Nach den Begrüßungsworten startete Dr. Christopher Niehues (Berater bei der HC&S AG) das Symposium mit einer kurzen Einführung in das Thema. Er skizzierte die technologische Entwicklung in anderen Bereichen im Vergleich zum digitalen Fortschritt in der Gesundheitswirtschaft und stellte fest, dass dieser deutlich hinter den Forderungen des GKV-Modernisierungsgesetzes aus dem Jahr 2003 zurückgeblieben ist.
Daraufhin stellte Prof. Dr. Michael Forsting (Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie des Universitätsklinikums Essen) die Frage „Was bringt eigentlich Digitalisierung in der Medizin?“. Mit Blick auf den Einsatz von Big Data und künstlicher Intelligenz im Krankenhaus präsentierte er verschiedene spannende Forschungsprojekte. Das Potenzial, diese in die Praxis zu implementieren, haben nach Prof. Forsting vor allem die großen Kliniken. Im Gegensatz zu IT-Riesen wie IBM, Google oder Amazon und Unternehmen der Medizintechnik verfügen Krankenhäuser über die beste Datenbasis mit der entsprechende Systeme trainiert werden können. Die digitale Transformation wird damit die medizinische Qualität verbessern und global verfügbar machen, ohne dass Mediziner Angst um ihren Job haben müssen. Dafür ist laut Prof. Forsting jedoch eine grundlegende Umstrukturierung des Gesundheitswesens erforderlich.
Von Beispielen für konkrete telemedizinische Behandlungsverfahren, die bereits heute Einzug in die Praxis gefunden haben, berichtete im Anschluss Dr. Philipp Neuhaus (Institut für Medizinische Informatik der Universität Münster). In enger Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Münster wird beispielsweise im Rahmen des Westdeutschen Teleradiologieverbundes der medizinische Bildversand vorangetrieben, am viel diskutierten Notfalldatensatz gearbeitet oder mit dem sogenannten TELnet@NRW die wohnortnahe Patientenversorgung mit Televisiten verbessert. Insgesamt sieht Dr. Neuhaus enorme Chancen in der Telemedizin, die sicherlich nicht alle, aber viele Probleme der derzeitigen medizinischen Versorgung lösen kann.
Im anschließenden Vortrag beschäftigte sich Annett Müller (Leiterin der Medizinischen Dokumentation bei der DMI GmbH Co. KG) mit der Thematik der digitalen Patientenakte. Frau Müller erläuterte, wie die nach der notwendigen Aufbereitung und Archivierung aller Patientendaten – von der Aufnahme bis zur Abrechnung – sogenannten konsolidierten digitalen Akten nicht nur in der Lage sind, die Dokumentationstransparenz zu steigern, sondern ebenso zahlreiche Potenziale für eine höhere Prozessqualität bieten. Derart optimierte Krankenhausprozesse bilden wiederum die Basis für die Sicherung wertvoller Erlöse. Wie Frau Müller sowie diverse Teilnehmer des Plenums berichteten, besteht in diesem Bereich aktuell allerdings noch ein enormer Nachholbedarf in deutschen Krankenhäusern.
Nach einer erholsamen Kaffeepause mit vielen spannenden Gesprächen und neuen Kontakten blickte Stefan Strüwe (Rechtsanwalt und Seniorberater der Curacon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft) auf einen grundlegenden rechtlichen Aspekt der Digitalisierung – den Datenschutz. Vor dem Hintergrund der Vorschriften der EU-Datenschutz-Grundverordnung gab er Hinweise und Tipps, welche neuen Regelungen auf die Unternehmen der Gesundheitsbranche zukommen und wie diese angegangen werden sollten. Trotz der Fülle an Vorschriften ist für Herrn Strüwe eins unbestritten: Krankenhäuser dürfen sich dem digitalen Wandel nicht verschließen. Dieser muss und kann datenschutztechnisch gestaltet werden, was für eine Vielzahl neuer Herausforderungen sorgen dürfte.
Zum Abschluss des Tages wagte Prof. Dr. Paul Schmücker (Leiter des Instituts für Medizinische Informatik der Hochschule Mannheim) einen visionären Blick in die Zukunft und zeigte verschiedene zukunftsträchtige Entwicklungen des digitalen Wandels auf. Die zentrale Herausforderung liegt für Prof. Schmücker einerseits in der Frage nach einheitlichen technischen Standards, die aktuell von verschiedensten Seiten unterschiedlich ausgestaltet werden und andererseits in der Gewinnung von hochqualifiziertem IT-Personal. Trotz diverser Unsicherheiten und offener Fragen, ist die Notwendigkeit der Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft selbst unbestritten. Online-Sprechstunden, mobile Praxen, moderne Medizin- und OP-Technik, digitale Akten sowie die Nutzung der Gesundheitstelematikinfrastruktur sind für Prof. Schmücker in Zukunft unverzichtbar und werden seiner Ansicht nach die Patientenversorgung nachhaltig verändern.
Gerne stellen wir Ihnen die Fachvorträge unseres Symposiums als PDF-Dokument zur Verfügung. Senden Sie dazu einfach eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten an symposium@hcs-consult.de.