Parodontale Erkrankungen sind bei
Erwachsenen der Hauptgrund für den Verlust von Zähnen. Etwa jeder
zweite jüngere Erwachsene ist an einer behandlungsbedürftigen
Parodontopathie erkrankt. Zudem haben parodontale Erkrankungen
erhebliche Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit. Die
Zahnärzteschaft sagt der Volkskrankheit Parodontitis daher jetzt mit
einem neuen, wissenschaftlich abgesicherten Versorgungskonzept
entschieden den Kampf an. Das Konzept wurde in Frankfurt am Main im
Rahmen des Deutschen Zahnärztetages nach mehrjährigen Vorarbeiten
verabschiedet.
Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der
Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV): "Das neue
Behandlungskonzept basiert auf international anerkannten
wissenschaftlichen Erkenntnissen und berücksichtigt den medizinischen
Fortschritt. Es soll die derzeitige, 40 Jahre alte
Behandlungsrichtlinie ersetzen und schafft die Voraussetzungen für
eine wirksame und nachhaltige Bekämpfung der Parodontitis. Damit
leistet die Zahnärzteschaft einen wesentlichen Beitrag zur
Verbesserung der Mund- und Allgemeingesundheit in Deutschland."
Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK): "Die
Parodontitis ist und bleibt eine Volkskrankheit. Deswegen ist es
notwendig, entsprechende Rahmenbedingungen für die Bekämpfung der
Erkrankung zu schaffen. Notwendig ist dabei aber auch eine
ausreichende Finanzierung, die durch zusätzliche Mittel erfolgen
muss. Durch die Anteile der sprechenden Zahnmedizin im Konzept wird
der Patient in die Lage versetzt, die notwendige Eigenverantwortung
zu übernehmen. Die BZÄK wird durch eine bevölkerungsweite Aufklärung
zur Früherkennung der Erkrankung dieses Konzept begleiten."
Zentrale Inhalte des neuen Konzepts
Das Konzept wurde von KZBV, BZÄK und der Deutschen Gesellschaft
für Parodontologie (DG PARO) erarbeitet. Es dient der Zahnärzteschaft
als Grundlage für die Neuausrichtung der Parodontitisbehandlung.
Zentrale zusätzliche Leistungsinhalte sind:
- Die Aufklärung der Patienten über parodontale Gesundheit und
Bedeutung der Vorsorge,
- die Einführung der neuen Leistung "Ärztliches Gespräch", um
Zahnärztinnen und Zahnärzten die individuelle und umfassende
Aufklärung der Patienten zu ermöglichen,
- regelmäßige Reevaluationen zur Qualitätssicherung,
- die Ergänzung der Therapie durch eine strukturierte Nachsorge, der
sogenannten Unterstützenden Parodontitistherapie (UPT),
- sowie die gezielte Förderung der Eigenverantwortlichkeit und
Mitarbeit der Patientinnen und Patienten durch ein Bonussystem - in
Anlehnung an das entsprechende System bei der Versorgung mit
Zahnersatz, das sich seit vielen Jahren bewährt hat.
Hintergrund: Parodontale Erkrankungen
Die Parodontitis ist eine chronische Entzündung des
Zahnhalteapparates, die wesentlich durch bakterielle Beläge auf
Zahnoberflächen und in den Zahnzwischenräumen verursacht wird. In
einem schubweise verlaufenden Prozess werden Gewebe und Knochen
zerstört, die für den Halt des Zahnes verantwortlich sind. Da der
Verlauf in der Regel lange Zeit schmerzlos ist, halten viele
Patienten die Parodontitis fälschlicherweise für eine
Bagatellerkrankung. Wichtige Symptome sind Zahnfleischblutungen,
-schwellungen, -rückgang und Mundgeruch.
Wissenschaftliche Studien geben Hinweise auf Zusammenhänge
parodontaler Erkrankungen mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
sowie Schwangerschaftskomplikationen. Künftig ist aufgrund der
demografischen Entwicklung und der Verlagerung chronischer
Munderkrankungen in ein höheres Lebensalter (Morbiditätskompression)
von einem steigenden Behandlungsbedarf bei der Parodontitis
auszugehen.
Das neue Versorgungskonzept kann auf den Websites von KZBV und
BZÄK abgerufen werden: www.kzbv.de, www.bzaek.de/paro.
Pressekontakt:
KZBV: Kai Fortelka
Telefon: 030 280 179-27, E-Mail: presse@kzbv.de
BZÄK: Dipl.-Des. Jette Krämer
Telefon: 030 40005-150, E-Mail: presse@bzaek.de
Original-Content von: Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, übermittelt durch news aktuell