Medikamente heilen Krankheiten, lindern sie oder beugen ihnen vor. Andererseits können Arzneimittel Nebenwirkungen haben und während der Schwangerschaft unter Umständen dem Embryo schaden. In der Stillzeit gehen viele Wirkstoffe in die Muttermilch über. "Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Arzt, bevor Sie in der Schwangerschaft oder Stillzeit ein Medikament einnehmen", rät Dr. Christoph-Gerard Stein, Arzt und Experte der AOK Hessen.
Wer Kinder haben möchte, sollte bereits vor Feststellung einer Schwangerschaft den behandelnden Arzt über seine Pläne informieren. Dies empfiehlt sich besonders, wenn der Mediziner Medikamente verschreibt oder eine Röntgenuntersuchung machen will. "Fragen Sie nach eventuell bestehenden Risiken und möglichen Alternativen. So fühlen Sie sich sicher und können sich auf den Nachwuchs freuen", sagt Stein. Ist eine Schwangerschaft festgestellt, empfiehlt sich eine Behandlung mit länger eingeführten und erprobten Mitteln. Neue Medikamente sollte der Arzt nur dann verschreiben, wenn bewährte Arzneimittel unverträglich oder erwiesenermaßen unwirksam sind.
Zunächst bewährte Hausmittel ausprobieren
Bei gesundheitlichen Beschwerden wie Übelkeit und Sodbrennen und leichteren Erkrankungen ist es sinnvoll, zunächst bewährte Hausmittel auszuprobieren und auf eine gesunde Lebensweise zu achten. Erst wenn dies nicht hilft, sollten schwangere und stillende Frauen in Absprache mit ihrem Arzt Medikamente einnehmen. Bei Übelkeit während der Schwangerschaft genügt es manchmal bereits, die Ernährung umzustellen und mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen. Ein wirksames Mittel ist auch Ingwer, den Schwangere als selbst gepressten Saft, als Aufguss, im Tee oder in Form von Tabletten zu sich nehmen können. Gegen Sodbrennen können ebenfalls mehrere kleine Mahlzeiten am Tag helfen. Um den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre zu reduzieren, empfiehlt es sich, mit erhöhtem Kopf und Oberkörper zu schlafen. Akutes Sodbrennen kann ein Glas Milch lindern. Leidet eine schwangere Frau unter einer Blasenentzündung, kann sie die Beschwerden mit einer Wärmflasche und warmen Tees lindern.
Vor der Einnahme von Medikamenten den Arzt fragen
Gegen bakterielle Infektionen können auch schwangere und stillende Frauen ein Antibiotikum einnehmen. Es gibt allerdings kein Antibiotikum, das für die Schwangerschaft und Stillzeit als vollständig unbedenklich deklariert ist. Allerdings gibt es mehrere Wirkstoffe, die werdenden Müttern und Stillenden empfohlen werden können. Penicilline, Cephalosporine, Makrolide und manche anderen Antibiotika werden vom Kind nach Angaben des Zentrums für Embryonaltoxikologie in der Regel gut vertragen. Grundsätzlich muss eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt stattfinden. Er wird nur dann ein Antibiotikum verschreiben, wenn es die Erkrankung erforderlich macht und keine natürliche oder homöopathische Behandlung greift. Gleiches gilt für Glukokortikoide (Kortison), die zum Beispiel bei Asthma, aber auch bei Rheuma und der chronisch entzündlichen Darmerkrankung eingesetzt werden. Doch nicht nur bei synthetisch hergestellten Medikamenten ist Vorsicht geboten: Pflanzliche Heilmittel können ebenfalls unerwünschte Nebenwirkungen für Mutter, Embryo oder Baby haben. Deshalb sollten schwangere und stillende Frauen solche Mittel nur bei Bedarf und möglichst über einen kurzen Zeitraum anwenden. Auf die Herkunft der Heilmittel und Tees sollten werdende Mütter und stillende Frauen ebenfalls achten. Produkte aus unseriösen Quellen können Pestizide oder sogar Schwermetalle enthalten.
Röntgenuntersuchungen möglichst vermeiden
Röntgenuntersuchungen sollten während der Schwangerschaft nur wenn unbedingt erforderlich durchgeführt werden. Bei Aufnahmen außerhalb des Bauchraumes ist die Streustrahlung zwar sehr gering, etwa beim Röntgen von Zähnen, Armen oder Beinen. Ist eine Untersuchung erforderlich, bei der Röntgenstrahlen auf die Gebärmutter treffen, muss die Strahlendosis für das Kind genau berechnet werden.
Weit gefährlicher als die meisten Medikamente sind für das ungeborene Leben allerdings Nikotin und Alkohol. Wenn die werdende Mutter raucht, kann dies zu einer Frühgeburt, Totgeburt, Komplikationen in der Schwangerschaft und Entwicklungsverzögerungen beim Kind führen. "Schwangere sollten deshalb ihre Wohnung zur Nichtraucherzone erklären", empfiehlt Stein. Auf Alkohol sollten schwangere und stillende Frauen ebenfalls verzichten. Alkoholkonsum der Mutter kann beim Kind angeborene Fehlbildungen von Organen und geistige Entwicklungsstörungen verursachen.
Viele nützliche Informationen für die Schwangerschaft und Stillzeit gibt die AOK Hessen auf ihrer Seite "AOK erleben".