Bislang ist die Pflege in die Bereiche Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege unterteilt und jeder Bereich hat seinen eigenständigen Ausbildungsberuf. Das soll sich durch das 2020 in Kraft tretende Pflegeberufsreformgesetz ändern. Auszubildende in Pflegeberufen müssen sich demnach nicht, wie bisher, zu Beginn ihrer Ausbildung für eine der drei Themengebiete entscheiden, sondern bekommen die ersten zwei Jahre alle die gleichen Lerninhalte vermittelt. Erst ab dem dritten Lehrjahr dürfen die Auszubildenden entweder die neue, generalistische Ausbildung fortsetzten oder zwischen der Spezialisierung Kinderkranken- oder Altenpflege wählen. Egal welchen Weg die Auszubildenden einschlagen, sie erhalten nach Abschluss der Ausbildung den Berufsabschluss "Pflegefachfrau" oder "Pflegefachmann". Ein Grund zur Freude seitens der Pflegeschüler ist die Tatsache, dass das Schulgeld zukünftig abgeschafft wird und es somit eine allgemeine Ausbildungsvergütung für angehende Pflegeschüler geben wird. Das oberste Ziel dieser Neuerung sei es, mehr gut geschultes Personal in der Pflege zu generieren und die Berufsbranche gleichzeitig attraktiver zu gestalten. Diese rosigen Zukunftsaussichten teilen jedoch längst nicht alle Beteiligten in der Pflegewirtschaft.
+++ Neue Pflegeausbildung 2020: Aus drei mach zwei +++
Besonders problematisch sei die Zusammenlegung der drei bisher getrennten Berufsgruppen für die jeweiligen Pflegeeinrichtungen. Nur noch ein Viertel der Ausbildungszeit soll künftig in der Einrichtung selbst erfolgen. "Dies entspricht praktisch der Halbierung des bisherigen Praxisanteils und wird Krankenhäuser, Altenheime und Pflegeeinrichtungen unter enormen Personaldruck setzen", so Carolin Reifschneider, Geschäftsführerin der Alten- und Pflegeheim Schacht GmbH. "Außerdem steht zu befürchten, dass die neue Pflegereform zu mangelndem Fachwissen innerhalb der unterschiedlichen Spezialgebiete bei den angehenden Pflegekräften führen kann. Was sich wiederum schnell negativ, zu Lasten der bestehenden Belegschaft und insbesondere der pflegebedürftigen Menschen auswirken wird", so Reifschneider weiter.
+++ Zukunft in der Pflegeausbildung? Ungewiss! +++
Einen weiteren Kritikpunkt sieht die Geschäftsführerin der Alten- und Pflegeheim Schacht GmbH in der unsicheren Zukunft der angehenden "Pflegefachkräfte". "Bisher ist die europaweite Anerkennung der neuen, dreijährigen Fachausbildung nämlich noch ungeklärt und könnte so zu großer Verunsicherung seitens der Bewerber führen. Zudem ist die neue Grundvoraussetzung für die Pflegeausbildung ab 2020 ein mittlerer Schulabschluss oder eine zehnjährige allgemeine Schulausbildung. Dadurch wird vielen motivierten Quereinsteigern oder Schülern mit niedrigerem Bildungsstand der Zugang zur Ausbildung im Pflegesektor verwehrt, beziehungsweise die Hürden für eine Ausbildung so hoch gesteckt, dass Bewerber von vornherein fern bleiben."
+++ Es bleibt spannend: 6 Jahre Testphase +++
Ob sich die neue Reform auf Dauer wirklich durchsetzen wird, soll sich frühestens nach sechs Jahren herausstellen. Sollte sich in dieser Testphase die Hälfte der neuen Auszubildenden für die neue, generalistische Ausbildung zur "Pflegefachkraft" entscheiden, würde die Spezialisierung in der Pflege wohl dauerhaft der Geschichte angehören und den Pflegeeinrichtungen das Leben womöglich noch schwerer machen.
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