(NL/8697930602) Die chinesische Medizin greift auf eine mehr als 3.000 Jahre alte Tradition zurück. In dieser Zeit durchlief die chinesische Kultur eine starke Entwicklung. Dabei entstand die TCM oder traditionell chinesische Medizin unter der Regierung des Staatsoberhauptes Mao Tse-Tung, durch Zusammenfassen verschiedener Strömungen der Klassischen Chinesischen Medizin. Doch was macht chinesische Medizin, neben Ihrer uralten Tradition, so besonders? Was sind ihre Anwendungsgebiete? Was liegt ihr zu Grunde?
Was ist Traditionelle chinesische Medizin?
Inmitten der Kulturrevolution Chinas, versuchte die Regierung unter Mao Tse-Tung die alte Chinesische Medizin an chinesischen Universitäten zu modernisieren und alle verschiedenen wichtigen Schulen und Theorien zu vereinen. Die Kompatibilität mit der westlichen Schulmedizin sollte damit zusätzlich gewährleistet werden. Hier sehen Kritiker auch das größte Handikap der TCM: Das System hat sich nicht über die Jahrhunderte entwickelt, sondern wurde innerhalb einiger Jahre von Forschern erschaffen. Zwar auf Basis der existierenden Strömungen, aber die TCM ist kein natürlich gewachsenes System der Heilpraktik, das sich am Patienten beweisen mußte, und das von Meister zu Schüler weitergegeben wird, so wie es seit Jahrtausenden in China üblich gewesen war.
Unterscheidung zwischen TCM und klassischer chinesischer Medizin
Im Wesentlichen unterscheiden sich traditionelle und klassische chinesische Medizin in ihren Behandlungs-, aber auch Lehrmethoden. Dabei fußt die klassische chinesische Medizin mehr auf einer Tradition, welche über Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben wird und daher sehr praxisorientiert ist, was im Kontrast zur mehr theoretischen traditionellen chinesischen Medizin steht, die meist an Universitäten Chinas unterrichtet wird. Im Grunde fast die TCM die verschiedene Schulen der Ursprünglichen oder eben klassischen Chinesischen Medizin zusammen und versucht sie zu vereinheitlichen. Der Student muss so alle möglichen Theorien lernen, ohne großen Bezug zur Praxis.
Bei der klassischen chinesischen Medizin lernen die Schüler hingegen zum Beispiel drei Jahre bei einem Meister und arbeiten dabei auch immer praxisorientiert, also am Patienten. Sie richten sich hierbei nach bestimmten Theorien einer Schule oder Linie und brauchen nicht sämtliches Wissen der Jahrtausende zu überblicken. Natürlich gibt es gewisse Grundlagen der Chinesischen Medizin, vor allem aus den Klassikern, welche man in jedem Fall wissen sollte.
Die verschiedenen Heilmethoden
Zu den verschiedenen Heilmethoden gehören unter anderem Kräuter sowie Akupunktur. Die Relevanz der Kräuterheilkunde in China ist heutzutage größer als die der anderen Methoden, da diese von der Regierung am meisten gefördert wurde. Dies liegt daran, daß die Kräuterheilkunde mit ihren Theorien der Schulmedizin näher ist als zum Beispiel die Akupunktur und sie damit auch einem materialistischen oder marxistischem Weltbild näher steht.
Die Chinesische Medizin mit Kräutern war über Jahrhunderte die Methode der Wahl bei allen Arten von Erkrankungen, zusammen mit der Akupunktur und Verfahren wie Qi Gong und Tuina.
Egal ob es sich um innere Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Infektionskrankheiten oder auch psychische Leiden handelt, für fast alle findet sich eine Behandlungsmöglichkeit aus der chinesischen Medizin mit Kräutern. Diese wurden in China quasi so verwendet, wie wir heute unsere Tabletten usw. verwenden. So ist es mit der TCM auch heute noch, und sie wird auch in Krankenhäusern parallel zur Schulmedizin verwendet.
