sup.- Kinder- und Jugendärzte warnen angesichts neuer Studienresultate, dass erhebliche Missbrauchstendenzen im Umgang mit digitalen Medien unter Kindern und Jugendlichen zu verzeichnen sind. "Den riesigen Chancen und Möglichkeiten steht als Gefahr der fehlende Erwerb einer Medienkompetenz gegenüber", so der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Zu diesem Ergebnis kommen erste Auswertungen von über 3.000 Daten der BLIKK Medien-Studie, mit der auf Initiative des BVKJ das Mediennutzungsverhalten von Kindern bis 14 Jahren bei den Kids selbst bzw. bei deren Eltern in 84 Arztpraxen erfragt wurde. Die Analyse zeigt bei Heranwachsenden im Alter bis zu sechs Jahren einen klaren Zusammenhang zwischen Sprachentwicklungs-Störungen und der Nutzungsdauer von digitalen Medien. 75 Prozent der Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren verwenden der Studie zufolge bereits bis zu 30 Minuten täglich das Handy ihrer Eltern, um Spiele auszuprobieren oder Fotos anzuschauen.
Im Alter von zwölf Jahren besitzen nach Angaben des Branchenverbands Bitcom schon 85 Prozent der Jugendlichen ein eigenes Smartphone. Auch bei Schulkindern wirkt sich ein zu hoher Konsum von bildgestützten Medien eindeutig negativ auf die Entwicklung aus. Als Folgen nennt die BLIKK-Studie das vermehrte Auftreten von schlechten schulischen Leistungen, ADHS und sozial bedingten Auffälligkeiten, zudem Schlaf- und Angststörungen sowie Übergewicht.
Aus den nun erstmals gut belegten Erkenntnissen zu den erheblichen Auswirkungen von extremem Medienkonsum müssen Konsequenzen gezogen werden. Diese Forderung hat Dr. Uwe Büsching, Sprecher des BVKJ-Ausschusses Jugendmedizin auf dem Jugendmedizinkongress in Weimar (März 2017) gestellt. Beim Thema Medienerziehung seien nicht nur die Eltern in der Pflicht, auch die Ärzte sollten im Rahmen der Früherkennungsuntersuchungen das weit verbreitete Problem der zu intensiven Beschäftigung mit digitalen Medien ansprechen, da es nachweislich zu gesundheitlichen Problemen führt.
Insbesondere die körperliche Alltags-Aktivität ist bei Kindern und Jugendlichen bedingt durch die hohe Attraktivität der neuen Medien seit vielen Jahren deutlich geringer geworden. Untersuchungen haben ergeben, dass mittlerweile weniger als die Hälfte der Sechs- bis Zwölfjährigen in Deutschland die WHO-Minimalanforderung von täglich einer Stunde moderater bis intensiver körperlicher Anstrengung erfüllt. Doch während die schulischen Leistungen von Eltern meist sehr genau beobachtet werden, ist der Stellenwert eines bewegungsfreudigen Lebensstils für physisch, psychisch sowie sozial gesundes Heranwachsen vielen Erziehungsberechtigten kaum bewusst. Deshalb gehört die Sensibilisierung der Eltern für die hohe Bedeutung von körperlicher Aktivität für ihren Nachwuchs ebenfalls zu den Aufgaben der Kinder- und Jugendärzte. Anregungen und Tipps, wie Kids zu mehr Bewegung im Alltag motiviert werden können, geben Experten z. B. auf dem Ratgeber-Portal www.komm-in-schwung.de.