Berlin im September 2017. Meist fangen die Schmerzen in der Hüfte ganz schwach an – ein Stechen nach einem längeren Spaziergang oder leichte Beschwerden beim Aufstehen. Unbehandelt nehmen diese vermeintlich harmlosen Symptome jedoch mit der Zeit zu und führen zu lang anhaltenden und schmerzhaften Beschwerden. Mögliche Ursachen für auftretende Schmerzen sind Fehlbildungen, Entzündungen, Brüche und der Verschleiß von Knochen und Gelenken. Die weitaus häufigste Ursache für Schmerzen im Hüftbereich ist die Coxarthrose, besser bekannt als Hüftgelenkarthrose. Der Knorpel verschleißt bei dieser Erkrankung im Hüftgelenk zunehmend. Entgegen der verbreiteten Meinung treten Hüftschmerzen nicht nur als Verschleißerscheinung bei älteren Menschen auf, sondern betreffen auch jüngere Menschen. Die Gründe sind meist mangelnde Bewegung in Verbindung mit einer einseitigen Ernährung, Fehlbelastungen sowie Übergewicht. „Eine schnelle und zielorientierte Diagnose und Behandlung ist bei Hüftschmerzen maßgeblich, da das Hüftgelenk das zweitgrößte Gelenk in unserem Körper darstellt. Es verbindet das Becken mit dem Oberschenkelknochen und verantwortet einen stabilen Gang und Stand“, erklärt Dr. Johannes Knipprath, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und ärztlicher Leiter der Avicenna Klinik Berlin. Er ergänzt: „Da die Hüfte eine derart wichtige Aufgabe übernimmt, zählt für die erfolgreiche Therapie eine frühzeitige Diagnose der Symptome.“
Beschwerden erkannt – Gefahren gebannt?
Eine beginnende Arthrose-Erkrankung des Hüftgelenks äußert sich durch sogenannte Anlaufschmerzen. Die Beschwerden treten nach dem Aufstehen oder einem längeren Spaziergang auf, verschwinden jedoch meist nach einigen Minuten wieder. Schon in dieser Krankheitsphase rät der Spezialist, auf die Häufigkeit des Auftretens zu achten. „Spätestens sobald auch bei Bück-Bewegungen, beim Aus- und Einsteigen in das Auto und beim Treppensteigen die Schmerzen auftreten, sollten Betroffene mit dem behandelnden Arzt weitere Schritte besprechen, denn viele versuchen im Krankheitsverlauf schmerzhafte Bewegungen zu vermeiden, um ihr Gelenk zu schonen. Dies führt jedoch zu eingeschränkter Beweglichkeit, Muskelverspannungen und einer geschwächten Muskulatur“, weiß Dr. Knipprath. Durch die nachlassende Muskulatur kann das Becken kippen, was zu weiteren Verspannungen und Schmerzen führt. Patienten geraten so leicht in einen Teufelskreis. Um diesen zu durchbrechen, muss zunächst eine detaillierte Diagnose erfolgen. Hierfür verwendet Dr. Knipprath mit dem offenen MRT eine innovative Methode, bei der Betroffene sich nicht wie üblich in einer geschlossenen Röhre, sondern auf eine Liege befinden, bei der lediglich die betroffene Körperregion gescannt wird. Somit stellt sie für Menschen mit Übergewicht oder Platzangst eine deutliche Erleichterung und eine gute Maßnahme zur schnellen und präzisen Diagnose der Hüftarthrose dar.
Hüftschmerzen wirksam behandeln
Im Anfangsstadium lässt sich Coxarthrose noch mithilfe konservativer Therapien wie physiotherapeutischer oder physikalischer Maßnahmen behandeln. Bei stärkeren Schmerzen erweist sich eine medikamentöse Therapie als hilfreich. Generell gilt es langes Stehen und Sitzen zu vermeiden. Patienten sollten sich vielmehr achsengerecht bewegen. Dabei müssen Betroffene immer beachten, dass sie sich mehr bewegen, aber gleichzeitig ihre Gelenke weniger belasten. Sehr gut eignen sich hierfür regelmäßiges Schwimmen und Spazierengehen. Zudem helfen gezielte Gymnastikübungen, die hüftumgebene Muskulatur wie Adduktoren, Abduktoren sowie die Hüftextensoren zu stärken und so ein Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. „Sollten auch diese Schritte langfristig keine Besserung erkennen lassen und die Schmerzen im Laufe der Beschwerdezeit schon während einer ruhigen Lage auftreten, ist eine OP zum Ersatz des Hüftgelenks eine sehr gute Behandlungsoption“, so der Facharzt.
Mit einer OP schnell wieder auf beiden Beinen stehen
Bei der Totalendoprothese erhalten Patienten ein künstliches Hüftgelenk, das sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt. „Der eingesetzte Hüftschaft besteht aus einem zementlosen beschichteten Kurzschaft aus Titan. Durch die Beschichtung mit dem Knochenersatzstoff Hydroxylapatit wächst das künstliche Element besser in den Knochen ein. Besonders für aktive und jüngere Patienten ist diese zementfreie Befestigung geeignet, da sie als sehr haltbar gilt. Die Pfanne ist ebenfalls zementlos beschichtet und zudem ohne Verschraubung. Als Inlay findet Keramik oder hochvernetztes Polyethylen mit Vitamin E als Antioxidans Verwendung“, erläutert Dr. Knipprath. Die Implantation selbst erfolgt durch einen minimalinvasiven Zugang, der Muskeln und Weichteile schont und so ein Maximum an körpereigener Knochensubstanz erhält. „Das Verfahren ermöglicht eine sofortige Vollmobilisierung unter voller Belastung bei maximaler Schmerzreduktion. Nach dieser OP ist eine baldige Wiederbelastung der Hüfte gewährleistet, da die künstlichen Einsätze sich innerhalb des ersten Jahres nach der OP mit den bestehenden Knochen verbinden und die Prothesen bei über 95 Prozent der Patienten nach 10 Jahren noch funktionstüchtig sind“, so Dr. Knipprath abschließend.