Mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland
leiden an Tinnitus, die Krankheit ist längst in der Gesellschaft
angekommen. Anlass für den "4. Tinnitus-Tag der Deutschen
Hörakustiker", der am 6. September 2017 in Frankfurt am Main
stattfand. An der interdisziplinären Fachtagung der Bundesinnung der
Hörakustiker (biha) nahmen über 100 Experten aus der ganzen
Bundesrepublik teil. Schwerpunkt der Fachvorträge und der
Podiumsdiskussion in diesem Jahr: Wahrnehmung, Verhalten und
Emotionen der Tinnitus-Betroffenen.
Nach der Begrüßung durch Jakob Stephan Baschab, dem
Hauptgeschäftsführer der biha, übernahm Gabriele Gromke die
Moderation. Sie ist Vize-Präsidentin der biha, Hörakustiker-Meisterin
und Spezialistin in der Tinnitus-Versorgung durch Hörakustiker.
Siegrid Meier, Dozentin der Akademie für Hörakustik (afh), und
Brigitte Seefeld, Hörakustiker-Meisterin, sprachen über "Tinnitus und
Verhaltenstherapie beim Hörakustiker - Grundlagen und praktische
Aspekte". Sie schätzen die Aufklärung als eine der wichtigsten
Aufgaben des Hörakustikers ein. Die Informationen, wie das Ohr
funktioniert und wie Tinnitus entsteht, machen ihn für den
Betroffenen erfassbar und lindern das Gefühl des Ausgeliefertseins.
Hörakustiker beraten über geeignete Maßnahmen und geben - neben
technischer Hilfe durch Tinnitus-Geräte und Hörsysteme - konkrete
Lebenshilfe im täglichen Umgang mit dem störenden Geräusch.
Den klinischen Aspekt lieferte Dr. Roland Zeh, Chefarzt der
Fachklinik für Hörstörung, Tinnitus, Schwindel und Cochlea-Implantate
der Median-Kaiserberg-Klinik: "Tinnitus und Wahrnehmung - eine
klinische Betrachtung". Er stellt Tinnitus als einen Tiger dar, der,
anders als ein Schoßhund, nicht unbeachtet im Körbchen in der Ecke
schläft. Einen Tinnitus-Tiger lässt man aus Angst nicht aus den
Augen. Angst ist eines der größten Probleme dieser Erkrankung. Also
geht es darum, den Betroffenen die Angst vor dem Tinnitus zu nehmen.
Erst dann ist es möglich, Tinnitus zu kompensieren. Der positive
Umgang mit dieser Krankheit macht den Alltag des Patienten erheblich
einfacher.
Diesen Ansatz zeigte auch Dr. Lars Haab vom Neurocenter der
Universität des Saarlandes, Bereich Neurowissenschaft &
Neurotechnologie auf. Er informierte über die neuronalen Vorgänge:
"Entstehung von Tinnitus aus neuronaler Sicht - Implikationen für die
Verhaltenstherapie in der Tinnitusbehandlung". Aus der Sicht eines
Betroffenen und als Vorsitzender der Deutschen Tinnitus-Liga (DTL)
trug Volker Albert sehr viel über die emotionalen Belastungen bei:
"Tinnitus und Emotionen - Wie wirken sich Tinnitus und Co. auf die
emotionale Befindlichkeit der Betroffenen und ihre Umgebung aus?"
Dabei ging es auch um die Rolle der Partner der Tinnitus-Betroffenen.
Der Tinnitus-Tag ist vor vier Jahren parallel mit der von der biha
verfassten bundesweit geltenden Leitlinie zur Tinnitus-Versorgung der
Hörakustiker implementiert worden. Auf der jährlichen Fachtagung
können sich Hörakustiker, HNO-Ärzte, Therapeuten sowie alle, die in
die Versorgung von Tinnitus-Patienten involviert sind, austauschen
und weiterbilden.
Zum Hörakustiker-Handwerk: In Deutschland gibt es etwa 5,4
Millionen Menschen mit einer indizierten Schwerhörigkeit. Tendenz
steigend. Schwerhörigkeit zählt zu den zehn häufigsten
gesundheitlichen Problemen. Mit 6.200 Hörakustiker-Betrieben und ca.
14.500 Hörakustikern versorgt das Hörakustiker-Handwerk ca. 3,5
Millionen Menschen in Deutschland mit qualitativ hochwertigen,
volldigitalen Hörsystemen. Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha)
KdöR vertritt die Interessen der Hörakustiker in Deutschland.
Pressekontakt:
Dr. Juliane Schwoch, schwoch@biha.de
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