sup.- Über sechs Mio. Menschen leiden weltweit an Parkinson, allein in Deutschland etwa 300.000. Damit ist Parkinson die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach Alzheimer. Meist tritt das Krankheitsbild, das durch einen steigenden Verlust an Dopamin-produzierenden Nervenzellen charakterisiert ist, zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr auf. Als Hauptsymptome gelten Störungen der Bewegungsfähigkeit, da der Verlust an Nervenzellen in der Region auftritt, die für die Motorik verantwortlich ist: Bei den Betroffenen beginnen Hände und Füße unwillkürlich zu zittern, Gang, Gestik oder Mimik werden langsamer und die Muskeln versteifen sich bis hin zur Bewegungslosigkeit. Mit Medikamenten, die eine Vorstufe des Botenstoffs Dopamin freisetzen, können diese Symptome relativ gut kontrolliert werden. Nach langjähriger Einnahme lässt die Wirkung jedoch nach, außerdem können im Laufe der Zeit starke Nebenwirkungen auftreten. Deshalb wird weltweit an alternativen Therapieansätzen geforscht.
Japanischen Wissenschaftlern ist jetzt im Tiermodell mit der Transplantation von menschlichen Nervenzellen ein sensationeller Erfolg gelungen. Unter Leitung von Dr. Tetsuhiro Kikuchi (Kyoto Universität) wurden Affen, die an Parkinson-ähnlichen Symptomen litten, aus Stammzellen gewonnene Dopamin-bildende Neuronen injiziert. Über zwei Jahre lang untersuchten die Forscher, wie sich die verpflanzten Nervenzellen auf die Symptome auswirkten. Das Ergebnis: Die Tiere zeigten signifikante Verbesserungen der neurologischen Funktionen, die Bewegungsprobleme konnten dadurch nachhaltig vermindert werden. "Die Arbeit stellt einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung neuer zelltherapeutischer Verfahren zur Behandlung von Parkinson dar", kommentiert Prof. Frank Edenhofer (Universität Innsbruck) die japanische Studie. "Die aktuelle Arbeit kommt der Situation beim Menschen sehr nahe", bestätigt auch Prof. Oliver Brüstle (Universitätsklinikum Bonn). Der nächste Schritt sei jetzt die Anwendung in der Klinik, die zeigen müsse, ob Parkinson-Patienten ähnlich gut auf diese Behandlung ansprechen. Außerdem muss geklärt werden, inwieweit in Zukunft auf eine Immunsuppression (Unterdrückung der Abwehrkräfte) verzichtet werden kann, die in der Studie durchgängig verwendet wurde, um das Risiko für eine Abstoßung der transplantierten Nervenzellen zu reduzieren. Eine Option zur Vermeidung dieser belastenden Therapie könnte laut Prof. Edenhofer die Anwendung autologer Transplantate sein, also von Zellen, die direkt von den Patienten selbst gewonnen werden.
Ideal wäre es, wenn für solch eine Therapieanwendung ein Stammzelldepot, bei der Geburt gewonnen aus dem Nabelschnurblut sowie -gewebe des Patienten, zur Verfügung stünde. Der Grund: "Diese Stammzellen sind vital sowie unbelastet und bieten von den adulten (erwachsenen) Stammzellen das größte Vermehrungs- und Spezialisierungspotenzial", erläutert der Experte für Stammzellmedizin Dr. Marcus Mannel (Ad libitum Medical Services, Berlin).