Im Fokus des vor wenigen Tagen in Berlin
durchgeführten 13. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
experimentelle und klinische Neuro-/Psychopharmako-Therapie (GESENT
e. V.) standen die zunehmenden Versorgungslücken bei wirksameren
Neuro-/Psychopharmaka und damit verbundene Einschränkungen der
ärztlichen Therapiefreiheit und Patientenbehandlung. Dafür bot das
zweitägige Tagungsprogramm eine Reihe interessanter Vorträge mit
Themen wie Entwicklungen im deutschen und internationalen
Arzneimittelrecht, Versorgungsgerechtigkeit in Neurologie und
Psychiatrie oder Folgen des Gesetzes zur Neuordnung des
Arzneimittelmarktes (AMNOG) von 2011. "Uns war es wichtig", sagte
Prof. Dr. Peter Riederer, Vorstandsvorsitzender von GESENT e. V,
"unterschiedliche, teils auch gegensätzliche Auffassungen zur Sprache
zu bringen. Vor allem aber wollten wir mehr Klarheit über
Ausgangslage und Ziele einer geplanten Initiative gegen
fortschreitende Bürokratisierung und Ökonomisierung der Medizin
schaffen. Das ist gelungen."
10 Thesen
Auf dem Kongress in Berlin stellte Prof. Dr. Gerd Laux, Mitglied
des GESENT-Vorstandes, 10 Thesen zur Gründung einer Plattform vor,
die Ärzten, Wissenschaftlern, Politikern, Vertretern der Industrie
und Krankenkassen sowie Patientenvertretern die Möglichkeit schaffen
soll, gemeinsam gegen die um sich greifenden Versorgungsprobleme mit
Neuro-/Psychopharmaka vorzugehen. Laux betonte: "Hauptursachen der
gegenwärtigen Situation sind die Verteufelung der Pharmaunternehmen
als ausschließlich profitgierige Monster, eine unsachliche
Kosten-Nutzen-Diskussion, formalisierte Zulassungskriterien für neue
Medikamente und das vollständig fehlende Bewusstsein über solche
Fragen wie Arzneimittelzulassung oder tatsächliche Entwicklungskosten
neuer Medikamente. So lange das so bleibt, wird sich die Lage weiter
verschlimmern."
Öffentliches Bewusstsein
Vor diesem Hintergrund bereitet GESENT eine Initiative vor, die
alle Interessengruppen zusammenschließt, um einen adäquaten Einsatz
von Neuro-/Psychopharmaka zu ermöglichen und neue Entwicklungen zu
unterstützen. "Um das zu erreichen", sagte Prof. Dr. Manfred Gerlach,
GESENT-Vorstandsmitglied, "werden wir mit systematischer
Kommunikationsarbeit die Öffentlichkeit über die Bürokratisierung im
Gesundheitswesen, kontraproduktive Regulierungspraktiken des gesamten
Medikamentenmarktes und über das Bürokratiemonster AMNOG informieren.
Wir brauchen ein öffentliches Bewusstsein, dass hier einiges im Argen
liegt und dringend Abhilfe geschaffen werden muss."
AMNOG und die Folgen
In der Diskussion auf dem GESENT-Kongress wurde deutlich, dass das
Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) als eine der Hauptursachen
der entstandenen Probleme anzusehen ist. Das machte auch Prof. Dr.
Thomas Müller, ebenfalls GESENT-Vorstandsmitglied, in seinem Vortrag
deutlich: "Wird die gegenwärtige Entwicklung nicht gestoppt, werden
Ärzte und Patienten immer mehr verunsichert und vor allem entmündigt.
Das Gegenteil sollte der Fall sein. Jedem mündigen Patienten, den
Angehörigen und den Ärzten muss die Entscheidung überlassen bleiben,
welche Therapie bei chronisch neurologischen Erkrankungen die jeweils
beste ist."
Perspektive
Durch die gesundheitspolitischen Vorgaben sind in den letzten
Jahren zwischen den einzelnen Interessengruppen unterschiedliche
Positionen deutlich geworden. Von Ärzten und Gutachtern über
Politiker, Industrie-, Versicherungs- und Patientenvertretern bis zu
den Zulassungsbehörden - jeder agiere für sich allein. "Für uns von
GESENT", so Riederer, "steht fest, dass wir nur gemeinsam etwas
erreichen werden. Deshalb brauchen wir eine Plattform, in der sich
alle Beteiligten wiederfinden können. Wenn es uns gelingt, eine
solche Basis zu schaffen, werden Begriffe wie Therapiefreiheit und
optimale Patientenbehandlung wieder Realität."
Über GESENT e. V.:
Die Deutsche Gesellschaft für experimentelle und klinische
Neurotherapeutika (GESENT) e.V. ist eine unabhängige, gemeinnützige
Organisation, die 2005 von Vertretern der Wissenschaft, des
Gesundheitswesens und der Industrie gegründet wurde. Ziele von GESENT
sind:
- die präklinische und klinische Entwicklung wirksamer und sicherer
Arzneimittel zur Behandlung neurologischer und psychiatrischer
Krankheiten zu fördern,
- den Informationsaustausch zwischen Klinikern, Grundlagenforschern
und Vertretern von Krankenkassen, Zulassungsbehörden,
Patientenselbsthilfegruppen und der Pharmazeutischen Industrie durch
Abhalten von Symposien, Konsensus-Konferenzen und
Fortbildungsmaßnahmen zu unterstützen,
- Empfehlungen zu aktuellen therapierelevanten Themen auszusprechen.
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