Dank eines Kölner Apothekers: Neues Präparat in
sieben Großstädten erhältlich / Deutsche AIDS-Hilfe: Jetzt
flächendeckend Zugang schaffen / Studie: PrEP könnte 9.000
Infektionen verhindern und Kosten sparen
Noch im September soll es in Deutschland die
HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) für gut 50 Euro pro Monat geben.
Ein Generikum des Medikaments Truvada wird in ausgewählten Apotheken
in sieben Großstädten erhältlich sein. Das gab der Apotheker Erik
Tenberken am Samstag in Köln auf der Jahrestagung der
niedergelassenen HIV-Schwerpunktärzte in Deutschland (dagnä) bekannt.
Bei der PrEP nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, um
eine Infektion zu verhindern. In Deutschland sind Truvada und ein
Generikum zu diesem Zweck für Menschen mit hohem HIV-Risiko
zugelassen, mit mehr als 800 beziehungsweise 600 Euro für die meisten
Menschen aber unerschwinglich. Die Krankenkassen zahlen bisher nicht
dafür.
PrEP wird bezahlbar
Der Kölner Apotheker Tenberken hat nun eine Lösung gefunden, um
die HIV-Prophylaxe kostengünstig anzubieten. Er kauft das Medikament
zum Vorzugspreis beim Generika-Hersteller Hexal und verpackt es neu
in Blister (Durchdrückverpackungen). Damit entsteht ein neues
Präparat, das nur für die Prophylaxe zugelassen ist. Der Verkauf des
HIV-Medikaments für die Therapie bleibt also unberührt. Für die
Prophylaxe kann Tenberken darum 28 Tabletten für 51 Euro anbieten.
Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) begrüßt diesen kreativen und mutigen
Schritt. Dazu erklärt Vorstand Ulf Hentschke-Kristal:
"Die 50-Euro-PrEP ist ein Durchbruch. Sie verschafft Menschen
endlich Zugang zur Prophylaxe, die sie dringend brauchen. Die Lösung
ist dieses Modell aber noch nicht: Zum einen ist die PrEP nicht
überall verfügbar, zum anderen können sich auch 50 Euro nicht alle
Menschen leisten. Wir brauchen einen flächendeckenden, über die
Krankenkassen finanzierten Zugang zur HIV-Prophylaxe."
Infektionen verhindern, Kosten sparen
Eine neue Studie zur Kosteneffizienz, die ebenfalls auf der
dagnä-Tagung vorgestellt wurde, zeigt zugleich: Die PrEP könnte in
Deutschland bis zum Jahr 2030 rund 9.000 HIV-Infektionen verhindern
und damit auch Therapiekosten; sie rechnet sich auch ökonomisch.
Sinkt der Preis unter 500 Euro pro Monat, spart die PrEP unterm
Strich Kosten.
Bisher kostet das Originalpräparat Truvada mehr als 800, das
Hexal-Generikum rund 600 Euro pro Monat. Immer mehr Menschen weichen
darum auf Generika aus dem Ausland aus, die sie online bestellen.
Wenn sie diese Medikamente dann ohne ärztliche Begleitung einnehmen,
können mangelnder Schutz, weitere Gesundheitsrisiken und
Resistenzbildungen die Folgen sein. Regelmäßige HIV-Tests und andere
medizinische Untersuchungen sind bei der PrEP unerlässlich, auch
wegen möglicher Nebenwirkungen und anderer sexuell übertragbarer
Infektionen.
Chancen statt Risiken
"Deutschland muss die enormen Chancen der PrEP endlich ergreifen,
statt die Risiken einer Anwendung im Graubereich in Kauf zu nehmen",
betont DAH-Vorstand Ulf Hentschke-Kristal. "Ein regulärer Zugang
würde auch die ärztliche Begleitung absichern."
Andere Länder profitieren bereits von der PrEP, so zum Beispiel
die USA, wo sie für Menschen mit hohem HIV-Risiko sogar offensiv
beworben wird. In Europa ist sie bereits in Frankreich, Schweden und
Norwegen über das jeweilige Gesundheitssystem erhältlich.
WHO: PrEP unentbehrlich
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Truvada (beziehungsweise
die Kombination der beiden darin enthaltenen Wirkstoffe) im Juni auf
die Liste der unentbehrlichen Medikamente aufgenommen.
Die Prophylaxe bietet vor allem jenen Menschen einen
wirkungsvollen Schutz vor HIV, für die Kondome aus verschiedenen
Gründen keine praktikable Möglichkeit sind. Sie ist eine weitere
Möglichkeit für eine überschaubare Gruppe und wird Kondome als am
weitesten verbreitete Schutzmethode nicht ersetzen.
Für manche Menschen ist die PrEP jeoch die beste Schutzstrategie,
für einige sogar die einzige Möglichkeit, dauerhaft HIV-negativ zu
bleiben.
Detaillierte Informationen zur 50-Euro-PrEP auf aidshilfe.de:
http://ots.de/7nMga
Appell der HIV/Aids-Organisationen für die Einführung der PrEP in
Deutschland: http://ots.de/ArmID
Allgemeine Informationen zur PrEP auf aidshilfe.de:
https://www.aidshilfe.de/prep-hiv
Pressekontakt:
Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht
Pressesprecher
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