Die Zahl der eingebauten Knieprothesen steigt in
Deutschland derzeit rasant an. Nach einer lange rückläufigen
Entwicklung werden nun jährlich wieder rund 10.000 Knieprothesen mehr
implantiert. Der Grund: Seit einem Beschluss des Gemeinsamen
Bundesausschusses (G-BA) von 2015 dürfen Ärzte die schonende
Arthroskopie zur Behandlung einer chronischen Kniegelenksarthrose
(Gonarthrose) nur noch in Ausnahmefällen bei gesetzlich Versicherten
anwenden. Mit dieser Methode konnten vorher viele Patienten durch
Knorpelglättung, Gelenkschleimhaut- und Meniskusteilentfernung von
ihren Schmerzen vorerst befreit werden. Jetzt bleibt dem Arzt oft
keine andere Wahl mehr, als die letzte Option zu ziehen und eine
Totalendoprothese (TEP) - ein künstliches Kniegelenk - zu
implantieren. Auch wenn dies für den Patienten möglicherweise noch
lange hinausgezögert werden könnte.
Dr. med. Ralf Müller-Rath, Vorsitzender des Berufsverbandes für
Arthroskopie: "Vor dieser Entwicklung haben wir immer gewarnt. Im
Ergebnis werden unsere Patienten nun vermehrt mit
komplikationsträchtigen Eingriffen versorgt und die Gesundheitskosten
steigen weiter. Es wurde in ein System kommunizierender Röhren
eingegriffen. Die Patienten, die an einer Kniearthrose leiden und
eine Behandlung wünschen, werden ja durch einen Beschluss nicht
weniger! Besonders bitter: Es trifft vor allem gesetzlich versicherte
Patienten."
In Deutschland leiden rund 17 Prozent der Männer und über 30
Prozent der Frauen im Laufe des Lebens unter einer Abnutzung des
Kniegelenkes, die oft mit großen Schmerzen einhergeht. Im
Anfangsstadium wird häufig mit Physiotherapien und Medikamenten
behandelt. Reicht dies nicht mehr aus, waren bislang die Verfahren
der Arthroskopie ein gutes Mittel, um die Beschwerden zumindest für
eine Weile zu lindern. Bei der Gelenkspiegelung konnten in einer
Sitzung nicht nur die Gegebenheiten im Knie genauestens analysiert
sondern einige Schmerz-Verursacher auch sofort beseitigt werden. Erst
wenn dies nicht mehr reichte, blieb die große Operation mit
Komplett-Gelenkersatz.
Gemeinsam mit der Gesellschaft für Arthroskopie und
Gelenkchirurgie (AGA) wertete der BVASK die Zahlen des statistischen
Bundesamtes über Krankenhausoperationen von 2011-2016 aus. 2011
wurde durch die gesetzlichen Kassen der Antrag auf Ausschluss der
Arthroskopie bei Kniearthrose gestellt. Auffällig: Die Anzahl
arthroskopischer Eingriffe im Kniegelenk bei Kniearthrose sank von
45.000 im Jahr 2011 auf 7.000 in 2016 ab. Eine Gegenbewegung
verzeichnen die Knieprothesen. Auch diese waren zunächst rückläufig.
Nach einer Plateauphase 2014 steigt die Anzahl der Knieprothesen nun
wieder jährlich um knapp 10.000.
Prof. Helmut Lill, Präsident der AGA, bringt es auf den Punkt:
"Das Verbot der Arthroskopie bei Gonarthrose hat dazu geführt, dass
weniger Arthroskopien, dafür mehr Knieprothesen gemacht werden.
Dadurch werden Prothesen früher eingesetzt, deren Haltbarkeit
letztlich auch begrenzt ist. In einigen Jahren müssen wir auch
deshalb - neben der demografischen Entwicklung - eine noch höhere
Zahl an Prothesenwechseln erwarten."
Die Verbände bedauern, dass Warnungen der Fachleute vor einer
solchen Entwicklung nicht ausreichend gehört werden und fordern ein
Umdenken, damit das Leistungsspektrum in der Behandlung chronischer
Beschwerden der Gelenke für gesetzlich Versicherte nicht weiter
eingeschränkt wird.
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