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Kinderwunsch

Multiple Sklerose Betroffene mit einem Kinderwunsch sollten ihre Schwangerschaft sehr gut planen und alles genau mit ihrem betreuenden Arzt (Neurologen, Frauenarzt) besprechen. Gewisse Medikamente müssen schon vor der Empfängnis und andere Medikamente während der Schwangerschaft abgesetzt/eingenommen werden. Es ist deshalb empfehlenswert, die Therapie im Hinblick auf eine Schwangerschaft mit dem Arzt frühzeitig zu besprechen. Noch bevor man überhaupt versucht, schwanger zu werden.
Arzneimittel, die die Schubrate vermindern, sollten zu bestimmten Zeitpunkten abgesetzt werden, weil sie vielleicht zu Schädigungen des Ungeborenen führen könnten.
Es wurde schon oft beobachtet, dass während einer Schwangerschaft bei MS-Patienten die Schubrate um bis zu 80% im letzten Schwangerschaftsdrittel abgenommen hat.
Multiple Sklerose und Schwangerschaft beeinflussen sich gegenseitig. Die Schwangerschaft stellt aber keine Gefahr für MS-Betroffene dar.
Es ist so, dass die Schwangerschaft im 2. und 3. Trimenon (Drittel) zu einer erhöhten Toleranz des Immunsystems führt. Im zweiten Trimenon nach der Geburt geht die Schubrate auf das präpartale (unbehandelte) Niveau zurück. Die Schwangerschaft wirkt sich NICHT negativ auf die Progredienz(vorrücken‚ voranschreiten) aus!

• Wichtige Infos für die Planung:
Frauen mit einer sehr hohen Schubfrequenz sollten abwarten, ob sich diese durch geeignete Medikamente verringern lässt.
Der letzte Schub sollte zirka drei Monate zurückliegen.
Einige immunmodulatorische (als Immunmodulation wird die Beeinflussung des Immunsystems durch pharmakologisch wirksame Stoffe bezeichnet) Langzeittherapien müssen vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden. Es ist notwendig, dass Sie sich mit der Neurologin/dem Neurologen besprechen.
Wenn eine Schwangerschaft unter immunmodulatorischen Langzeittherapien eintritt, ist dies oft kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch.
Medikamente nur in Absprache mit dem Arzt nehmen!
Es sind keine zusätzlichen gynäkologischen Versorgungen bei Frauen mit MS während der Schwangerschaft nötig.
Schübe werden seltener oder bleiben sogar aus. Das ist so, weil natürliche, immunsuppressive Faktoren im Blut der Schwangeren wirksam werden und das körpereigene Kortison ansteigt.
Die schwangere MS-Betroffene soll ihre Ärzte als auch die Hebamme, von denen sie betreut wird, über ihre MS-Erkrankung informieren.
Nur bei einer körperlichen Behinderung ist eine Verzögerung zu erwarten – in diesen Fällen kann ein Kaiserschnitt geplant werden.
Eine Hausgeburt wird nicht empfohlen!
Sollte bei der Geburt eine Schmerzlinderung erforderlich sein, kann der Arzt eine rückenmarksnahe Anästhesie (Periduralanästhesie) setzen.
Die Hormone beeinflussen das Immunsystem günstig und man nimmt an, dass die Schwangerschaft immunmodulatorisch wirkt. Die hormonelle Umstellung nach der Geburt wirkt sich dann wieder ungünstig aus.
Eine Entscheidung für ein Kind sollte immer auch von der Verantwortung für das Kind geprägt sein. Wichtig für MS-betroffene Eltern ist ein gutes familiäres und soziales Umfeld.
Traten aufgrund der MS vor der Schwangerschaft hin und wieder Gleichgewichtsstörungen auf, könnte es sein, dass sich diese aufgrund des runden Bauchs und dem damit zusätzlichen Gewicht verstärken.
Genauso könnte es sein, dass durch den Druck des Babys auf die Blase eine bereits bestehende Blasenschwäche verstärkt wird.
Geburtsfehler oder Fehlgeburten werden nicht mit der MS in Zusammenhang gebracht. Eine Schwangerschaft, Wehen und Geburt verlaufen oft nicht anders als bei gesunden Frauen.
Frauen mit einer sehr hohen Schubfrequenz sollten zunächst „das Schwanger werden“ abwarten, ob sich diese Schübe durch geeignete Medikamente verringern lassen. So lässt sich eventuell das Risiko eines Schubes in der Schwangerschaft vermindern.
Etwa 15 bis 20 Prozent der deutschen Paare sind ungewollt kinderlos - das kann natürlich auch Menschen mit MS betreffen.

Sollten Sie eine Schwangerschaft planen, dann sprechen Sie auf jeden Fall über diese Medikamente mit ihrem behandelten Arzt:
Beta-Interferonen (Avonex®, Betaferon®, Rebif®)
Glatirameracetat (Copaxone®)

Eine Schwangerschaft während einer Behandlung mit:
Aubagio®
Gilenya®
Tysabri®
Mitoxantron
MUSS ganz vermieden werden. Diese Therapien müssen vor einer Schwangerschaft frühzeitig abgesetzt werden.

Männer MÜSSEN folgende Medikamente absetzen:
Mitoxantron (genschädigendes Potential)
Beta-Interferone
Glatirameracetat

Weitere Info:
Komplikationen auf Grund von Multiple Sklerose gibt es nicht. Weder Frühgeburten noch Fehlbildungen sowie andere Probleme wurden auf MS zurückgeführt.
Medikamente dürfen nur in Absprache mit dem Arzt genommen werden! Es wird oft empfohlen, die Medikamente für die Langzeittherapie (immunmodulatorische Medikamente) während der Schwangerschaft und Stillzeit bei Multipler Sklerose abzusetzen.
Männer und Frauen mit Multiple Sklerose (MS) können genauso Eltern werden wie gesunde, und Frauen mit MS bekommen genauso häufig ein gesundes Kind wie Frauen ohne MS.
Die Krankheit „Multiple Sklerose“ alleine ist jedenfalls kein Grund, auf Kinder verzichten zu müssen.

• Kinderwunsch mit Multiple Sklerose
Von der Planung der Schwangerschaft bis nach der Geburt
Autorin: Jutta Schütz
Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (28. September 2016)
Taschenbuch: 156 Seiten – 7,99 Euro
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3741273201 und ISBN-13: 978-3741273209
E-Book: ISBN 9783743154964 (5.99 EUR)

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