Fortschritte in der radiologischen Bildgebung, der
PET-Hybridbildgebung und der molekularen Pathologie bilden die
Grundlage für eine präzise Krebstherapie, sie haben die
Therapieplanung und Stratifizierung von Krebspatienten in den letzten
Jahren erheblich verbessert. Die Chancen und Herausforderungen, die
sich daraus für die moderne Krebsmedizin ergeben, zählen zu den
Schwerpunktthemen des Deutschen Krebskongresses (DKK) 2018, der heute
begonnen hat.
"Ohne Innovationen in der Diagnostik ist die moderne
Präzisionsmedizin in der Onkologie nicht denkbar - sie eröffnen neue
Perspektiven in der Onkologie", betonte Prof. Dr. Thomas Wiegel,
Kongresspräsident des DKK 2018 auf der Eröffnungspressekonferenz. Von
diesen Verbesserungen profitiere unter anderem die Strahlentherapie,
bestätigte Prof. Wilfried Budach, Radioonkologe am
Universitätsklinikum Düsseldorf: "Immerhin 50 Prozent der
Krebspatienten erhalten im Laufe ihrer Erkrankung eine Bestrahlung.
Dank der Integration moderner Bildgebungsverfahren in die Planung
einer strahlentherapeutischen Behandlung und dank der Möglichkeit,
die Position von Tumoren und Risikoorganen während der Bestrahlung
aufs Genaueste zu verifizieren, können wir die Nebenwirkungen dieser
Behandlungsart deutlich reduzieren und die Erfolgsrate der
Strahlentherapie erhöhen."
Zu den Bildgebungsverfahren, die auf dem Kongress diskutiert
werden, zählt zum Beispiel die multiparametrische
Magnetresonanztomographie (MRT). Sie gilt als das derzeit
empfindlichste Verfahren, um anatomische Veränderungen aufzuspüren,
die auf ein Prostatakarzinom hinweisen; zudem liefert sie wichtige
funktionelle Informationen über die Aggressivität des Tumors. Dort,
wo die Empfindlichkeit dieses Verfahrens nicht ausreicht, etwa beim
Nachweis befallener Lymphknoten, sei die Hybridbildgebung gefragt,
erklärte Prof. Dr. Heinz-Peter Schlemmer vom Deutschen
Krebsforschungszentrum. Dabei werden Schichtbildverfahren wie
Computertomographie (CT) oder MRT mit der
Positronenemissionstomographie (PET) kombiniert, um Informationen
über Stoffwechselvorgänge im Krankheitsherd anatomisch genau zuordnen
zu können. Vor allem die PET-MRT eröffnet neue diagnostische
Möglichkeiten.
Im Fokus der Nuklearmedizin stehen derzeit neuartige Radiotracer,
mit denen sich selbst kleine Tumoren im PET-Scan aufspüren lassen, so
Prof. Dr. Bernd Krause vom Universitätsklinikum Rostock. Innovative
Tracer gegen das Prostataspezifische Membranantigen, kurz PSMA,
erleichtern zum Beispiel die Suche nach möglichen Metastasen eines
Prostatakrebses, wenn nach einer Entfernung der Prostata ein erneuter
Anstieg des PSA-Werts auf einen Rückfall hindeutet. Mit dem
geeigneten Betastrahler versehen, lassen sie sich sogar für
therapeutische Zwecke nutzen - der PSMA-Ligand transportiert den
Betastrahler zum Tumor und heftet sich dort selektiv an die
Oberfläche der Tumorzellen. Die Strahlung sorgt dort für deren
Zerstörung. Diese therapeutischen Tracer werden derzeit in klinischen
Studien getestet.
Eine wertvolle Ergänzung im Hinblick auf die Therapieentscheidung
liefert die molekulare Pathologie - sie erfasst die Veränderungen im
Tumor, die sich auf einzelne Mutationen in seiner Erbsubstanz
zurückführen lassen. Mittlerweile gibt es bei einigen Tumorarten,
etwa beim Lungenkarzinom oder beim Darmkrebs, gute Beispiele dafür,
wie eine Analyse der Erbsubstanz im Tumor diejenigen Patienten
identifizieren kann, die auf ein bestimmtes zielgerichtetes
Medikament voraussichtlich gut ansprechen, so Prof. Dr. Christoph
Röcken, Pathologe aus Kiel. Studien weisen außerdem darauf hin, dass
die Mutationslast im Tumor ein prädiktiver Marker für das Ansprechen
auf die neuen Immuntherapien sein könnte - hier seien allerdings noch
weitere wissenschaftliche Untersuchungen nötig.
