Schwerin im August 2017. Während der Wechseljahre leiden Frauen an Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen. Auch Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme oder trockene Schleimhäute können in dieser Lebensphase auftreten. Ursache der Beschwerden ist ein Östrogenmangel. Denn der Körper verringert die Östrogenproduktion mit Beginn der Wechseljahre. Östrogene, auch bekannt als Estrogene, zählen neben Gestagenen zu den weiblichen Geschlechtshormonen. Sie umfassen Östradiol, Estron und Estriol. Zu den Gestagenen gehören Progesteron, Pregnandiol und Pregnenolon. Die Östrogenbildung wird durch das follikelstimulierende Hormon (FSH) der Hypophyse angeregt. Die Produktion erfolgt in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde. Östrogene übernehmen eine wichtige Rolle beim weiblichen Zyklus, bei der Befruchtung und in der Schwangerschaft. Zudem steuern sie die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsmerkmale. Außerdem beeinflussen sie den Stoffwechsel und die Knochenbildung. „Viele Frauen wissen nicht, dass auch unabhängig von den Wechseljahren ein niedriger Östrogenspiegel und damit eine Störung im Hormonhaushalt vorliegen kann. Deshalb sollte bei Symptomen, die keine offensichtliche Ursache haben, der Östradiol- und der Progesteronwert überprüft werden. Auch Frauen, die seit Längerem erfolglos versuchen, schwanger zu werden, oder Frauen, die ohne ersichtlichen Grund unter einer Gewichtszunahme leiden, sollten ihren Hormonspiegel kontrollieren. Ist die Ursache der Probleme ein Hormonungleichgewicht, kann die Dysbalance mittlerweile mithilfe eines Speicheltests für zu Hause leicht ausfindig gemacht werden“, weiß Sarah Schmenner, Ökotrophologin bei der cerascreen GmbH, dem führenden Anbieter für Selbsttests.
Natürliche Schwankungen
Der Östrogenspiegel eines Mannes sollte in der Regel konstant unter 2,50 pg/ml liegen. Im Gegensatz dazu unterliegt der Östrogenspiegel einer Frau natürlichen Schwankungen. Diese sind abhängig vom weiblichen Zyklus. In der ersten Hälfte des Zyklus beträgt die Konzentration 1,29 bis 7,76 pg/ml. Während des Eisprungs steigt der Wert auf bis zu 16,05 pg/ml an. Während der zweiten Hälfte des Zyklus fällt der Wert dann wieder. Östrogen senkt das schlechte und steigert das gute Cholesterin. Deshalb leiden Frauen mit einem ausgeglichenen Östrogenhaushalt weniger unter Arteriosklerose als Männer. Natürliche Schwankungen werden neben dem Zyklus und den Wechseljahren durch Schwangerschaften verursacht. Aber auch die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel oder eine krankhafte Hypophysenunterfunktion hemmen die Östrogenproduktion. „Eine Keimdrüsenunterfunktion oder Magersucht verursachen hingegen eine verringerte Produktion von Progesteron. Ein dauerhaft stark erhöhter Östradiol- oder Progesteronspiegel kann im Gegensatz dazu ein Anzeichen für einen Tumor sein“, erklärt Schmenner.
Poröse Knochen
Osteoporose gehört zu den häufigsten Knochenerkrankungen. Allein in Deutschland leiden mehr als sechs Millionen Menschen darunter. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer. In vielen Fällen wird Osteoporose durch einen Östrogenmangel ausgelöst. Östrogene stimulieren die knochenaufbauenden Zellen, die sogenannten Osteoblasten. „Bei einem Östrogenmangel kommt es zu einem erhöhten Knochenabbau durch die Osteoklasten. Das Resultat: Knochenschwund – die Knochen werden instabil und brechen leichter“, so Sarah Schmenner. Hormonell bedingte Osteoporose wird auch als primäre Osteoporose bezeichnet.
Verbesserte Lebensqualität
Neben einer von einem Arzt verordneten Hormontherapie lassen sich einige der durch ein Hormonungleichgewicht hervorgerufene Beschwerden mithilfe spezieller Ernährungstipps leicht mindern. So können Pflanzenstoffe mit hormonähnlicher Wirkung, sogenannte Phytoöstrogene, aus zum Beispiel Mönchspfeffer oder Traubensilberkerze den Hormonhaushalt regulieren. „Um den nachlassenden Osteoporoseschutz abzumildern, hilft es, auf eine ausreichende Calcium- und Vitamin-D-Versorgung zu achten. Auch regelmäßige Bewegung, eine bewusste Ernährung und Verzicht auf Alkohol und Nikotin helfen das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. So gilt es beispielsweise bei einem erhöhten Östrogenspiegel, Sojaprodukte zu vermeiden“, erklärt Sarah Schmenner abschließend.