Verändert sich die Einstellung?
Einige Branchen-Experten meinen, unter niedergelassenen Ärzten einen ersten Trend zur Aufweichung von Skepsis und Ablehnung gegenüber dem Thema „Digitalisierung“ verzeichnen zu können. Unsere Interviews, Gruppendiskussionen und Delphi-Befragungen konnten derartige Tendenzen bislang nur sehr vereinzelt ausmachen, auf keinen Fall jedoch in einem substanziellen Ausmaß.
Beweggründe für die Anti-Digitalisierungshaltung unter Praxisinhabern gibt es viele verschiedene, sie wird allerdings auch stark von äußeren Einflüssen gefördert:
(1) Ein Beispiel ist die Vorlaufzeit des eGK-Projektes und die fortwährenden Diskussionen über die Verantwortung der Verzögerungen sowie zur technischen Realisierung. Vor diesem Hintergrund ist es Medizinern nicht zu verdenken, dass sie der konkreten Umsetzung in ihren Betrieben äußerst negativ entgegensehen, wenn schon die Experten – aus ihrer Sicht – das Projekt nicht „in den Griff bekommen“.
(2) Ein anderes Beispiel ist die Androhung einer Sanktionierung von Umsetzung-Verspätungen durch Honorar-Abzug. Natürlich muss es Instrumente geben, die eine zeitliche Strukturierung sicherstellen, allerdings sollten bei derartigen Ankündigungen sowohl der Kontext als auch die Nebenwirkungen in Betracht gezogen werden. Die Ergebnisse unserer Marktforschungsuntersuchungen zeigen, dass hierdurch insgesamt die negativ geprägte Sicht der Digital-Entwicklung weiter verstärkt wurde.
(3) Die Digitalisierungs-Diskussion ist überdies durch die Dominanz einer Vielzahl von – zum Teil berechtigten – Warnungen und Einschränkungen geprägt. Vor allem ärztliche Interessen-Verbände betonen einerseits immer wieder die Wichtigkeit der Digitalisierung, die Ausführungen, die dem sich anschließenden „aber“ dann folgen, überdecken jedoch in Umfang in Inhalt die positiven Bekundungen.
Eine negative Allianz
Die genannten Aspekte haben für das ambulante Digital-Gesamtprojekt im Laufe der Zeit eine Atmosphäre geschaffen, die kaum Lust auf Experimente und Umsetzung macht und zusätzlich als Unterstützung und Bestätigung für alle anderen Ablehnungsgründe fungiert.