sondern vielmehr eine Zusammenführung verschiedener Elemente unterschiedlicher Epochen. Doch nicht nur in den Seebädern können imposante Gebäuden im Baustil der Jahrhundertwende bewundert werden, zahlreiche Heilbäder und Kurorte in Hessen locken ebenfalls mit einer einzigartigen Architektur und überzeugen mit großer Vielfalt.
• Wiesbaden mit einmaliger historischer Bausubstanz
Keine andere deutsche Stadt repräsentiert so ausgeprägt und vielseitig den Historismus wie das Heilbad Wiesbaden. Dank ihrer heißen Quellen, die schon die Römer zur Heilung und Erholung nutzten, entwickelte sich Wiesbaden zur Weltkurstadt. Ob intellektuell, reich, adelig oder heiratswillig – Um die Jahrhundertwende war hier der Hotspot der High Society. Neben zahlreichen Grand Hotels, entstand mit dem Bau einer Brunnenhalle, einem Kurhaus und Thermalbad eine außergewöhnliche Kurarchitektur. Der Bau des Kurhauses, von Kaiser Wilhelm II. beauftragt und von Architekt Friedrich von Thiersch gestaltet, markiert den architektonischen Höhepunkt der Stadtentwicklung zum Kurbad. Mit zwölf prachtvollen Sälen und Salons, einem Foyer mit einer 21 Meter hohen Kuppel sowie der mit 129 Metern längsten Säulenhalle in Europa beeindruckt das im neoklassizistischen Stil gebaute Kurhaus früher wie heute zahlreiche Besucher. Neben Veranstaltungsräumen beherbergt das Kurhaus auch die Spielbank Wiesbaden, die als eines der schönsten Casinos Europas gilt. Das in den Jahren 1910 bis 1913 als städtisches Bade- und Kurmittelhaus in der Formsprache des Jugendstils errichtete Kaiser-Friedrich-Bad ist ebenfalls noch vollständig erhalten und kann im Rahmen eines Thermenbesuchs erlebt werden. Der beim Bau ausgegrabene, steinerne Unterbau eines römischen Schwitzbades bestätigt die Nutzung der heißen Adlerquelle zu Badezwecken durch die Römer und bildet heute als historisches Römisch-Irisches Bad den Mittelpunkt der Therme. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.wiesbaden.de
• Europas größtes zusammenhängendes Jugendstilensemble: Die Kuranlage in Bad Nauheim
In der ehemaligen Kuranlage des Heilbads und Kneipp-Kurortes Bad Nauheim verbinden sich Architektur, freie und angewandte Kunst sowie Garten- und Platzgestaltung zu einem eindrucksvollen Gesamtkunstwerk. Mit dem Sprudelhof verfügt Bad Nauheim über das größte geschlossene Jugendstilensemble Europas. Im Herzen des Wahrzeichens stehen das Brunnenbecken mit dem Großen Sprudel sowie der Friedrich-Wilhelm-Brunnen. Umrahmt wird das Ensemble, das zwischen 1905 und 1911 erbaut wurde, von sechs im Original erhaltenen Badehäusern mit üppig geschmückten Wartesälen und liebevoll gestalteten Schmuckhöfen. Bei Besichtigung der Innenräume findet sich der in Bad Nauheim besondere Jugendstil wieder, bei dem stets der Bezug zum Wasser als Gesundheit spendende Kraft zu sehen ist. So offenbaren die Badehäuser und Schmuckhöfe eine außergewöhnliche Liebe zum Detail: Masken aus Keramik, Brunnen aus honigfarbenem Terrakotta, sowie Nixen, Wellenornamente und Seepferdchen. Das Jugendstilambiente kann entweder im Rahmen einer begleiteten Themen- und Erlebnisführung oder während eines circa sechzig minütigen Rundgangs auch auf eigene Faust erkundet werden. Architekturfans lockt zudem das Jugendstilfestival vom 7. bis zum 10. September 2017 nach Bad Nauheim. Im Badehaus 3 können Besucher noch heute baden wie vor 100 Jahren. Die historischen Wannenbäder aus edlem afrikanischen Afzeliaholz laden zu einem Bade-Erlebnis ein, wie es schon Kaiserin Auguste Viktoria genossen hat. Die Gestaltung des Badehauses im Jugendstil und die besondere Dekoration der Badezellen tragen ihren Teil zum Wohlbefinden bei. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.bad-nauheim.de
• Historische Bäderarchitektur in Schlangenbad
Die Geschichte von Schlangenbad reicht bis in das 17. Jahrhundert zurück, als der Ort als feudales Luxusbad vieler Fürsten, Prinzessinnen, Kardinäle, Generäle und wohlhabender Kaufleute galt. Mit dem Bau neuer Bäder 1835, erlangte Schlangenbad in der Romantik erneut Weltruhm mit prominenten Kurgästen aus Hochadel, Politik und Kunst. Die Architektur des westhessischen Heilbads erzählt noch heute von dieser bedeutenden Historie: Die Hälfte aller Gebäude Schlangenbads, genauso wie der im Stil der englischen Gärten gehaltene Kurpark und die alten Hainbuchenalleen von 1700 und 1725, stehen unter Denkmalschutz. Bei einem Spaziergang entlang der Hotels im Stil historischer Bäderarchitektur mit schmiedeeisernen Balkonen können Gäste den Charme vergangener Jahrhunderte bewundern. Unterhalb des Landgrafenplatzes entdecken Besucher das Schweizer Haus, das 1852 für die russische Zarin Alexandra Feodorowna durch Herzog Adolf von Nassau als Teehaus erbaut wurde. Ein Highlight aus dem letzten Jahrhundert ist zudem das 1928 erbaute, historische Thermalfreibad mit Uhrtürmchen und einem gediegenen Säulengang, das als erstes Thermalfreibad in ganz Europa seinen Betrieb aufnahm. Auch heute noch wird das Becken täglich mit frischen Thermalwasser gefüllt und wie einst, jeden Abend in den Bach entleert. Schlangenbad vermittelt das Gefühl, in eine vergangene, erhabene Zeit zurückzureisen, wobei Gebäude und Fassaden neueren Datums für eine gelungene Mischung aus Alt und Neu sorgen. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.schlangenbad.de.