"Damit Krebspatienten optimal von solchen Verfahren profitieren
können, brauchen wir die enge Zusammenarbeit verschiedener Experten,
zum Beispiel aus Chirurgie, Strahlentherapie, medikamentöser
Tumortherapie, Pflege und Psychoonkologie", forderte Prof. Dr. Peter
Albers, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Interdisziplinäre
Zusammenarbeit, Behandlungserfahrung und eine Ausrichtung der
Therapie an den Empfehlungen aktueller onkologischer Leitlinien
gehören deshalb zu den Kernanforderungen für die Zentren mit einer
Zertifizierung durch die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche
Krebshilfe. Untersuchungen zeigen, dass sich ein solches
Qualitätsmanagement für die Patienten bewährt.
Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche
Krebshilfe plädierte dafür, bei allen wissenschaftlichen und
medizinischen Zielen und Innovationen, die für weitere Verbesserungen
in der Versorgung zwingend seien, auch die Patientenorientierung
immer und verstärkt im Blick zu haben. Auch dieses Thema sei
richtigerweise ein Schwerpunkt des Kongresses. "Der moderne Patient
möchte nicht mehr der folgsame Dulder sein, sondern ein mündiger,
kompetenter Gesprächspartner. Ihm ist es wichtig, in Entscheidungen
mit einbezogen und als Individuum mit eigenen persönlichen
Bedürfnissen betrachtet und behandelt zu werden - als
gleichberechtigter Partner des Arztes. Der Begriff
Patientenorientierung beschreibt in erster Linie eine verbesserte
Kommunikation zwischen Arzt und Patient, mit dem Ziel, die
Betroffenen stärker in die Behandlungsentscheidungen einzubinden." Um
hier einen elementaren Beitrag zu leisten und um auf diesem wichtigen
Feld voranzukommen, habe die Deutsche Krebshilfe kürzlich ein
Förderschwerpunktprogramm "Patientenorientierung" eingerichtet und
hierfür drei Millionen Euro bereitgestellt. Mit dem neuen Programm
sollen zahlreiche offene Fragestellungen zu diesem Thema bearbeitet
werden.
Der Deutsche Krebskongress 2018
Der 33. Deutsche Krebskongress findet vom 21. bis 24. Februar 2018
in Berlin statt. Unter dem Motto "Perspektiven verändern Krebs -
Krebs verändert Perspektiven. Diagnose, Therapie, (Über-)Leben"
informieren sich rund 10.000 Experten über die jüngsten
wissenschaftlichen und gesundheitspolitischen Entwicklungen und
diskutieren ihre Aufgaben von heute und morgen. Der größte und
wichtigste deutschsprachige Kongress zur Krebsdiagnostik und
-therapie wird von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen
Krebshilfe gemeinsam ausgerichtet.
Die Ausrichter - starke Partner im Kampf gegen Krebs
Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) ist die größte
wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen
Raum. In der DKG vertreten sind über 7.900 Einzelmitglieder in 24
Arbeitsgemeinschaften, die sich mit der Erforschung und Behandlung
von Krebserkrankungen befassen; dazu kommen 16
Landeskrebsgesellschaften und 39 Fördermitglieder. Die DKG engagiert
sich für eine Krebsversorgung auf der Grundlage von evidenzbasierter
Medizin, Interdisziplinarität sowie konsequenten Qualitätsstandards
und ist, gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe und der
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren, Mitinitiatorin des
Nationalen Krebsplans www.krebsgesellschaft.de.
Am 25. September 1974 gründete Dr. Mildred Scheel die Deutsche
Krebshilfe. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es,
Krebserkrankungen in all ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen. Unter
dem Motto "Helfen. Forschen. Informieren." fördert die Stiftung
Deutsche Krebshilfe Projekte zur Verbesserung der Prävention,
Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und
psychosozialen Versorgung, einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Ihre
Aufgaben erstrecken sich darüber hinaus auf forschungs- und
gesundheitspolitische Aktivitäten. Die Deutsche Krebshilfe ist der
größte private Geldgeber auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung - unter
anderem der Krebsforschung - in Deutschland. Sie finanziert ihre
gesamten Aktivitäten ausschließlich aus Spenden und freiwilligen
Zuwendungen der Bevölkerung. www.krebshilfe.de
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