Depressionen werden noch immer
unterschätzt: Etwa 15 % der Bevölkerung erleiden mindestens einmal im
Leben eine depressive Episode. "Depressionen lassen sich gut
behandeln. Die Patienten brauchen aber verständliche Informationen
über das Behandlungskonzept und Geduld, denn diese Krankheit heilt
nicht von heute auf morgen. Hier übernehmen die Apotheker wichtige
Aufklärungsarbeit", sagte Prof. Dr. Kristina Friedland beim
pharmacon, dem internationalen Fortbildungskongress der
Bundesapothekerkammer, der am Freitag zu Ende ging. Die Apothekerin
lehrt an der Universität Mainz.
Behandelt werden Depressionen vor allem mit Arzneimitteln und
Psychotherapie. Bei saisonal auftretenden Depressionen kann einigen
Patienten eine Lichttherapie helfen. Die verwendeten Lampen sollten
mindestens 10.000 Lux hell sein. "Zur Lichttherapie gehört, dass man
mit offenen Augen an den Lampen vorbei sieht. Bleiben die Augen
geschlossen wie im Solarium, wird keine Wirkung eintreten",
erläuterte Friedland.
Die Antidepressiva unterscheiden sich vor allem in ihren
Nebenwirkungen. Gemeinsam ist allen Medikamenten, dass die
Stimmungsaufhellung erst nach einigen Wochen eintritt. Begleitende
Wirkungen wie Mundtrockenheit, Erbrechen oder Übelkeit setzen
hingegen sofort ein. Das hat eine schlechte Therapietreue zur Folge:
Rund 30 bis 40 % der Patienten nehmen die Antidepressiva nach den
ersten Wochen nicht mehr ein und zweifeln daran, ob die eigene
Depression überhaupt behandelbar ist. Friedland: "Hier ist die
Information des Apothekers gefragt: Er kann seinen Patienten im
persönlichen Gespräch Mut machen. Denn viele Nebenwirkungen klingen
bei einer dauerhaften Einnahme nach zwei bis drei Wochen ab, während
die antidepressive Wirkung erhalten bleibt."
Einige Nebenwirkungen lassen sich durch den richtigen
Einnahmezeitpunkt verhindern. So können manche Medikamente, die
abends eingenommen werden, die Schlafstörungen im Rahmen des
depressiven Syndroms in den ersten Wochen der Therapie
verschlechtern. Wer Antidepressiva einnimmt, sollte sich deshalb von
seinem Apotheker beraten lassen.
Wer bereits mehrmals im Leben an einer depressiven Episode litt,
sollte nach dem ersten Ansprechen der Medikamente diese noch
mindestens vier bis sechs Monate lang einnehmen. So können Rückfälle
verhindert werden. Bei einer längerfristigen Einnahme sollten
Antidepressiva nicht abrupt abgesetzt werden, sondern die Dosis
sollte nach und nach reduziert werden.
Neben den psychischen Beschwerden kann sich eine Depression auch
in körperlichen Beschwerden wie Rücken- oder Kopfschmerzen,
Magenbeschwerden, Schwindel oder einem Engegefühl in der Brust
zeigen. Depressionen können auch die Folge anderer Erkrankungen sein.
Als Ursachen kommen u.a. Herzinfarkte, Demenz oder Infektionen in
Frage. Auch Substanzmissbrauch oder die hochdosierte Einnahme von
Kortison kann eine Depression auslösen.
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