Ohne Medikamente 3 Jahre krank - mit ihnen nur
16 Tage: Arzneimittel gegen Psychosen sind eine der großen
Erfolgsgeschichten der Pharmazie. "Vor der Entwicklung der
Antipsychotika dauerte eine Psychose durchschnittlich 3 Jahre. In den
1950er Jahren kamen die ersten Medikamente auf den Markt. Durch sie
hat sich die akute Krankheitsdauer einer Psychose auf
durchschnittlich 16 Tage verkürzt", sagte Prof. Dr. Martina Hahn beim
pharmacon, einem internationalen Fortbildungskongress der
Bundesapothekerkammer. Die Apothekerin arbeitet in der Vitos Klinik
Eichberg.
Antipsychotika werden gegen verschiedene psychiatrische
Erkrankungen eingesetzt, zum Beispiel gegen Schizophrenie oder als
Kombinationstherapie bei Depressionen. Anders als bei Antidepressiva
setzt ihre Wirkung schon kurz nach der ersten Einnahme ein.
Wichtig ist, dass Patienten die Medikamente nicht eigenmächtig
absetzen. "Ich verstehe, wenn manche Patienten ihre Tabletten nicht
mehr einnehmen wollen, etwa weil sie die Nebenwirkungen stören. Aber
das sollte man offen mit seinem Arzt besprechen. Ein abruptes
Absetzen kann zu einem schwerwiegenden Rückfall wie einer Psychose
und dadurch zur Aufnahme in die Psychiatrie führen. Deshalb muss die
Dosis immer schrittweise reduziert werden." Alternativ können
Antipsychotika auch als Depot in den Muskel gespritzt werden. Durch
technologische Verbesserungen ist dies mit modernen Medikamenten
deutlich weniger schmerzhaft als in der Vergangenheit.
Die Antipsychotika werden in Generationen eingeteilt, deren
mögliche Nebenwirkungsprofile sich stark unterscheiden. Substanzen
der ersten Generation können eher zu Nebenwirkungen wie
Bewegungsstörungen und Muskelsteifigkeit, die Antipsychotika der
zweiten Generation eher zu metabolischen Nebenwirkungen wie Diabetes
oder Gewichtszunahme führen. Bei Antipsychotika der dritten
Generation kommt es eher zu Bewegungsunruhe, insbesondere in den
ersten Behandlungstagen.
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