• Mittelalterliches Fachwerk in Bad Sooden-Allendorf
Architektonische Kostbarkeiten mittelalterlicher Fachwerkbauweise sind in der Geschlossenheit, wie sie Bad Sooden-Allendorf zu bieten hat, nur selten anzutreffen. Mit dem Patrizierhaus „Löwe“ steht in dem nordhessischen Heilbad eines der schönsten Fachwerkhäuser Deutschlands. 1639 schon zwei Jahre nach einer großen Brandkatastrophe von Tuchhändler und Hutstaffierer Jakob Odewald erbaut, stellt seine Errichtung mitten im dreißigjährigen Krieg eine außergewöhnliche Leistung dar und noch heute ist sein Zustand nahezu unverändert. Komplett erhaltene Straßenzüge wie der „Klein Venedig“ genannte „Fischerstad“ und die „Weinreihe“ faszinieren die Besucher ebenso wie die vielen versteckten Fachwerkwinkel. Der Rhythmus des Fachwerks, das Spiel der Farben und die schier unerschöpfliche Vielfalt der Formen ist nahezu einzigartig in Deutschland. Es macht Spaß, durch die Gassen zu schlendern, den Blick an den Fachwerkfassaden himmelwärts klettern und sich immer wieder von „neuen“ Details der über 400 Fachwerkhäuser überraschen zu lassen. Manche tragen die Spuren der Jahrhunderte, andere sind erst kürzlich liebevoll zurechtgemacht. Jede der vier Jahreszeiten kleidet Häuser und Gassen neu ein und unterstreicht im fließenden Wechsel der Farben und Lichter ihre Reize. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.bad-sooden-allendorf.de.
• Bad Homburg v.d. Höhe – einer der schönsten Kur- und Badeorte Deutschlands
Dank der Fürsprache von Kaiser Wilhelm II., der zusammen mit seiner Familie gern und häufig in seiner Sommerresidenz im Landgrafenschloss weilte, erhielt Bad Homburg 1912 offiziell den Namensbestandteil „Bad“. Die Tradition als Heilbad begann allerdings deutlich früher, nachdem mit dem Ludwigsbrunnen und dem Elisabethenbrunnen wichtige Quellen wiederentdeckt sowie weitere Heilwässer erschlossen wurden. Entscheidend war die Eröffnung der Spielbank durch die Brüder Blanc 1841, deren Einnahmen den Ausbau des Kurbetriebs finanzierten. Auch nach Schließung der Spielbank lockte das Heilbad Angehörige des europäischen Hochadels, gekrönte Häupter aus Übersee, Geldmagnaten und berühmte Künstler in den Taunus, um sich zu erholen, aber auch um zu sehen und gesehen zu werden. Der Kurpark Bad Homburg ist einer der größten und schönsten Deutschlands und steht unter Denkmalschutz: Im Jahr 1890 öffnete hier das Kaiser-Wilhelms-Bad seine Türen. Der heimische Baumeister Louis Jacobi hatte es im Stil der italienischen Neurenaissance geplant – mit palastartigen Räumlichkeiten, die den Ansprüchen der hochgestellten Kurgäste mehr als genügten. Seinerzeit galt das Kaiser-Wilhelms-Bad als das feinste, luxuriöseste, komfortabelste und modernste Badehaus Europas. Heute beherbergt das prächtige Bauwerk das Day Spa Kur Royal und in der historischen Bibliothek können sich Paare standesamtlich trauen lassen. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.bad-homburg-tourismus.de.
• Künstlerisches Kurbad in Königstein im Taunus
In Königstein am Fuße des Taunus fallen vor allem zwei Gebäude ins Auge: Die herrschaftliche Burgruine und ihr gegenüber das farbenfrohe Kurbad. Verdankt die Burgruine ihre Auffälligkeit der erhabenen Position hoch über der Stadt, so profitiert das Kurbad von seiner markanten Form und vor allem den leuchtenden Farben – Orange und Blau strahlt es weithin sichtbar und hebt sich so stadtbildprägend vor der bewaldeten Kulisse des Falkensteiner Hains ab. Nach einem Entwurf des Architektenehepaares Rudolf und Ingeborg Geier wurde das Kurbad in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Künstler Otto Herbert Hajek erbaut und 1977 eingeweiht. Die Geschosse des vierstöckigen Gebäudes werden je höher desto kleinflächiger und bilden dadurch unterschiedlich große Terrassen aus, woraus sich insgesamt eine schiffsähnliche Silhouette ergibt. Im Laufe der Jahre wurde das Kurbad mit viel Einfühlungsvermögen, damit die besondere Architektur nicht getrübt wird, um eine Sauna und ein beheiztes Außenbecken erweitert, das wiederum eine wunderbare Aussicht auf die gegenüberliegende Burgruine bietet. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.kurbad-koenigstein.de