Vor dem Hintergrund des verschärften
Organmangels in Deutschland fordert die Deutsche Stiftung
Organtransplantation (DSO) die zügige Entwicklung eines
gemeinschaftlichen Initiativplans zur Förderung der Organspende.
"Die Situation ist zutiefst besorgniserregend. Wir sind
mittlerweile auf dem niedrigsten Stand der Organspendezahlen der
letzten 20 Jahre angekommen. Von Jahr zu Jahr kann weniger Patienten
mit einer Transplantation geholfen werden", erklärt der Medizinische
Vorstand, Dr. med. Axel Rahmel, heute auf der Pressekonferenz zum 13.
DSO-Jahreskongress in Frankfurt. Im laufenden Jahr erwartet die
bundesweite Koordinierungsstelle ein Minus von mehr als 1.500 Organen
gegenüber 2010. Gleichzeitig warten derzeit über 10.000 schwerkranke
Patienten auf eine lebensrettende Transplantation.
Die DSO sieht dringenden Handlungsbedarf und appelliert an die
Verantwortung aller Partner im System der Organspende und
Transplantation. "Wir brauchen alle für die Transplantationsmedizin
wichtigen medizinischen Fachgesellschaften, unsere Vertragspartner,
Verbände und die Politik, um die Organspende in Deutschland gemeinsam
wieder auf Kurs zu bringen", betont Rahmel.
Organspende als Bestandteil der Versorgung am Lebensende
integrieren Einen zentralen Schlüssel sieht DSO-Vorstand Rahmel in
einer Berücksichtigung des Willens zur Organspende im Zuge von
Behandlungsstrategien am Lebensende. Allein dadurch könne eine zügige
und nachhaltige Verbesserung der Situation erzielt werden, ist sich
Rahmel sicher. Mögliche Organspenden können auch durch
Patientenverfügungen verhindert werden, die eine Organspende
unwissentlich durch den Verzicht auf intensivmedizinische Maßnahmen
ausschließen oder scheinbar im Widerspruch zu einem bereits
geäußerten Willen zur Organspende stehen. Die DSO empfiehlt, das
Thema stärker in die Aufklärung der Bevölkerung einzubinden. Würden
mögliche Organspender nicht erkannt bzw. in den Kliniken nicht daran
gedacht, bedeute dies nicht nur für die Patienten auf der Warteliste
einen Verlust an Lebenschancen, es sei darüber hinaus eine
Nichtachtung des Willens des Verstorbenen, kritisiert DSO-Vorstand
Rahmel. "Wir müssen die Voraussetzungen schaffen, damit in den
Kliniken mehr an Organspende gedacht und die Frage nach Organspende
zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Versorgung am
Lebensende wird", fordert der Mediziner. Hier könnten bereits
Schulungen der Intensivmediziner und eine regelhafte Einbeziehung der
Transplantationsbeauftragten in Entscheidungen am Lebensende einen
positiven Effekt erzielen.
"Die Zeit der Einzelinitiativen ist vorbei. Was wir jetzt dringend
brauchen, ist ein strategisch ineinandergreifender Plan mit klar
definierten Schritten, der von allen Partnern aktiv unterstützt
wird", erklärt Rahmel. Dazu gehöre im Vorfeld auch eine öffentliche
Diskussion zu innovativen Themen, wie sie in anderen Ländern bereits
geführt werde, ergänzt Professor Björn Nashan, Vorsitzender des
Stiftungsrates der DSO. Eine Quote von mehr als 15 Spendern pro
Million Einwohner halten die DSO-Vorstände Axel Rahmel und Thomas
Biet mit Blick auf die Ergebnisse anderer europäischer Länder auch in
Deutschland längerfristig durchaus für realistisch.
Die Koordinierungsstelle unterstützt die Kliniken individuell mit
einer Krankenhaus-Bedarfsanalyse und Schulungen für
Transplantationsbeauftragte und Mitarbeiter auf den
Intensivstationen. Im vergangenen Jahr sind ein neuer Leitfaden für
die Organspende sowie Verfahrensanweisungen zur Handlungssicherheit
im Organspendeprozess erschienen. Neu ist zudem ein von den
Landesärztekammern anerkanntes E-Learning-Fortbildungsprogramm.
Eine Langversion dieser Pressemitteilung finden Sie auf unserer
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