Mit zwei Piloten in Mecklenburg-Vorpommern und
Berlin startet die AOK nach 16 Monaten Vorbereitung ihr digitales
Gesundheitsnetzwerk zum Datenaustausch zwischen Patienten,
niedergelassenen Ärzten und Kliniken. Das Netzwerk bietet eine
digitale Akte, mit der sich medizinische Informationen und Dokumente
jederzeit bereitstellen und abrufen lassen. Dieser
sektorenübergreifende Austausch soll die optimale Behandlung der
Patienten unterstützen und zu mehr Patientensicherheit führen. "Unser
Ziel ist ein bundesweites Angebot für die AOK-Versicherten, das
regional verschieden ausgestaltet wird", sagt Martin Litsch,
Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.
Der Pilot in Mecklenburg-Vorpommern startet Anfang November mit
zwei Kliniken und dem Ärztenetz "HaffNet". Etwa 8.000
AOK-Versicherten stehen im Gesundheitsnetzwerk zunächst vier
Anwendungen zur Verfügung: Das Aufnahme- und Entlassmanagement in den
beteiligten Kliniken, der Austausch von Dokumenten zwischen Kliniken
und niedergelassenen Ärzten, die Möglichkeit zum Hochladen eigener
medizinischer Dokumente wie Organspendeausweis oder Mutterpass sowie
die Option, selbst erhobene Vitaldaten und Messwerte in die eigene
Akte einfließen zu lassen.
Zum Jahreswechsel folgt der nächste Schritt: Gemeinsam mit der
drittgrößten privaten Klinikgruppe Sana Kliniken AG und Deutschlands
größtem kommunalen Krankenhauskonzern Vivantes startet das
AOK-Gesundheitsnetzwerk in Berlin in die Pilotphase. Beteiligt sind
neun Kliniken und 13 Medizinische Versorgungszentren von Vivantes
sowie das Sana-Klinikum Lichtenberg. Zusammen versorgen sie pro Jahr
etwa 114.000 AOK-Versicherte, die künftig die digitale Akte nutzen
können. Zusätzlich zu den bereits im Piloten erprobten Anwendungen
werden den teilnehmenden Patienten in Berlin ein digitaler
Medikationsplan, die Bereitstellung von Labordaten durch die
beteiligten Ärzte sowie die Möglichkeit zur Terminvereinbarung mit
Kliniken und Ärzten angeboten.
Vernetzung mit Telematik-Infrastruktur geplant
"Wir haben schon vor mehr als drei Jahren begonnen, unsere
IT-Architektur auf die Zukunft auszurichten und Themen wie die
digitale Patientenakte und die digitale Interoperabilität mit Dritten
in die Umsetzung zu bringen", betont Dr. Andrea Grebe, Vorsitzende
der Geschäftsführung der Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH. Die
bei Vivantes etablierte Infrastruktur basiere auf der gleichen
Methodik wie das AOK-Gesundheitsnetzwerk und ermögliche somit die
Vernetzung. "Mit der Digitalisierung erhalten die Patienten einen
besseren Einblick in ihre Gesundheitsdaten. Sie werden damit auch in
die Lage versetzt, noch stärker als bisher über Behandlungsoptionen
mit zu entscheiden", so Grebe.
Auch die Sana Kliniken AG erwartet durch die Zusammenarbeit mit
der AOK und den anderen Beteiligten einen entscheidenden Mehrwert für
die Patienten. Als deutschlandweiter Partner wolle die Klinikgruppe
bei der Erweiterung des Netzwerkes in andere Regionen mitwirken, sagt
Vorstand Dr. Jens Schick: "Wichtig ist Sana dabei, dass es sich um
ein offenes Netzwerk handelt, an das weitere Akteure später ohne
große Hürden angebunden werden können." Durch die große Reichweite
der Beteiligten und die dahinter stehende Innovationskraft könne es
gelingen, Standards für die künftige Ausgestaltung elektronischer
Patientenakten zu setzen.
