Heidelberg im August 2017. Bei dem Schlafapnoe-Syndrom leiden Betroffene unter nächtlichen Atemaussetzern, wodurch der Körper zu wenig Sauerstoff erhält. Diese Aussetzer führen beispielsweise zu extremer Tagesmüdigkeit, Sekundenschlaf und langfristig zu erhöhten Risiken für Schlaganfälle sowie Herzinfarkte. Liegt dies an einer Verengung der Atemwege, stoppt beim Entspannen der Hals- und Rachenmuskulatur im Schlaf die Atmung, weil die Zunge nach hinten rutscht und die Atemwege versperrt. In diesem Fall sprechen Ärzte von einer obstruktiven Schlafapnoe. Für die Therapie verschreiben Mediziner meist Überdruckbeatmungsmasken. Die sogenannte CPAP-Maske gilt als Goldstandard und ist die gängigste Behandlungsmethode. „Studien von Kardiologen und Internisten aus den USA und China um Dr. Jie Yu von der Universität Peking ergaben beispielsweise, dass die Rate für kardiovaskuläre Ereignisse bei Betroffenen unter CPAP-Therapie 42 Prozent geringer war, vorausgesetzt, die Maske wurde mehr als vier Stunden pro Nacht genutzt. Dies traf aber nur auf ein Sechstel der Teilnehmer zu“, weiß Dr. Robert Frey, ärztlicher Direktor der Heidelberger SeegartenKlinik, und erläutert: „Um dauerhaft auf Hilfsmittel verzichten zu können, lassen sich die Atemwege auch mit dem Eingriff Bimaxilläres Advancement mit Counterclockwise Rotation erweitern, wobei der Kiefer nach vorne gelagert wird.“
Einschränkungen durch Überdruckmaske
CPAP steht für Continuous Positive Airway Pressure, also kontinuierlich positiver Atemwegsdruck. Mithilfe von Überdruck leiten die Masken Raumluft durch die Atemwege. Dieser Druck verhindert eine Verengung der Luftröhre aufgrund von erschlafften Muskeln im Hals- und Rachenraum, sodass eine bessere Sauerstoffsättigung erreicht wird und das Risiko für Atemaussetzer sinkt. Schlafapnoiker ziehen die Masken entweder über Mund und Nase oder nur über die Nase und fixieren sie mit Gummibändern. „Zum Teil führen die Bänder zu Druckstellen auf der Haut. Um dies zu vermeiden, können Betroffene den Sitz der Maske überprüfen und gegebenenfalls anpassen lassen oder andere Modelle ausprobieren“, erklärt Dr. Frey. Zu der CPAP-Maske gehört ein angeschlossenes Beatmungsgerät, das Luft in die Atemwege pumpt. Da das Gerät über einen Kompressor betrieben wird, ist es akustisch wahrnehmbar. Dies stört häufig nicht nur den Anwender, sondern auch den Partner. Manche Patienten berichten zudem über trockene und verstopfte Nasen oder Blähungen und ein unangenehmes Völlegefühl. Durch einen zu hoch eingestellten Druck gelangt Luft nämlich nicht nur in die Atemwege, sondern auch in den Magen-Darm-Trakt. „Viele Patienten fühlen sich in ihrem Schlaf eingeschränkt und empfinden die Maske als störend. Sie bekommen Panikattacken und nutzen die Überdruckmaske nicht durchgehend. Für die Wirksamkeit der Therapie müssen Anwender die Maske jedoch jede Nacht tragen“, weiß Dr. Frey.
Ursachenbehandlung sollte zu Goldstandard werden
Als alternative Behandlungsmethode gibt es beispielweise den Zungenschrittmacher. Dieser lässt sich jedoch nur bei wenigen Patienten einsetzen. Zu den Ausschlusskriterien gehören zum Beispiel ein kleiner Kiefer, Herzerkrankungen oder starkes Übergewicht, was auf viele Schlafapnoiker zutrifft. Um nicht nur die Symptome der obstruktiven Schlafapnoe zu lindern, sondern die Ursachen zu behandeln, lassen sich die Atemwege in einer Operation dauerhaft erweitern. Bei dem Eingriff Bimaxilläres Advancement mit Counterclockwise Rotation nehmen Ärzte eine Vorverlagerung von Ober- und Unterkiefer in einer leichten Rotation vor. „Anders als bei der bekannten bimaxillären Umstellungsosteotomie erziele ich mit dieser Technik eine stärkere Erweiterung der Atemwege, ohne die Gesichtsform nachteilig zu verändern, und gleichzeitig lässt sich die Sauerstoffsättigung der Patienten verbessern. Nach dem Eingriff benötigen Betroffene zudem keine Hilfsmittel wie CPAP-Masken mehr“, erklärt der ärztliche Direktor abschließend.