Entgegen einer weitverbreiteten Fehleinschätzung
hat Karies im Kleinkindalter auch äußerst negative Auswirkungen auf
die spätere Mundgesundheit von Erwachsenen. Darauf weist die
Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) anlässlich des Tages der
Zahngesundheit am kommenden Montag (25. September) hin. "Wenn schon
Milchzähne an Karies erkranken und nicht rechtzeitig behandelt
werden, ist auch für später nachwachsende Zähne das Kariesrisiko
deutlich erhöht", sagte Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des
Vorstandes der KZBV.
Aktuelle Studie belegt Risiken
Eine aktuelle, wissenschaftliche Studie der Universität
Witten/Herdecke (Jordan et al. 2016) kommt zu entsprechend
eindeutigen Ergebnissen: So wiesen bei Studienteilnehmern, die
bereits kariöse Erkrankungen an den Milchzähnen hatten,
durchschnittlich 14,8 mehr Zahnflächen eine Karies auf, als bei
solchen, die als Kind kariesfrei waren. Ein Unterschied war ebenfalls
an der Zahl fehlender Zähne erkennbar: Hier hatten Probanden, die
bereits an frühkindlicher Karies erkrankt waren, im Schnitt 3,8
funktionstüchtige Zähne weniger. Auch hinsichtlich der Mundhygiene
zeigten sich deutliche Defizite im Vergleich zu den Personen, deren
Milchgebiss kariesfrei war.
Dr. Wolfgang Eßer: "Viele Eltern unterschätzen leider immer noch
die mitunter verheerenden Auswirkungen frühkindlicher Karies, auch
Nuckelflaschenkaries genannt. Dabei sind Erkrankungen an Milchzähnen
nicht einfach verschwunden, weil später bleibende Zähne nachwachsen.
Vielmehr sind häufig gravierende Folgeschäden im späteren Kindes- und
Erwachsenenalter die Konsequenz. Diese Entwicklung hat nicht zuletzt
auch erhebliche ökonomische Konsequenzen für Betroffene und
Kostenträger. Nach uns vorliegenden Zahlen ist die Versorgung von
Menschen mit frühkindlicher Karieserfahrung immerhin etwa viermal so
teuer, wie die Behandlung von Patienten mit gesunden Milchzähnen."
Aus vertragszahnärztlicher Sicht werde Eltern deshalb dringend
empfohlen, die zahnärztlichen Vorsorgeangebote für ihre Kinder
wahrzunehmen, die die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) vorsehe:
"Neben der Vorsorge zuhause, durch richtiges Zähneputzen und eine
zahngesunde Ernährung, sollten Eltern mit ihrem Kind ab dem
Durchbruch der ersten Milchzähne zweimal im Jahr zur Kontrolle in die
Praxis gehen. Denn besonders diese regelmäßigen Termine tragen
nachweislich zur Früherkennung von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten
bei", sagte Eßer.
Das zahnärztliche Versorgungskonzept "Frühkindliche Karies
vermeiden" (ECC-Konzept), ein entsprechender Ratgeber für die
zahnärztliche Praxis, die Broschüre "Gesunde Zähne für Ihr Kind",
sowie weitere nützliche Informationen können auf der Website der KZBV
abgerufen werden.
Hintergrund: Zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen
Seit September 2016 sind im gelben Kinderuntersuchungsheft auf
Betreiben der KZBV als stimmberechtigte Trägerorganisation im
Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) folgende Verweise zu
vertragszahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen vorgesehen:
- im Zeitraum der U5 (6. - 7. Lebensmonat) zur Abklärung von
Auffälligkeiten an Zähnen und Schleimhaut,
- im Zeitraum der U6 (10. - 12. Lebensmonat) zur Abklärung von
Auffälligkeiten an Zähnen und Schleimhaut,
- im Zeitraum der U7 (21. - 24. Lebensmonat) zur Abklärung von
Auffälligkeiten im Kieferwachstum und an Zähnen und Schleimhaut,
- im Zeitraum der U7a (34. - 36. Lebensmonat) zur zahnärztlichen
Früherkennungsuntersuchung,
- im Zeitraum der U8 (46. - 48. Lebensmonat) zur zahnärztlichen
Früherkennungsuntersuchung,
- im Zeitraum der U9 (60. - 64. Lebensmonat) zur zahnärztlichen
Früherkennungsuntersuchung.
Hintergrund: Zahnkaries
Die Zahnkaries (lat.: caries ''Morschheit'', ''Fäulnis'', auch
Zahnfäule oder Zahnfäulnis; Fachausdruck Caries dentium) ist eine
multifaktorielle Erkrankung der Zahnhartgewebe Zahnschmelz und
Dentin, unter Beteiligung von Mikroorganismen. Nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den Behandlungskosten für
chronische Erkrankungen steht die Karies weltweit an vierter Stelle
und ist damit eine der häufigsten chronisch-degenerativen
Erkrankungen.
Hintergrund: Tag der Zahngesundheit
Seit dem Jahr 1991 stellt der Tag der Zahngesundheit (TdZ) jeweils
am 25. September die Vorsorge, die Verhütung von Zahn-, Mund- und
Kiefererkrankungen sowie die Aufklärung und Förderung von
Eigenverantwortung in den Mittelpunkt. In Bundesländern, Städten und
Gemeinden wird mit verschiedenen Veranstaltungen über jeweils
wechselnde Schwerpunkte informiert. In diesem Jahr steht der
bundesweite Aktionstag unter dem Motto "Gesund beginnt im Mund -
Gemeinsam für starke Milchzähne".
Jordan, A. R., et al. (2016). Early Childhood Caries and Caries
Experience in Permanent Dentition. Swiss Dental Journal 126(2):
114-119.
Pressekontakt:
Kai Fortelka
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