sup.- Eltern, deren Kind unter Asthma oder Neurodermitis leidet, suchen wegen dieser Erkrankung selbstverständlich einen Arzt auf. Anders sieht das bei Heuschnupfen aus. Wenn der Nachwuchs auf Baum-, Kräuter- oder Gräserpollen allergisch reagiert, werden häufig lediglich symptomlindernde Medikamente aus der Apotheke besorgt. "Jahrelanges Leiden und oft lebenslanger Einsatz von Medikamenten müssen nicht sein, wenn Eltern ihre Kinder rechtzeitig dem Kinder- und Jugendarzt vorstellen", so Dr. Josef Kahl, Sprecher der nordrheinischen Kinder- und Jugendärzte. Das tun allerdings die wenigsten, weil Heuschnupfen nach wie vor nicht als ernsthafte chronische Erkrankung wahrgenommen wird. Ein allergischer Schnupfen ist halb so wild, denken viele Eltern. Doch das ist ein Irrglauben. Fakt ist: Jedes fünfte Kind, das unter Heuschnupfen leidet und nicht behandelt wird, bekommt im weiteren Verlauf seines Lebens Asthma. Hinzu kommt: Während der Pollensaison haben allergische Kinder nicht nur eine reduzierte Lebensqualität, sondern erbringen auch weniger gute Leistungen in der Schule. Laut Informationen der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) verschlechtert sich bei Schülern mit Pollenallergie das Ergebnis bei Prüfungen um ca. 20 Prozent.
Genug Gründe also, um Heuschnupfen ernst zu nehmen und einen allergologisch geschulten Kinderarzt aufzusuchen. Denn allergischer Schnupfen lässt sich heute sehr gut kausal mit einer spezifischen Immuntherapie (SIT) behandeln. "Je eher Kinder mit Allergien behandelt werden, desto besser sind die Heilungschancen", bestätigt Prof. Albrecht Bufe von der Ruhr-Universität Bochum. Bei der SIT erhalten die Kinder meist über drei Jahre regelmäßige Injektionen mit dem Allergieauslöser. Bei der am häufigsten verbreiteten Allergie gegen Gräser- und Roggenpollen kann die SIT alternativ auch mit so genannten Gräser-Impf-Tabletten bequem zuhause durchgeführt werden. Die Tabletten (z. B. Grazax) sind für Kinder ab fünf Jahre zugelassen.