fit und munter - Stammzellen bei Sportverletzungen: „Wunderzellen-Verband“ soll Meniskusriss reparieren

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Stammzellen bei Sportverletzungen: „Wunderzellen-Verband“ soll Meniskusriss reparieren


Was haben Christiano Ronaldo (Fußball), Rafael Nadal (Tennis) und Noriaki Kasai (Skispringer) gemeinsam? Richtig: Sie alle sind Leistungssportler und können auf viele, große Erfolge in ihrer langen, sportlichen Laufbahn zurückblicken. Doch sie haben noch eine Gemeinsamkeit: Alle Sportler ließen sich erfolgreich mit Stammzellen behandeln. Christiano Ronaldo verletzte sich Ende der Fußballsaison 2016 bei einem Fallrückzieher am Oberschenkel. Ihm drohte beim Finale der Champions League durch die Sportverletzung ein Platz auf der Besuchertribüne anstatt in der Startelf. Doch dank der Behandlung seiner Sportverletzung mit Stammzellen wurde der Weltfußballer pünktlich zum Saison-Höhepunkt wieder fit. Der Rest ist Fußballgeschichte: Mit seinem Verein Real Madrid gewann Ronaldo nicht nur die Champions-League. Im Finale von Paris holte er mit der Nationalmannschaft auch den Europameistertitel 2016 nach Portugal.

Um sich eine Sportverletzung zuzuziehen, muss man jedoch kein Spitzensportler sein. Verletzungen kommen auch im Breitensport häufig vor. Muskel-, Knie- und Schulterverletzungen führen die Statistiken der Sportmediziner an. Jährlich verletzen sich allein 1,25 Millionen Menschen beim Vereinssport. Rund 45 Prozent der Sportverletzungen betreffen Freizeitkicker, also Fußballer. Häufig wird dabei der Meniskus in Mitleidenschaft gezogen. Ein Meniskusriss schränkt die Funktionsfähigkeit des Knies erheblich ein. Die Mehrzahl der Verletzungen ereignet sich dabei in der sogenannten weißen Zone des Meniskus. Dieses Gewebe wird nur sehr schlecht durchblutet. Der Heilungsprozess dauert entsprechend lange. Nicht selten kommt es hier zu Komplikationen, sodass der Meniskus komplett oder teilweise entfernt werden muss. Eine Meniskusentfernung erhöht jedoch stark das Risiko, später im Leben an Kniearthrose zu erkranken.


Das Knie: Vielseitig, beansprucht und verletzungsanfällig

Das menschliche Knie ist ein Wunderwerk der Natur. Es muss gewaltige Kräfte beim Gehen, Laufen und Springen tagein tagaus aushalten und gleichzeitig den Spagat zwischen Stabilität und Flexibilität meistern. Ein wichtiger Garant für ein vollfunktionsfähiges Knie ist der Meniskus. Dabei handelt es sich um einen Knorpel, der sich als Puffer zwischen den Knochen befindet. Er hat im Prinzip die gleichen Aufgaben wie die Bandscheiben bei der Wirbelsäule: Sie sollen Belastungen abfedern und dabei helfen, dass die Knochen nicht aufeinander scheuern.

Jedes Kniegelenk verfügt übrigens über zwei Menisken, die aus Kollagenfasern bestehen. Diese nehmen Zugkräfte auf. Bei einem Schlag oder Stoß auf das Knie können die Menisken jedoch leicht einreißen. Experten sprechen dann von einem Meniskusriss bzw. einer Meniskusruptur. Etwas harmloser ist die Meniskusläsion, die gern auch als Meniskusquetschung bezeichnet wird. Beide Fälle haben jedoch zunächst die gleichen Folgen: Das Knie tut weh und lässt sich nur eingeschränkt bewegen. Darunter leidet die Lebensqualität enorm.


Konservative Behandlung bei Knieverletzungen kann Einschränkungen nicht immer verhindern

Bei der Meniskusquetschung setzt die bisherige Therapie auf eine konservative Behandlung: Kühlen, Hochlegen und Bandagieren sind enorm wichtig. Von einem operativen Eingriff wird jedoch im Normalfall abgesehen. Die notwendige Sportpause dauert mindestens drei Wochen.

