Am 15. Tag der Blockade der See-, Luft-
und Landwege in den Jemen klagt eine Gruppe von Hilfsorganisationen
zum wiederholten Mal die Gleichgültigkeit der internationalen
Staatengemeinde an. Anlässlich der massiven humanitären Krise im
Jemen müssen die Grenzen umgehend wieder komplett geöffnet werden,
fordern aus Deutschland unter anderem CARE, Oxfam, ADRA, Aktion
gegen den Hunger, Ärzte der Welt, Handicap International und World
Relief Deutschland.
Die Hilfsorganisationen äußern sich sehr besorgt über den erneuten
Ausbruch von Cholera und anderer Krankheiten, die durch
verunreinigtes Wasser übertragen werden. Das UN-Kinderhilfswerk
warnt, dass nur noch wenige Impfstoffe gegen Diphterie vorrätig sind.
Ende November sollte eine neue Lieferung kommen, die Einfuhr ist aber
bis dato noch nicht genehmigt. Wenn dieser Impfstoff nicht ins Land
gelangt, drohen Millionen von Kindern schwere Schäden durch diese
eigentlich vermeidbare Krankheit.
Die Treibstoffknappheit im Jemen verschlimmert zudem den Mangel an
sauberem Wasser: Wasserpumpen werden abgeschaltet und Leitungen
liegen trocken. Damit sind der Schulunterricht und vor allem der
Betrieb von Krankenhäusern stark bedroht. Ärzte und Pfleger bemühen
sich zwar, den Betrieb von OP-Sälen und Intensivstationen aufrecht zu
erhalten, doch andere Stationen müssen geschlossen und
Kühlvorrichtungen für Medikamente immer wieder stundenweise
abgeschaltet werden, um Treibstoff für Stromgeneratoren zu sparen.
Hinzu kommt, dass vielen Ärztinnen und Ärzten seit über zehn Monaten
kein Lohn gezahlt wurde. Das Resultat: immer häufiger werden die
Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen darum gebeten, ihre
Treibstoffrationen den Medizinern zu überlassen. Die meisten
Hilfsorganisationen haben inzwischen weniger als einen Monat
Treibstoff auf Vorrat.
Hilfsorganisationen haben bereits ihre Bargeldauszahlungen für die
schwächsten Bevölkerungsgruppen verdoppelt, damit diese wenigstens
ein paar Vorräte für die kalten Wintermonate anschaffen können, bevor
die Preise weiter steigen. Aufgrund von Kampfhandlungen sind nach wie
vor viele Regionen des Landes unerreichbar, die dort lebenden
Menschen bleiben weiterhin komplett von Hilfe abgeschnitten.
Wenn außerdem Frachtschiffe in den nächsten Tagen keine Erlaubnis
erhalten, ihre Ladung im Hafen von Hodeidah zu löschen, werden die im
Land vorhandenen Reserven an Weizen und Zucker in den nächsten drei
Monaten aufgebraucht sein.
Die internationale Gemeinschaft muss ihr beschämendes Schweigen
angesichts dieser Zustände sofort brechen und alle ihr zur Verfügung
stehenden Mittel nutzen, die Blockade aufzuheben. Der Tiefwasserhafen
von Hodeidah, über den 80 Prozent der Importe laufen, sowie der
Flughafen von Sanaa müssen unverzüglich wieder geöffnet werden, um
Nahrung, Treibstoff und Medikamente einführen zu können. Jeder
weitere Tag der Blockade bedeutet mehr Hunger und Krankheiten für
tausende Jemeniten. Wenn die Blockade aufrechterhalten wird, könnten
Millionen von Menschen in Folge einer Hungersnot sterben.
Die internationale Gemeinschaft hat die Wahl zwischen
entschlossenem Handeln oder der Mitschuld für dieses Leid. Eine
dritte Option gibt es nicht.
Die unterzeichnenden Hilfsorganisationen:
Aktion gegen den Hunger
ACTED ADRA CARE International DRC Handicap International
International Rescue Committee Ärzte der Welt Mercy Corps NRC Oxfam
Relief International World Relief Deutschland Zoa
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