Psychotherapie wirkt, das ist mittlerweile
unbestritten. Doch wie wirkt sie? Und auf welchen Ebenen? Subjektiv
empfinden Patienten im Idealfall eine Besserung. Doch was ist mit der
biologischen Wirkung, lassen sich auch Veränderungen im Labor
nachweisen? Das Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) stellt
genau diese Fragen in einer großen, international einmaligen Studie,
die jetzt anläuft.
"Während es bei den Medikamenten während der vergangenen 30 Jahre
keine nennenswerten Fortschritte gab, gibt es bei den Psychotherapien
dramatische Verbesserungen. Wir wissen nur leider immer noch nicht im
Voraus, welchem Patienten welche Psychotherapie am besten und
schnellsten helfen wird. Genau hier setzt unsere Studie an",
erläutert Martin Keck, Studienleiter sowie Chefarzt und Direktor der
Klinik am MPI.
Größte Studie weltweit
In die international einmalige Studie sollen innerhalb der
nächsten acht Jahre circa 1000 Patienten integriert werden. Sie
erhalten neben der Erhebung umfangreicher Blutwerte eine
weitreichende Diagnostik mit bildgebenden Verfahren und
neuropsychologischen Tests. Und sie durchlaufen ein intensives
psychotherapeutisches Gruppen- und Einzelprogramm. Per Zufall
ausgewählt, erhält ein Drittel der Patienten eine Schematherapie, ein
weiteres Drittel wird mit kognitiver Verhaltenstherapie behandelt,
das letzte Drittel bekommt eine individuelle unterstützende
Behandlung. In acht Wochen absolvieren die Patienten 32 Sitzungen,
die stichprobenartig im Nachhinein analysiert werden: Supervisoren
wählen aus den 32 000 Videoaufnahmen, die entstehen werden, per
Zufall aus und prüfen, wie die therapeutischen Vorgaben umgesetzt
wurden. Nur so lässt sich eine "sprechende" Therapie evidenzbasiert
überprüfen und Ergebnisse verallgemeinern. "Ziel ist, Erkenntnisse
über die biologische Wirkung von Psychotherapieverfahren zu
gewinnen", fasst Keck zusammen.
Wie wirksam ist die Schematherapie?
Die Studie soll außerdem neue psychotherapeutische Verfahren wie
die Schematherapie auf ihre Wirksamkeit in der Depressionsbehandlung
prüfen und Informationen liefern, welche Patienten besonders gut von
bestimmten psychotherapeutischen Interventionen profitieren. Die
Therapeuten kombinieren bei einer Schematherapie Methoden der
kognitiven Verhaltenstherapie mit Elementen psychodynamischer
Konzepte. Dadurch thematisieren sie stärker als bei klassischer
Verhaltenstherapie Emotionen, prägende Erfahrungen aus der
Vergangenheit und die Beziehung zwischen Patient und Therapeut.
"Die einzigartig enge Verbindung von Forschung und Klinik in
unserem Institut ermöglicht uns, eine solch aufwendige Studie
durchzuführen", merkt Elisabeth Binder, Geschäftsführende Direktorin
am MPI, an. "Haben Therapeuten im Vorfeld ihrer Behandlung objektive
Anhaltspunkte für den Erfolg oder Misserfolg bestimmter Therapien,
lässt sich viel Zeit und Leid für die Betroffenen vermeiden",
schließt Keck.
Pressekontakt:
Anke Schlee
Max-Planck-Institut für Psychiatrie
T: +49 (0)89 30622 263
presse@psych.mpg.de, www.psych.mpg.de
Original-Content von: Max-Planck-Institut f?r Psychiatrie, übermittelt durch news aktuell