Wie verändert sich die Mundhygiene im Alter?
Das Alter macht auch vor den Zähnen keinen Halt. Ähnlich wie bei Skelett- und Halteapparat zeigen Mund, Zähne und Zahnfleisch altersbedingte Abnutzungen und Veränderungen. Krankheiten, einseitige Ernährung und Medikamente tun leider oft ihr übrigens, führen zu Mundtrockenheit und verringern zusätzlich den Speichelfluss. Derselbe ist aber aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften enorm wichtig um Karies- und Parodontose-Bakterien im Zaum zu halten. Des weiteren reguliert er den pH-Wert im Mund, hilft den Einfluss von Säuren auf die Zähne zu verringern, die für die Demineralisierung des Zahnschmelzes und die Entstehung von Karies verantwortlich sind.
Die richtige Pflege der Zähne im Alter
Prinzipiell sollte die Zahnpflege in der Jugend und im Alter in vielen kleinen analogen Schritten erfolgen. Der Unterschied besteht jedoch in den Hilfsmitteln und den Zahnpflege-Produkte. Damit Senioren bei der Mundhygiene keine Abstriche machen müssen, gibt es spezielle Zahnbürsten mit größeren, robusteren Griffen sowie moderne elektrische Zahnbürsten, die die tägliche Zahnpflege erleichtern.
Auch im Alter ist eine gründliche Reinigung der Zähne und Zahnzwischenräume von großer Bedeutung. Mit den Jahren steigt das Risiko einer schweren Parodontitis und von aggressivem Wurzelkaries, die häufigsten Ursachen für Zahnverlust. Leider geht auch das Zahnfleisch im Alter zurück und freiliegende Zahnhälse bereiten Probleme; auch werden die Zahnzwischenräume größer. Das Zähneputzen sollte nun behutsamer erfolgen z.B. durch Zahnbürsten mit abgerundeten Borsten oder passenden Zahnzwischenraumbürsten.
Für Träger von Zahnersatz (Brücken, Implantaten oder Prothesen) sind oft besondere Hilfsmittel erforderlich. So gibt es zum Beispiel Prothesenbürsten für die „Dritten“, Sensitiv-Zahncreme bei freiliegenden Zahnhälsen, Fluorid-Gel zum Schutz vor Zahnwurzelkaries oder Spezialzahnseide für die Reinigung von Brücken und Implantaten.
Mundspüllösungen und spezielle Zungenreiniger können Karies und Mundgeruch verhindern. Sie dringen in Bereiche des Mundes vor, die selbst mit einer guten elektrischen Zahnbürste kaum erreicht werden können.
Ablauf der täglichen Zahnreinigung zu Hause:
Zähne sollten mindestens zwei Mal am Tag gründlich geputzt werden. Idealerweise drei Mal jeweils ca. eine halbe Stunde nach den Mahlzeiten.
Zahnzwischenräume und schwer zugänglichen Stellen können wunderbar mit einer Interdentalbürste gereinigt werden, die es in verschiedenen Größen gibt.
Fluoridhaltige Zahnpasta hilft bei der Remineralisierung der Zähne und reduziert das Risiko von Karies.
Die Reinigung mit Zahnseide lässt sich mit kleinen Haltevorrichtungen erleichtern, auf denen der Faden aufgespannt ist. Hier eignen sich besonders Halter, die wie eine Zahnbürste geformt sind.
Ein Zungenreiniger entfernt bakterienbelasteten Belag auf der Zunge
Eine spezifische nicht zu scharfe Mundspülung spendet guten Atem und bekämpft Bakterien
Wie die Dritten richtig gereinigt werden
Nach jedem Essen sollten die Dritten unter fließendem Wasser gründlich abgespült werden.
Prothesen zweimal täglich gründlich reinigen. Mit spezielle Prothesenbürsten werden auch schwer zugängliche Stellen gut erreicht.
Eine spezielle Zahnpasta für Prothesenträger enthält schonende Schleifkörper, welche die Oberfläche der Prothese nicht aufrauen oder angreifen.
Bitte dringend beachten: Besonders die unteren Flächen - die auf dem Gaumen und dem Zahnfleischkamm aufliegen - müssen sorgfältig gereinigt werden, damit diese nicht das Zahnfleisch dauerhaft reizen und ggf. entzünden.
Vollprothesenträgern wird empfohlen, das komplette Zahnfleisch mindesten einmal täglich mit einer weichen Zahnbürste zu reinigen und zu massieren. Hintergrund: Die Dritten bedecken die Mundschleimhäute permanent und verhindern somit die natürliche Selbstreinigung durch den Speichel und die Zunge. Das kann unter Umständen dazu führen, dass die Mundschleimhaut anfälliger für Entzündungen ist.
Zahnpflege bei Menschen mit Handicap
Wenn Menschen pflegebedürftig werden, benötigen sie nicht nur Unterstützung bei Dingen des Alltags. Auch die Körperpflege und eine ausreichende Zahnhygiene ist alleine oft nicht mehr zu bewältigen. Aber gerade gesunde Zähne sind im Alter enorm wichtig um am „normalen“ Leben teil zuhaben. Problemlos Essen, schmerzfrei Kauen und sich verständlich Artikulieren, Dinge die für gesunde Menschen ganz normal sind werden hier zu einer Herausforderung.
Dr. Pink hat in Kürze zusammengefasst wie man pflegebedürftige Menschen beim der Dentalhygiene unterstützen kann:
es ist viel Fingerspitzengefühl gefragt; erklären Sie in Ruhe welche Schritt geplant sind
tragen Sie Einmalhandschuhe; das verhindert eine Bakterienübertragung und vermittelt einen klinischen Eindruck; er erleichtert beiden Parteien den Eingriff in die Tabuzone Mundhöhle
Stellen Sie sich seitlich hinter den Angehörigen, stützen dessen Hinterkopf an ihrem Oberkörper, während sie seinen Unterkiefer mit einem Arm festhalten.
Die andere Hand übernimmt nun die vorsichtige Reinigung der Zähne mittels leicht rüttelnder Bewegungen
Benutzen Sie eine Dreikopfzahnbürste; diese wird die Arbeit erleichtern
Vergessen Sie nicht die Zahnzwischenräume
Prothesen werden mit speziellen Bürsten und einem milden Reinigungsmittel geputzt. Zahnpasta ist ungeeignet.
Professionelle Zahnreinigung: Das ist doch nichts für alte Leute!?
Völlig altersunabhängig ist die professionelle Zahnreinigung, da selbst bei bester Pflege nicht alle Beläge und Verfärbungen selbstständig entfernt werden können. Aber besonders bei älteren Menschen spielt die professionelle Zahnreinigung eine wichtige Rolle. Vergrößerte Zahnzwischenräume, freilegende Zahnhälse und steigender Zahnbelag können nur in der Dentalhygiene vollständig entfernt werden. Dr. Jürgen Pink und Kollegen empfiehlt eine zwei- bis dreimal jährliche Reinigung zur optimalen Pflege der Zähen im Alter. Sowie einen zweimal jährlichen Kontrolltermin.