Schätzungsweise leidet nahezu jeder fünfte Deutsche unter nächtlichem Zähneknirschen, in Fachkreisen unter Bruxismus bekannt. Dabei pressen Betroffene durch unbewusste Kaumuskelaktivitäten die Zähne stark zusammen und bewegen sie mahlend hin und her. „Dauerhaft kann der unwillkürliche Beißdruck zu Schäden führen, die von einem Verschleiß der Zähne bis hin zu Rissen sowie Beschädigungen der Zahnhartsubstanz reichen. Im Extremfall brechen die Zähne komplett durch, da mitunter Kräfte von über 100 Kilogramm auf die Kauwerkzeuge wirken“, weiß Dr. Lutz Spanka, Facharzt für Kieferorthopädie, Implantologie und Dentalchirurgie des ZahnZentrums Dr. Spanka & Kollegen in Hude. Oftmals liegt die Ursache bei schlecht sitzenden Füllungen, Kronen oder Implantaten, aber auch Zahnfehlstellungen sowie innere Anspannung und Stress können das nächtliche Pressen und Knirschen begünstigen. Welche ersten Anzeichen auf die Erkrankung hindeuten und was für Behandlungsmaßnahmen infrage kommen, erklärt der Experte im Folgenden.
Bruxismus erkennen
Häufig deuten Kopf- und Kieferschmerzen nach dem Aufwachen auf Bruxismus hin, aber auch anhaltende Kaumuskelbeschwerden sowie gelegentliches Kieferknacken gehören zu den ersten Symptomen. Spätestens beim Zahnarzt kommen bei starken Knirschern feine Risse im Zahnschmelz zutage. „In einigen Fällen zeigen die Zähne sogenannte Schliff-Facetten, also bereits abgeflachte Stellen. Außerdem verspüren Betroffene oftmals eine Überempfindlichkeit der Zähne und reagieren auf äußere Reize wie Wärme, Kälte oder Druck sehr sensibel“, betont Dr. Spanka. Bei anhaltender Überaktivität der Kaumuskulatur kann es im Laufe der Zeit zu einer Vergrößerung des Kiefermuskels führen, sodass sich die Gesichtskontur verändert. Ähnlich wie bei anderen Muskeln regt eine regelmäßige Krafteinwirkung das Wachstum an.
Entlastende Therapiemaßnahmen
Ärzte raten Betroffenen zunächst zu Aufbissschienen, die Patienten in der Nacht tragen, um die Zähne vor Abrieb zu schützen und gleichzeitig die Muskulatur zu entlasten. Zu den weiteren individuellen Maßnahmen gehören die Korrektur von Fehlstellungen sowie eine Erneuerung des Zahnersatzes, da schief stehende Zähne oder schlecht sitzende Prothesen Probleme mit dem Biss verursachen und zu Verspannungen der Kiefermuskulatur führen. Bei dauerhaften Überanstrengungen sowie Verhärtungen der Kiefermuskeln greifen Fachärzte auf das Nervengift Botulinumtoxin, kurz Botox, zurück. „Durch gezielte Injektionen in den Muskel stoppt es die Reizübertragung und hemmt die Nerven. Dadurch entspannt sich der Kiefer und das nächtliche Zähneknirschen lässt nach. Mit der Zeit bilden sich auch muskulöse Ausprägungen der Gesichtskontur zurück“, erklärt der Experte. Um eine langfristige Linderung zu gewährleisten, gilt es neben einer Botox-Behandlung oder einer entsprechenden Korrekturmaßnahme des Zahnersatzes weitere Auslöser wie Stress und Schlafstörungen zu beheben.
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