Keine Digitalisierung ohne ein funktionierendes Praxismanagement
Dreh- und Angelpunkt für die Umsetzung von Digital-Lösungen in Arztpraxen ist nicht nur die Bereitschaft der Praxisinhaber, sondern auch die durch den Best Practice-Standard definierte Funktionalität des Praxismanagements. Ist sie nicht oder nur teilweise gegeben, kann eine sinnvolle, synergistisch wirkende Integration gar nicht erfolgen. Dieser Zusammenhang gilt für alle Aktionsbereiche der Praxisführung, von der Planung über die Organisation und das Patientenmanagement bis hin zur Personalführung und zum ärztlichen Zeitmanagement. Die den einzelnen Bereichen zuzuordnenden Regelungen, Instrumente und Verhaltensweisen greifen wie Zahnräder ineinander, so dass Probleme in einzelnen Bereichen sich unmittelbar auf die Gesamtfunktionalität auswirken. Praxisanalyse zeigen, wie bereits einfache Digitalisierungs-Ansätze in Form der Online-Videosprechstunde oder -Terminvereinbarung an einem unzureichenden Praxismanagement scheitern.
Ein Projekt zur Analyse der Praxismanagement-Qualität
Wie es um das Praxismanagement derzeit bestellt ist, zeigen u. a. die ersten Resultate des Projektes „Valetudo Scores©„, einer Initiative zur Entwicklung der Managementqualität in der Medizin. Sie verfolgt im ambulanten Sektor des Gesundheitswesens das Ziel, die Qualität des Praxismanagements, die die Möglichkeiten der Patientenversorgung und natürlich auch der Digitalisierung entscheidend mitbestimmt, zu verbessern und zukunftsgerichtet zu entwickeln. Hierzu wird niedergelassenen Ärzten die kostenlose Möglichkeit geboten, im Rahmen einer Ferndiagnose ohne Vor-Ort-Berater den Leistungs-Stands ihres Praxismanagements bestimmen zu lassen.
Große Nachfrage
Mehr als 2.000 niedergelassene Ärzte haben sich seit dem Start der Initiative für eine Teilnahme angemeldet, ihre strukturelle Zusammensetzung deckt alle Fachrichtungen und Betriebs-Größen ab. Gut die Hälfte der Interessenten berichtete bereits im Vorfeld ausführlich über ihre zum Teil äußerst belastenden Arbeitssituationen.
Erschreckender Best Practice Score
Eine der Kennziffern zur Bestimmung der gegenwärtigen Leistungsfähigkeit ist der Praxismanagement Best Practice-Score. Er indiziert, wie viel Prozent der für einen reibungslos funktionierenden Praxisbetrieb notwendigen Vorkehrungen in den untersuchten Praxen umgesetzt sind. Der bislang ermittelte Durchschnittswert liegt bei 43,8%. Das bedeutet, dass über die Hälfte der eigentlich notwendigen Best Practices gar nicht eingesetzt werden.
Die Bedeutung des Best Practice-Scores für die Digitalisierung
Arztpraxen, deren Management in einem Umsetzungs-Korridor zwischen 40% und 60% befinden, sind „digital-ambivalente“ Praxisbetriebe (Digital-Aufbaupraxen). Sie sind durch gravierendere Probleme in der Praxisführung geprägt, die zunächst korrigiert werden müssen, um digitale Lösungen in ihrem vollen Umfang nutzen zu können. Werden umfassende problembeseitigende Aktivitäten tatsächlich eingeleitet, steht der Anwendung aber kein Hindernis mehr im Weg.