fit und munter - Hauptstadtkongress der DGAI vom 21. bis 23. September 2017 - Klug entscheiden...in der Anästhesiologie: DGAI-Initiative hilft Patientensicherheit zu verbessern

fit und munter

Hauptstadtkongress der DGAI vom 21. bis 23. September 2017 - Klug entscheiden...in der Anästhesiologie: DGAI-Initiative hilft Patientensicherheit zu verbessern




Sperrfrist: 20.09.2017 06:00
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Lässt sich die Behandlungsqualität und damit die
Patientensicherheit in der operativen Anästhesie weiter verbessern?
Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
(DGAI) beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja und hat im Rahmen
der "Klug Entscheiden"-Initiative ein Papier mit Positiv- und
Negativempfehlungen für die Anästhesiologie bei erwachsenen Patienten
vorgelegt [1]. Ziel der Qualitätsoffensive ist es, anästhesiologische
Maßnahmen, die dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen und
derzeit noch zu selten umgesetzt werden, zu stärken. Und gleichzeitig
Maßnahmen, für deren Nutzen es an Nachweisen mangelt, aus der
Versorgungsroutine zu streichen [2]. "Mit der Umsetzung der Positiv-
und Negativempfehlungen wollen wir flächendeckend die
anästhesiologische Versorgung unserer Patienten optimieren. Die
Empfehlungen sind einfach und unabhängig von der Versorgungsstufe der
anästhesiologischen Einrichtung überall umsetzbar", erläutert
Universitätsprofessor Dr. Bernhard Zwißler, Präsident der DGAI und
Mitautor des Papiers.

Die Anästhesie ermöglicht heute Operationen bei immer älteren und
immer kränkeren Patienten, die auch bei schwierigen Eingriffen sehr
gute Ergebnisse aufweisen. Dazu müssen einige Herausforderungen
gemeistert werden: So erschweren Vor- und Begleiterkrankungen von
Patienten sowie eine Vielfach-Medikation die Behandlung. Entscheidend
für ein gutes Ergebnis ist das frühzeitige Erkennen eines Risikos.
Das hilft Fehler zu vermeiden und ermöglicht rasch eine an die
Situation angepasste Therapie einzuleiten.

Die DGAI hat zehn Empfehlungen für den Bereich der operativen
Anästhesiologie erarbeitet, die entscheidend für die Prognose von
kritischen Patienten sein können, die Behandlungsqualität optimieren
und die Patientensicherheit verbessern sollen. Die fünf Positiv- und
fünf Negativempfehlungen entstanden in Anlehnung an die
AWMF-Initiative "Gemeinsam klug entscheiden", die DGIM- Initiative
"Klug entscheiden" und die "Choosing Wisely"-Empfehlungen der
American Society of Anaesthesiology [2].

Sicherheitsprotokolle und Patient Blood Management stärker nutzen

Zu den Positiv-Empfehlungen zählen die Etablierung von
Sicherheitsprotokollen wie beispielsweise die WHO Surgical Safety
Checklist. Sie umfasst 19 Punkte. Einer dieser Punkte soll
beispielsweise sicherstellen, dass alle Mitglieder des
Anästhesieteams vor Narkoseeinleitung eine eventuelle Allergie des
Patienten kennen. Zusätzlich wird der Einsatz standardisierter
Übergabeprotokolle empfohlen. Diese gewährleisten, dass alle an einer
Operation Beteiligten die gleichen Informationen besitzen. Also nicht
nur der Anästhesisten im OP, sondern auch der Arzt oder die
Pflegekraft im Aufwachraum. Studien zufolge helfen diese Maßnahmen
das Risiko während einer Operation zu verringern [3,4]. Des Weiteren
sollten vermehrt Fehlervermeidungssysteme bspw. bei der
Arzneimittelgabe genutzt werden. Farblich kodierter Spritzen können
die Verwechslungsgefahr reduzieren [1]. Darüber hinaus soll auch das
sogenannte Patient Blood Management (PMB) einen höheren Stellenwert
erhalten. Dabei werden zunächst jene Patienten identifiziert, die
schon vor der Operation eine Anämie (Blutarmut) aufweisen. Die
gezielte Behandlung dieser Anämie vor einem chirurgischen Eingriff
kann das Komplikationsrisiko senken. "Das Patient-Blood-Management
zielt darauf ab, patienteneigene Blutressourcen bestmöglich zu
schonen und zu stärken", erklärt Universitätsprofessor Dr. Dr. Kai
Zacharowski und Kongresspräsident des diesjährigen HAI, des
Hauptstadtkongress der DGAI. Und schließlich sollten nach einer
Operation Risikofaktoren, die zu Komplikationen führen können,
schneller erkannt und behandelt werden [5]. "Dazu dienen uns
Risikoprognosesysteme, die Erfassung von postoperativer Übelkeit und
Erbrechen sowie geeignete Gegenmaßnahmen", erklärt
Universitätsprofessor Dr. Dr. Hugo Van Aken, DGAI-Generalsekretär.

