Landau/ Frankfurt, 21. August 2017. Ein Glück, dass der Landauer erfunden wurde: Diese Kutschform versüßte Reisenden ab dem 18. Jahrhundert die beschwerlichen Kutschfahrten. Heute besuchen Urlauber die Südliche Weinstraße, um das Grün des Pfälzerwalds, sanft ansteigende Weinberge, historische Burgen und Schlösser, malerische Dörfer sowie regionale Küche und Weine zu genießen. Dabei können sie auch auf den Spuren geschichtlicher Begebenheiten wandern und sich bei einer Fahrt im Landauer wie König Joseph I. oder Johann Wolfgang von Goethe fühlen.
• Der Landauer – das Cabrio unter den Kutschen
Schon im 17. Jahrhundert wurden offene Kutschen vom Typ des Landauers in Bildern verewigt. Diese viersitzige, vierrädrige und an beiden Achsen gefederte Kutsche mit zwei gegenüber und parallel angeordneten Sitzbänken verfügt über ein Verdeck, das meist in der Mitte geteilt und klappbar ist. Damit gehört der Landauer zu den sogenannten konvertiblen Kutschen, denn er lässt sich von einem offenen in einen vollständig geschlossenen Wagen umwandeln. Seine Hochzeit als beliebtester Reisewagen und Statussymbol der europäischen Elite erlebte der Landauer im 18. und 19. Jahrhundert.
• Wie der Landauer zu seinem Namen kam
Die Herkunft der Bezeichnung ist zwar nicht abschließend gesichert, aber dass die Stadt Landau in der Pfalz eine Rolle gespielt hat, scheint eindeutig. Schon Johann Wolfgang von Goethe erwähnt in seinem Epos „Hermann und Dorothea“ von 1797 eine Kutsche dieses Typs, die zuerst oder in erwähnenswerter Qualität in Landau gebaut wurde – der „erste Kaufmann“ fährt bei Goethe im „geöffneten Wagen (er war in Landau verfertigt)“ vor.
Ein spannenderes Szenario spielte sich schon einige Jahre vorher ab, nämlich 1702: Damals fuhr König Joseph I. aus dem Hause Habsburg von Wien nach Landau, um den Oberbefehl über die Truppen bei der Belagerung dieser damals französischen Grenzfestung zu übernehmen. So legte der König mit seinem gesamten Hofstaat, darunter Köche, Kellermeister und Wiener Wäschermadln, in 77 Kutschen die Strecke von 770 Kilometern in nur 14 waghalsigen Tagesetappen zurück und verknüpfte so den Namen der Stadt mit diesem neuartigen Reisewagen – eine Bezeichnung, die sich bis heute durchgesetzt hat. Spuren des Aufenthalts des Königs in der Südpfalz finden sich bis heute wieder, so auch im kleinen Ort Ilbesheim: Während der Belagerung Landaus war das Ilbesheimer Rathaus Josephs Hauptquartier, in dem er mit seinen Militärs und Verbündeten beriet. Das gegenüberliegende Haus diente ihm als Unterkunft, und um auf dem Weg dazwischen nicht belästigt zu werden, ließ er eine Holzbrücke vom Rathaus zum Wohnhaus bauen, über die Einschnitte im Fachwerk heute noch Zeugnis ablegen. Im Ilbesheimer Rathaus unterzeichneten Joseph I. und die bayerische Kurfürstin Theresia Kunigunde 1704 auch den Ilbesheimer Vertrag, der den Krieg zwischen Bayern und Österreich beenden sollte.
• Auf den Spuren des Landauers in der Südpfalz
Ein kunstvolles Überbleibsel aus dieser turbulenten Zeit im frühen 18. Jahrhundert finden Gäste Ilbesheims heute auch im Weingut Eck vor. Dort sind alte Wandfliesen zu bewundern, die mit Abbildungen König Josephs I. und des Landauers bemalt sind. Einst angebracht in der Gaststätte „Zum Landauer“ in Landau, kaufte die Familie Eck sie nach der Schließung des Lokals auf, um sie als historische Sehenswürdigkeit zu erhalten. Schon die Familiengeschichte der Ecks ist eng mit dem König verbunden: Dieser übergab 1704 einem ehrenvollen Vorfahren das Familienwappen, weil er Joseph auf kluge und mutige Art vor Angreifern auf der Rathaustreppe des Ortes beschützt hatte und darüber hinaus die königlichen Hofweine gewissenhaft behandelte. Weitere Informationen über das Weingut der Familie Eck finden Interessierte unter www.weingut-eck.de.
Aber auch in Landau selbst können Besucher sich auf die Spuren des Landauers begeben. Auf der Längsseite des Alten Kaufhauses am Marktplatz, das in Teilen noch original aus dem 15. Jahrhundert stammt, können Geschichtsinteressierte eine Wandmalerei bewundern, die König Joseph I., zur Begrüßung umringt von den Einheimischen, beim Verlassen eines Landauers darstellt. Gestiftet wurde das Bild Ende der 1970er Jahre im Zuge der Sanierung des kleinen Platzes von der Firma Ufer. Verewigt hat ihn der Speyerer Kunstmaler Günther Zeuner an der Mauer des Alten Kaufhauses in der Gruppe um König Joseph I.
• Nostalgie pur: Kutschfahrten an der Südlichen Weinstraße
Gäste der Südlichen Weinstraße, die stilecht wie König Joseph I. mit dem Landauer durch die Südpfalz reisen möchten, können dank der dreitägigen Nostalgie-Tour eine kleine Zeitreise machen. Aus einem zweispännigen Landauer heraus kommt die Attraktivität der Region besonders gut zur Geltung. Die Tour führt von Landau über Bad Bergzabern, Wissembourg, Erlenbach, Hauenstein und Annweiler zurück nach Landau, durch idyllische Winzerdörfer und weinbewachsene Hügel und vorbei an zahlreichen Burgen, darunter auch die berühmte Burg Trifels bei Annweiler. Die Tour ist für maximal vier Personen ab 530 Euro pro Person buchbar.
Von Mai bis Oktober finden aber auch an jedem ersten, dritten und fünften Samstag im Monat halbstündige Kutschfahrten in einem originalen Landauer statt, die Teilnahme kostet 5 Euro pro Person. Eine Tagesfahrt im Landauer ist ab 345 Euro pro Kutsche verfügbar. Die Kutschen sind außerdem für Jubeltouren und Hochzeitsfahrten buchbar.
Weitere Informationen zu den Fahrten und zur Anmeldung finden Interessierte unter http://landau-tourismus.de/Freizeit_Gastgeber_index.html oder telefonisch beim Büro für Tourismus in Landau unter 06341-13-8301/-8302.