Fehlstellungen der Knochen und unterschiedliche Beinlängen können zu einer frühzeitigen Abnutzung der Gelenke und der Wirbelsäule führen. Solche Fehlstellungen können durch Entzündungen und Unfälle entstehen sowie durch eine Vielzahl von angeborenen und erworbenen Krankheiten.
Dr. Martin Wiemann, Facharzt für Orthopädie der Klinik Fleetinsel in Hamburg: „Durch eine dauerhafte Fehlstellung im Fuß oder Sprunggelenk werden sowohl Muskeln als auch Knochen falsch belastet. Es entstehen muskuläre Dysbalancen und die Gelenke nutzen sich stark ab. Wird die Fehlstellung nicht rechtzeitig behandelt, kann es innerhalb von wenigen Jahren zu einer schweren Arthrose oder auch offenen Stellen kommen.“ Im Endstadium hilft dann in der Regel nur noch eine Versteifung.
Um das zu verhindern, sollten Deformitäten an Fuß- und Sprunggelenk zeitnah behandelt werden. In leichten Fällen kann die Fehlstellung gleich im Rahmen einer Operation beseitigt werden. Dabei werden die Knochen in die richtige Position geschoben und mit Platten oder Schrauben stabilisiert.
Bei schweren Fehlstellungen reicht das jedoch nicht aus. „Bei komplexen Deformitäten an Fuß- und Sprunggelenk sind zahlreiche Knochen nicht an der richtigen Stelle. Außerdem sind die Weichteile verkürzt und nicht mehr flexibel“, erklärt Dr. Wiemann. Für diese Patienten gibt es nun eine neue Behandlungsmethode: Der Taylor Spatial Frame Ringfixateur.
Benannt ist das Gerät nach dem Amerikaner Charles Taylor, der den Hexapoden entwickelt hat. Das gleiche Prinzip wird unter anderem bei Flugsimulatoren verwendet.
Dr. Wiemann erklärt: „Um die Knochenfehlstellungen zu korrigieren, werden zwei oder mehr Ringe mit Drähten oder Schrauben durch Minischnitte durch die Haut am Knochen befestigt und untereinander mit sechs Spezialstreben verbunden. Diese sind längenverstellbar und ermöglichen eine Korrektur in allen Ebenen. Diese Korrektur erfolgt dann mit Computerunterstützung. Die Fehlstellung wird vom Operateur genau ausgemessen und die Werte in den Computer eingegeben. Eine spezielle Software berechnet anhand der Daten in Sekundenschnelle einen Behandlungsleitfaden.“ Nach entsprechender Einweisung kann der Patient oder ein Angehöriger durch Drehen der Streben die Fehlstellung schrittweise korrigieren. Die Geschwindigkeit kann individuell eingestellt werden, außerdem ist jederzeit eine Aktualisierung des Leitfadens möglich.
Durch die Befestigung der Ringe außerhalb von schlechten Weichteilverhältnissen ist die Methode besonders bei Problempatienten geeignet. Auch bei sehr weichem Knochen ist eine solide Stabilisierung möglich. Einsatzgebiete in der Fußchirurgie sind schwere Fehlstellungen und Entzündungen im Sprunggelenk oder der Fußwurzel und der Kollaps des Fußgewölbes bei Diabetes sowie neurologischen Erkrankungen.
Für die Behandlung braucht der Patient allerdings Geduld. „Der Patient muss eine Behandlungsdauer von rund 12 Wochen in Kauf nehmen bis Knochen und Weichteile ausreichend konsolidiert sind“, sagt Dr. Wiemann.
Der Vorteil: Die komplexe Fehlstellung ist anschließend behoben, der Fuß kann wieder optimal auf dem Boden aufgesetzt werden. „Der Taylor Spatial Frame ermöglicht selbst bei schwersten Fehlstellungen gute Ergebnisse und genießt damit in der rekonstruktiven Extremitätenchirurgie einen sehr hohen Stellenwert“, betont Dr. Wiemann.
Da das Verfahren hohe Anforderungen an den Operateur stellt und eine spezielle Schulung verlangt, wird es nur in wenigen spezialisierten orthopädischen Kliniken angeboten, unter anderem in der Klinik Fleetinsel in Hamburg.