Die Freie Ärzteschaft kritisiert den neuen
Honorarbeschluss für die Kassenärzte als verheerendes Signal für die
ambulante Medizin in Deutschland. "Die festgelegte Honorarsteigerung
von 1,18 Prozent für das Jahr 2018 bildet weder die
Kostensteigerungen in den Arztpraxen ab, noch wird sie dem stetig
zunehmenden Behandlungsbegehren der Bevölkerung gerecht. Real
bedeutet das: Es werden noch weniger Mittel zur Verfügung stehen",
sagte Wieland Dietrich, Vorsitzender der Freien Ärzteschaft (FÄ), am
Donnerstag in Essen.
Im Erweiterten Bewertungsausschuss habe der Vorsitzende allein
gegen die Ärzte entschieden. Das Ergebnis spiegele nicht einmal die
elementaren Kostensteigerungen der Kassenärzte wider. "Nun muss jeder
Arzt für sich entscheiden, was er damit anfängt", betont Dietrich.
"Letztlich können viele Ärzte gar nicht anders verfahren, als Umfang
und Aufwand der medizinischen Leistungen ihrer wirtschaftlichen
Situation anzupassen. Das heißt oft: diese weiter zu reduzieren." Ein
paar Zahlen: Medizinische Fachangestellte bekommen dem neuen
Tarifabschluss zufolge 4,8 Prozent mehr Gehalt. Für das Jahr 2018
prognostiziert das Statistische Bundesamt eine Inflationsrate in
Deutschland von 1,7 Prozent. Durch die Budgetierung in der ambulanten
Medizin werden bereits jetzt durchschnittlich 20 Prozent der
erbrachten ärztlichen Leistungen nicht bezahlt. Zudem gibt es immer
mehr ältere Menschen, die naturgemäß mehr medizinische Betreuung
brauchen.
"Wie lassen sich Kostensteigerungen, zunehmender Behandlungsbedarf
und Investitionen in moderne medizinische Geräte mit 1,18 Prozent
Honorarzuwachs, also einem realen Minus, bewältigen?", fragt der
FÄ-Chef. "Jeder Arzt muss jetzt entscheiden, welche medizinischen
Leistungen er im Bereich der Kassenmedizin mit welchem Aufwand noch
vertreten und welche Leistungen er nur noch im Rahmen der
Privatmedizin anbieten kann." Schließlich seien Ärzte verpflichtet,
jeden Patienten fachgerecht zu behandeln - das sei nicht
verhandelbar.
Dietrich befürchtet, dass sich angesichts dieser
Honorarentwicklung die Bedingungen in der ambulanten Medizin weiter
verschärfen, so wie es die Patienten bereits seit Jahren wahrnehmen:
Die Möglichkeiten der Ärzte, kassenärztliche Leistungen anzubieten,
werden weiter eingeengt. Auch der Mangel an Praxisnachfolgern werde
sich verschärfen. "Außerdem haben wir immer weniger Zeit für unsere
Patienten", beklagt der FÄ-Chef. Zeit sei aber wichtig, um die
richtigen Fragen stellen und Untersuchungen umfassend durchführen zu
können. Deshalb habe die FÄ kürzlich gefordert: mehr von den
Krankenkassen bezahlte Zeit für Gespräche und Untersuchungen, mehr
bezahlte Zeit für die Grundlagenmedizin in Deutschland. Das
funktioniere aber nicht, solange sich die gesetzlichen Krankenkassen
als Sparkassen gerierten und nur noch 15 Prozent aller Ausgaben für
die ambulante Medizin zur Verfügung ständen.
Über die Freie Ärzteschaft e.V.
Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den
Arztberuf als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und
zählt heute mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene
Haus- und Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des
Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der
FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im
Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.
Pressekontakt:
0176 49963803, E-Mail: presse@freie-aerzteschaft.de
V .i. S. d. P.: Wieland Dietrich, Freie Ärzteschaft e.V.,
Vorsitzender, Gervinusstraße 10, 45144 Essen, Tel.: 0201 68586090,
E-Mail: mail@freie-aerzteschaft.de, www.freie-aerzteschaft.de
Original-Content von: Freie Ärzteschaft e.V., übermittelt durch news aktuell