Seit rund 25 Jahren bemüht sich der Gesetzgeber, die Sektorengrenze zwischen ambulanten und stationären medizinischen Leistungen enger zu verzahnen. Ob Praxis-Kliniken, Belegärzte, integrierte Versorgung - rund 30 neue Paragrafen sind entstanden, doch keiner greift, weil die Modelle immer wieder von Vertretern der reinen Lehre, nicht aber aus der ärztlichen Basis heraus kommen. Auf dem großen BVASK-Kongress am 2. und 3. Februar im Düsseldorfer Medienhafen führt der Gesundheitsexperte Dr. Albrecht Kloepfer die teilnehmenden Ärzte zu völlig neuen Ansätzen.
"Wir haben ein Gesundheitssystem aufgebaut, welches seit 1883 für die Akutversorgung ausgerichtet war. Jetzt haben wir aber seit Jahrzehnten immer mehr chronisch Erkrankte, wie Diabetiker, Rückenkranke, Herz-Kreislauf-Patienten, Krebs- und Nierenkranke. Diese Patienten müssen in der Regel pendeln, zwischen Praxen und Krankenhäusern. Doch das System kann darauf nicht reagieren, weil es immer noch keine Abrechnungsziffern für Kooperation, Kommunikation, Koordination gibt. Es fehlt an Software, die ambulante und stationäre Behandlungen verbinden kann", gibt Dr. Kloepfer einen ersten Einblick.
Deutschland hat demnach ein Verwaltungs- aber kein Versorgungssystem. Die Ärzte an der Basis würden ihre Patienten gern adäquat, zeitnah, mit modernster Medizin und ohne unnötige Doppeldiagnostik behandeln. Sie könnten jedoch diesen Anspruch nicht durchsetzen, weil eine "funktionärsgeführte Gesellschaft" immer das Mittelmaß vertreten müsse.
"Das System muss denen, die besser sind, in Zukunft auch eine bessere Vergütung geben", so Klöpfer. Sein Vorschlag: ein System von Hybridversorgern. Dazu müsste es nur noch einen einzigen Paragrafen geben, welcher regelt, was diese Hybridversorger können und leisten müssen. Ambulant und stationär, zum Beispiel Ärztenetze und Kliniken müssten unter einem rechtlichen Dach arbeiten.
Klöpfer: "Sie müssen dringend mit einer elektronischen Patientenakte arbeiten, komplett digitalisiert sein, Telematik-Schnittstellen und ein ausgezeichnetes Qualitätsmanagement haben."
Diese Einrichtungen könne man dann regional zulassen, um die regionale Kultur am Leben zu halten und weite Wege zu sparen. Dazu müsse es einen Anreiz für Patienten und Krankenkassen geben, mit einem Hybridversorger zusammen zu arbeiten.
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