Kempten. Wirbelsäulenspezialist und Neurochirurg Dr. med. Baschar Al-Khalaf war Gastgeber des ersten Kemptener Schmerztags im Cambomed Ärztezentrum. Zu der Ärztefortbildung am Samstag, 22. Juli 2017, bildete Dr. Al-Khalaf gemeinsam mit fünf Schmerzspezialisten aus dem Allgäu und aus München das hochqualifizierte Referententeam für die knapp 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Die Bayerische Ärztekammer vergab 4 Fortbildungspunkte für die Teilnahme an der halbtägigen Veranstaltung. "Die Fortbildung war sehr hilfreich und sehr gut organisiert", schrieb einer der Fortbildungsgäste im Nachgang zur Veranstaltung.
Ziel der Fortbildung war der interdisziplinäre Austausch zu den modernen Diagnostik- und Therapieansätzen bei chronischen Schmerzen. Dr. Al-Khalaf eröffnete den Seminartag um 9 Uhr. Er berichtete über die aktuellen Themen und Trends in der Wirbelsäulenchirurgie und stellte Fallzahlen und alternative Therapien zur Operation vor. Tenor seines Vortrags war die hohe Bedeutung der Zusammenarbeit zuständiger Fachbereiche bis hin zur Erstellung von einheitlichen und verbindlichen Richtlinien in der Diagnostik und Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen.
Dr. med. Klaus Klimczyk, Chefarzt des interdisziplinären Schmerzentrums an der m&i-Fachklinik Enzensberg, betonte in seinem Vortrag, wie wichtig eine multimodal aufgebaute Therapie bei chronischen Wirbelsäulenschmerzen ist. Als erfahrener Orthopäde und Rehabilitationsmediziner betreut er täglich Patienten mit chronischen Schmerzen. Neben der ärztlichen Behandlung, der medikamentösen Therapie und Injektionen (u. a. Triggerpunkt- und Facetteninfiltrationen) gehören für ihn auch Physiotherapie, aktive Bewegungstherapie und physikalische Therapie sowie eine psychologische Betreuung und eine Sozialberatung zu einer Erfolg versprechenden Therapie.
Dr. med. Andreas Förg, Facharzt für Diagnostische Radiologie, betreibt in München eine Privatpraxis für Upright-Kernspintomographie. Das auch kinetisch-positionale Kernspintomographie genannte Diagnostikverfahren erspart den Patienten die Angst vor der "Röhre", weil es die Wirbelsäule in einem aufrechten Zustand unter der natürlichen Gewichtsbelastung untersucht. Dr. Förg stellte den anwesenden Kollegen die moderne Diagnostikmethode im Detail vor.
Wie Organisator und Veranstalter Dr. med. Al-Khalaf ist auch Dr. med. Walter Demmel Facharzt für Neurochirurgie. In seiner Praxis für Neurochirurgie in Fürstenfeldbruck hat er häufig mit chronisch neuropathischen Schmerzbildern zu tun. Sein Vortrag handelte deshalb auch von der hochfrequenten Burst- und Spinalganglion-Stimulation, die als neues Verfahren in der Schmerztherapie eingesetzt wird.
Dr. med. Matthias H. Tenholt erlebt als Chefarzt der Gefäßchirurgischen Klinik im Theresienkrankenhaus in Mannheim viele Patienten mit der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (kurz pAVK). Die Erkrankung, die im Volksmund "Schaufensterkrankheit" genannt wird, verursacht bei Patienten starke Durchblutungsstörungen, die im fortschreitenden Stadium starke Schmerzen verursachen. Er berichtete in seinem Vortrag beim Kemptener Schmerztag über die festgestellten Behandlungserfolge mit Hilfe von Neurostimulation.
Das Abschlussreferat hielt Doris M. Wagner. Die Schmerzexpertin ist Leitende Ärztin der Abteilung Schmerztherapie am Klinikum Kempten. Sie berichtete über ihre Erfahrung im Umgang mit Patienten, die mit einer Spinal Cord Stimulation (SCS) therapiert wurden. Die minimalinvasive Therapieform wird bei chronischen Schmerzen in Armen, Beinen und Rumpf eingesetzt. Dank schwacher elektrischer Impulse kann die Übertragung der Schmerzsignale ans Gehirn unterbrochen werden, was die Schmerzen lindert. Doris Wagner zeigte Therapieerfolge auf, die bei Schmerzpatienten aufgrund der engen Abstimmung zwischen Neurochirurgie und Schmerztherapie erzielt werden konnten.
Alle Referenten des Kemptener Schmerztags betonten, wie wichtig bei chronischen Schmerzpatienten die Schulung und Schmerzaufklärung sind. Das Wissen um die Schmerzphysiologie und -funktion sind Voraussetzung für einen bewussten Umgang mit dem Schmerz und dessen Ursache.
Organisator Dr. Al-Khalaf sieht Veranstaltungen wie den Kemptener Schmerztag als ideale Gelegenheit, um fachübergreifend Erkenntnisse auszutauschen. Wichtig sei es aus seiner Sicht, Patienten mit chronischen Schmerzen für ergänzende Verfahren zu sensibilisieren und neue Methoden zu testen. "So war beispielsweise vielen Teilnehmern neu, dass die neurochirurgischen Methoden auch Patienten mit Schmerzen nach Knie-/Hüftoperation oder bei peripheren arteriellen Verschlusserkrankungen Linderung verschaffen können", sagt Dr. Al-Khalaf. Auch die Tatsache, dass er neurochirurgische Operationen an den Standorten Kempten und Immenstadt durchführt, eröffnete für einige Kollegen neue Möglichkeiten in der Behandlung, so Dr. Al-Khalaf.