Auf unnötige Routinetests verzichten

Verzichtet werden soll hingegen im Vorfeld einer Operation auf die
rein routinemäßige Durchführung von technischen Voruntersuchungen wie
EKGs, Labortests und das Röntgen des Brustkorbs [6,7] zugunsten einer
sehr zielgerichteten Untersuchung bei Risikopatienten. Auch sollten
während einer Operation erhebliche Blutdruckabfälle (Mitteldruck <
55-65mm Hg) vermieden werden, da diese im Zusammenhang mit akutem
Nierenversagen sowie einer Schädigung des Herzens stehen [8,9].
Ferner rät das Papier neben weiteren Empfehlungen zur Zurückhaltung
bei Bluttransfusionen. Diese sollten lediglich in Ausnahmesituationen
eingesetzt werden, da sie sowohl mit einer erhöhten Infektionsrate
sowie Sterblichkeit einhergehen [10]. Für Kinder gibt es derzeit noch
keine derartigen Empfehlungen. Bei einer Sitzung im Rahmen des
diesjährigen HAI 2017 werden jedoch spezielle Maßnahmen diskutiert
und vorgestellt. Zudem sollen die weiteren "Säulen" der
Anästhesiologie "Intensivmedizin", "Notfallmedizin" und "Akutschmerz"
nach und nach mit "Klug Entscheiden"-Publikationen abgedeckt werden.

Hauptstadtkongress für Anästhesiologie und Intensivtherapie (HAI)
2017, Berlin http://www.hai2017.de/

Veranstaltung zum Thema am HAI 2017: Hauptsitzung "Choosing wisely
- kluge Entscheidungen in der Kinderanästhesie"

Vorträge:

Prof. Dr. Robert Sümpelmann, Hannover
Dr. Leila Messroghli, Frankfurt am Main

Vorsitz:

Prof. Dr. Hartmut Bürkle, Freiburg Dr. Martin Jöhr, Adligenswil

Termin: Donnerstag, 21. September 2017, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Estrel Convention Center Berlin, Estrelsaal A (EG)
Sonnenallee 225, 12057 Berlin

Quellen:

[1] Rossaint R, Coburn M, Zwissler B (2017) Klug entscheiden: . .
. in der Anästhesiologie. Dtsch Arztebl
114(22-23):A-1120/B-936/C-916.

[2] Deutsches Ärzteblatt, Jg. 113, Sammelband, Januar 2017;
http://ots.de/qxHPA.

[3] Haynes AB, et al (2009) A surgical safety checklist to reduce
morbidity and mortality in a global population. N Engl J Med 360:
491-9.

[4]. Saager L, et al (2014) Intraoperative transitions of
anesthesia care and postoperative adverse outcomes. Anesthesiology
121: 695-706.

[5] Rüsch D et al (2010) Übelkeit und Erbrechen nach Operationen
in Allgemeinanästhesie. Dtsch Arztebl Int 107:733-741.

[6] Präoperative Evaluation erwachsener Patienten vor elektiven,
nicht-herz-thoraxchirurgischen Eingriffen. Gemeinsame Empfehlung der
DGAI, DGCH und DGIM. Anästh Intensivmed 2017; 58:349-364. DOI:
10.1922/ai2017.349.

[7] Wappler F (2016) Präoperative Evaluation des kardiopulmonalen
Risikopatienten. Anästh Intensivmed 57: 258-273.

[8] Walsh M et al (2013) Relationship between intraoperative mean
arterial pressure and clinical outcomes afternoncardiac surgery:
towardanempirical definition of hypotension. Anesthesiology
119:507-515.

[9] Salmasi V et al (2017) Relationship between intraoperative
hypotension, defined by either reduction from baseline or absolute
thresholds, and acute kidney and myocardial injury after noncardiac
surgery. A retrospective cohort analysis.Anesthesiology 126:47-65.

[10] Carson JL, et al (216) Clinical practice guidelines from the
AABB: red blood cell transfusion thresholds and storage. JAMA 316:
2025-35.



Pressekontakt:
Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und
Intensivmedizin (DGAI)
Anka Feyh-Oeder
Roritzerstr. 27
90419 Nürnberg
Tel.: 0911/9337-828
Fax: 0911/3938195
E-Mail: afeyh-oeder@dgai-ev.de

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