Die Wahl des richtigen Therapeuten
In Deutschland ist diese Entscheidung besonders problematisch, weil eine Ausbildung als Heilpraktiker oder Arzt legitimiert, chinesische Kräuter zu verschreiben. Allerdings, können falsch verschriebene Kräuter dem Patienten schaden, weshalb man bei der Wahl des Therapeuten darauf achten sollte, dass dieser eine entsprechende Referenz oder Ausbildung hat, die ihn dazu zertifiziert, Kräuter zu verschreiben. Dieses Problem entsteht bei der Akupunktur nicht so stark, wie bei der Behandlung mit Kräutern, allerdings sollte man sich dennoch absichern, dass der Therapeut entsprechend qualifiziert ist.
Vorteile gegenüber westlicher Kräuterheilkunde und Medizin
Der größte Vorteil besteht in der ungebrochenen Tradition. Die chinesische Kultur hat zwar auch Rückschläge wie Kriege erlebt, jedoch stehen diese nicht so im Vordergrund der kulturellen Entwicklung, wie in der westlichen Welt. Bereits vor mehreren Tausend Jahren, wurde in China die Wirkungsweise und Funktion vieler Kräuter genau untersucht. Diese Beschreibungen übertreffen in ihrer Genauigkeit nach wie vor die der westlichen Naturheilkunde und Medizin. Zusätzlich konnten so durch Komposition einzelner Kräuter ganze Rezepte entwickelt werden, die noch weitaus genauer definieren wie unterschiedliche Krankheiten behandelt werden können. Das bedeutet auch, dass nicht nur ein Kraut für die Behandlung einer Erkrankung oder besser eines kranken Menschen eingesetzt wird sondern ein Rezept. Hinter diesen Rezepten steckt ein komplexes System, mit dem eingeordnet werden kann, wer welche Behandlung benötigt. Dabei entscheiden verschiedene Faktoren wie beispielsweise der Puls, der Bauchbefund oder auch die Beschwerden über die der Patient klagt.
Interview TCM-Nord
Um weiterführende Informationen über traditionelle chinesische Behandlungsmethoden zu erhalten, haben wir ein Interview mit dem Experten von TCM Nord, Oliver Kania geführt:
ONMA: Was ist klassische chinesische Medizin und was ist TCM?
Herr Kania: Chinesische Medizin ist 3.000 Jahre alt. Da gibt es verschiedene Schulen im Bereich der Kräuterheilkunde sowie im Bereich der Akupunktur und die meisten Schulen basieren auf den sogenannten chinesischen Klassikern. Die TCM ist das, was unter der Regierung von Mao Tse-Tung entstanden ist. Da wurde versucht an den Universitäten ein allgemeines System zu erschaffen, was die Strömungen und Schulen der chinesischen Medizin vereinheitlicht und zusätzlich noch mit der westlichen Schulmedizin kompatibel ist.
ONMA: Was muss bei der Wahl des Therapeuten beachtet werden? Gibt es Zertifikate?
Herr Kania: Es ist in Deutschland so, dass man als Arzt oder Heilpraktiker chinesische Kräuter verschreiben darf ohne eine weitere Ausbildung im Bereich der chinesischen Kräuterformeln zu haben . Das ist ein Problem, weil Kräuter gefährlich sein können und man wirklich Fehler machen und dem Patienten damit schaden kann. Daher habe ich ein Diplom für die Anwendung Chinesischer Kräuter gemacht, das sich an dem Standard der Unis in China orientiert. Das Diplom habe ich innerhalb von zwei Jahren absolviert. Hierzu mußten zum Beispiel die Wirkung vieler Formeln und Kräuter auswendig gelernt werden. Zudem habe ich aufbauend klassische Chinesische Medizin nach Prof. Huang Huang bei ihm selbst sowie bei seinem Schüler Dr. Andreas Kalg studiert.
ONMA: Und was kann man mit chinesischer Medizin bzw. mit der Kräutern behandeln, also z.B. welche Krankheiten?
Herr Kania: Die Kräuter, die sind in China heutzutage viel wichtiger als Akupunktur. 80% der Fälle werden mit Kräutern behandelt und man kann eigentlich fast alles behandeln. In China war über mehrere Jahrtausende hinweg die Kräutermedizin die Kardinalmedizin, zusammen mit der Akupunktur. Das heißt die Chinesen haben wirklich Behandlungsstrategien mit Kräutern entwickelt für alle möglichen Arten von Erkrankungen.
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