Die AOK verfolge bei der Umsetzung ihres Gesundheitsnetzwerkes
"keinen zentralen Ansatz wie bei der gematik", betont Martin Litsch:
"Je nach regionaler Situation werden wir unterschiedliche Anwendungen
mit verschiedenen Partnern umsetzen." Alle diese Lösungen seien aber
"anschlussfähig", so Litsch: "Sie können unter dem Dach des
Gesundheitsnetzwerkes vernetzt und auch an die
Telematik-Infrastruktur angedockt werden. Wir entwickeln keine
Insellösung, sondern wollen Teil der gesamten digitalen Vernetzung
sein."
Befragung zeigt große Akzeptanz für digitale Akte
Unter den gesetzlich Versicherten findet die Idee einer digitalen
Gesundheitsakte große Akzeptanz. Das zeigt eine repräsentative
YouGov-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbandes. Danach halten es
82 Prozent der befragten gesetzlich krankenversicherten Personen für
sinnvoll, dass medizinische Daten in einer digitalen Gesundheitsakte
gespeichert werden, sodass Ärzte in der Praxis und im Krankenhaus
diese abrufen und sich einen Überblick über den Gesundheitszustand
des Patienten verschaffen können. 78 Prozent der Befragten würden
eine solche digitale Gesundheitsakte auch selbst nutzen.
Das AOK-Gesundheitsnetzwerk ist als offene Plattform konzipiert
und soll schrittweise allen Akteuren im Gesundheitswesen zur
Verfügung stehen - auch anderen Krankenkassen. "Ein besonderes
Merkmal ist die dezentrale Datenhaltung, die vor Datendiebstahl
schützt", erklärt Christian Klose, Projektleiter für das
Gesundheitsnetzwerk. "Die Daten bleiben beim Arzt oder bei der
Klinik, wo sie erhoben wurden." Die AOK habe keinen Zugriff auf die
Gesundheitsdaten. Zudem könne der Patient selbst entscheiden, welcher
Arzt welche Informationen und Dokumente in der Gesundheitsakte
einsehen darf. Dieses Modell wird von einer Mehrheit der gesetzlich
versicherten Befragten in der YouGov-Umfrage positiv bewertet: 78
Prozent sind der Meinung, dass der Patient die "Datenhoheit" haben
und selbst entscheiden sollte, auf welche Informationen in seiner
digitalen Gesundheitsakte der behandelnde Arzt zugreifen kann.
Berliner Arztnetze sehen "große Chance"
Die Berliner Arztnetze sehen durch das Gesundheitsnetzwerk eine
große Chance, dass sich die Schnittstelle zwischen Arztpraxis und
Krankenhaus verbessert: "Das digitale Gesundheitsnetzwerk der AOK
eröffnet die Möglichkeit zu einem wesentlich effizienteren Austausch
von Informationen zwischen den teilnehmenden Ärzten", so Dr. med.
Jürgen Oldenburg, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Berliner Arztnetze
(AGBAN). "Diagnosen, Befunde und Medikation sowie Daten zu besonderen
Risiken können leicht und sicher zur Verfügung gestellt und bei der
Folgebehandlung berücksichtigt werden. Diese Transparenz erleichtert
den an der Versorgung Beteiligten die tägliche Arbeit und bietet die
Chance, dass sich Abstimmung, Qualität und Sicherheit der Behandlung
verbessern." Man werde sich als Partner an der Entwicklung der
Anwendungen im Gesundheitsnetzwerk beteiligen, um möglichst
praxisrelevante und patientenfreundliche Lösungen zu erreichen, so
Oldenburg.
Die verwendeten Befragungsergebnisse beruhen auf einer
Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der vom 25. bis 27.
September 2017 insgesamt 2.045 Personen teilnahmen - davon 1.793
gesetzlich Krankenversicherte. Die Ergebnisse wurden gewichtet und
sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Die komplette Pressemappe finden Sie unter www.aok-bv.de
Weiterführende Informationen unter www.aok-gesundheitsnetzwerk.de
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