Wird als Sportverletzung jedoch ein Meniskusriss diagnostiziert, ist nicht selten eine Operation der letzte Ausweg, denn beim Meniskusriss wird der Knorpel gespalten. Abgerissene Meniskusteile können sich im Gelenkspalt verklemmen und blockieren das ganze Kniegelenk. Das Knie lässt sich damit nur noch unter enormen Schmerzen beugen und strecken. Ein so geschädigter Meniskus heilt nicht mehr von selbst. Erfahrene Sportmediziner versuchen heute so viel wie möglich an Meniskusmasse durch eine Operation zu retten. Frische Meniskusrisse werden umgehend genäht. Bei älteren Meniskusrissen wird zunächst nicht mehr rettbares Knorpelmaterial entfernt und durch ein Meniskusimplantat ersetzt. Es handelt sich dabei um eine Gitterstruktur aus Kollagen. In diese Matrix sollen körpereigene Zellen einwandern und neues Knorpelgewebe aufbauen. Diese Leistung vermögen letztlich nur Stammzellen. Deswegen arbeiten Mediziner weltweit fieberhaft an der gezielten Ansiedelung von Stammzellen. Bei Schäden an Knochen, Knorpeln und Muskeln sind mesenchymale Stammzellen, die z.B. im Nabelschnurgewebe vorkommen, die großen Hoffnungsträger. Sie sind in der Lage, verletztes Gewebe wieder zu kitten. Sie senden außerdem Signale in das umliegende Gewebe aus, die für eine optimale Versorgung der Region mit Sauerstoff und Nährstoffen sorgen.


Stammzellen-Verband bei typischer Sportverletzung Meniskusriss

Ein „Stammzellen-Verband“ bei Meniskusriss wurde bereits in einer ersten klinischen Studie getestet. Die fünf Studienteilnehmer waren zwischen 18 und 45 Jahren alt und hatten einen Meniskusriss in der weißen Zone erlitten. Zunächst wurden ihnen autologe – also körpereigene – Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen und im Labor 14 Tage lang vermehrt. Es folgte ein Aufbringen der kultivierten Stammzellen auf eine Kollagenmembran. Chirurgen setzten die so entstandene Stammzellbandage dann am verletzten Meniskus ein und nähten sie am umgebenden Gelenkknorpel fest. Nach einem Jahr hatten alle Probanden einen intakten Meniskus. Ein weiteres Jahr später hatten drei von fünf Patienten die vollständige Kniefunktion wiedererlangt. Bei zwei Patienten trat erneut ein Meniskusriss auf und geschädigtes Meniskusgewebe musste entfernt werden.

Dennoch stellt die Stammzellen-Therapie eine Alternative zur bisherigen Standard-Behandlung bei dieser Sportverletzung dar. Experten gehen davon aus, dass vor allem junge, aktive Menschen und Leistungssportler von der Behandlung profitieren können, denn mit den Stammzellen ließe sich die volle Funktionsfähigkeit des Knies wiederherstellen.


Stammzellen vorausschauend einlagern

Knieprobleme, Rückenschmerzen oder Gelenkbeschwerden wie Arthrose können jeden betreffen – Sportler sind da keine Ausnahme. In puncto Gesundheit ist Vorsorge immer besser als Nachsorge. Dieser medizinische Leitgedanke gilt auch bei Stammzellen. Die „Bausteine des Lebens“ werden sowohl von den Medien als auch von der Wissenschaft als Wunderwaffe im Kampf gegen Volksleiden gefeiert. Auch wenn autologe Stammzellen aus dem Knochenmark oder aus dem Fettgewebe gewonnen werden können, gibt es eine Stammzellenquelle, die ganz besondere Eigenschaften aufweist: Die jungen, neonatalen Stammzellen aus der Nabelschnur. Sie sind unbelastet, hoch flexibel und sehr teilungsfreudig. Damit eignen sie sich bestens für die medizinische Anwendung. So leicht, so sicher und so schmerzfrei wie direkt nach der Geburt, lassen sich Stammzellen außerdem nie wieder im Leben gewinnen. Aufbereitet und eingefroren stehen die neonatalen Stammzellen ein Leben lang zur Verfügung. Bei Bedarf können sie aus dem Kälteschlaf geholt und eingesetzt werden. Bei autologen Stammzellen besteht kein Abstoßungsrisiko. Studien haben längst bewiesen, dass selbst Jahrzehnte im Kryotank den Stammzellen nichts anhaben können und sie sich nach dem Auftauen zielgerichtet an die ihnen zugedachten Aufgaben machen: Reparieren und Regenerieren. Experten sind sich einig, dass in Zukunft Stammzellen nicht nur bei Sportverletzungen, sondern auch bei den großen Geißeln der Menschheit wie Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Demenz zum Einsatz kommen werden.

Auch wenn nicht jedes Neugeborene ein kleiner Fußballgott wie Christiano Ronaldo, ein mutiger Skiflieger wie Noriaki Kasai oder ein Tennisgenie wie Rafael Nadal wird, sollten sich werdende Eltern über das Potenzial der Nabelschnur-Stammzellen während der Schwangerschaft informieren und bewusst eine Entscheidung für ihre Familie treffen.
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